Schrobenhausen
Flammender Appell pro Engagement

Im vhs-Kurs "Wie werde ich Stadtrat" versucht Klaus Englert, Interessierte für die Kommunalpolitik zu begeistern

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Dienstältester - und kein bisschen desillusioniert: Seit 1984 vertritt Klaus Englert unter anderem als Vizebürgermeister sowie Kultur- und Schulreferent die Anliegen der Schrobenhausener Bürger. - Fotos: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Wer da nicht große Lust bekommt, sich mitten rein zu stürzen, ins Schrobenhausener Stadtratsgetümmel . . . Klaus Englert unternimmt erst gar keine Anstalten, beim vhs-Kurs "Wie wird man Stadtrat" seine riesengroße Liebe zu Schrobenhausen zu verhehlen. Seit Jahren versucht der mit 33 Jahren Angehörigkeit dienstälteste Schrobenhausener Stadtrat damit Bürgern kommunalpolitisches Engagement schmackhaft zu machen.

Nicht ohne Erfolg: Dereinst hörte sich ein Herr das Ganze an, der jetzt als Bürgermeister die Geschicke der Stadt lenkt: Karlheinz Stephan.

Ob auch Magdalena Flehmig (kleines Foto) eine derart steile Karriere hinlegen wird, bleibt abzuwarten. Sie ist diesmal die einzige Teilnehmerin an Englerts Kurs. Wobei Flehmig eigentlich für zwei zählt: Ihr Gatte habe ebenfalls Interesse am kommunalpolitischen Engagement, nur heute keine Zeit, erzählt sie.

In einem launigen Streifzug durch die Stadt schneidet Englert, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, dann Kunst und Kultur, Architektur und Gewerbe, Landschaftliches, die Rolle der lokalen Presse oder Promis der Stadt an. Oft mit dem Hinweis: Sich dieses Themas anzunehmen, "auch das ist Aufgabe eines Stadtrats." Was Englert mit alledem rüberbringen möchte: "Leute, ihr könnt so viel für diese wunderschöne Stadt tun!" Menschen brauche es, "die bereit sind, miteinander das Bestmögliche für das 'Unternehmen Schrobenhausen' zu erreichen". Wichtig sei auch, "dass neue Geister in den Stadtrat kommen. Und dass es nicht nur Abnicker gibt". Von seinen derzeitigen Kollegen schwärmt Englert in höchsten Tönen, spricht vom "sehr guten Stadtratsteam", der "Koalition der Vernunft" und dem "fairen Miteinander". Zwölf Sitzungen gebe es durchschnittlich pro Jahr. Plus Ausschuss- beziehungsweise Fraktions- oder Gruppierungssitzungen läpperten sich so gern mal zwei Abende pro Woche im Einsatz für die Stadt zusammen. Ein "Honigschlecken" sei das nicht immer, gesteht Englert. Und brutale Reichtümer sind auch nicht drin: Als Vergütung seien je 75 Euro pro Monat, für jede Sitzung sowie für Referententätigkeit zu erwarten. Geld, das fast alle seiner Kollegen spenden würden. "Weil die meisten das aus Berufung machen."

Genau so weit möchte Englert auch Magdalena Flehmig bringen, rät ihr: "Gehen Sie doch einfach mal hin!" Oder: "Schließen Sie sich einer Gruppierung an!" Welcher sei eher zweitrangig. Statt - wie viele es tun würden - über alles nur zu schimpfen, "lieber aufstellen lassen!"

Doch konnte er Magdalena Flehmig am Ende überzeugen? "Sehr motivierend" fand sie Englerts flammenden Vortrag. "Wir sind immer aktive Leute gewesen, wollen uns in die Gesellschaft einbringen", beteuert Flehmig. Seit rund fünf Jahren leben sie und ihr Mann in der Stadt. "Um eine Liebe zu diesem Ort zu entwickeln, muss man nicht hier geboren sein", versucht Englert seinen Gast weiter zu bestärken. Lediglich zwei Frauen mischten derzeit im Schrobenhausener Stadtrat mit - was Flehmig tolle Chancen einräume. Sie habe ja bereits in München ein IT-Seminarinstitut gegründet, wisse sich also durchaus in einer Männerdomäne zu behaupten, versichert Flehmig. "Beste Voraussetzungen also", freut sich Englert.

Und Magdalena Flehmig fällt gleich ein Punkt ein, bei dem in Schrobenhausen der Schuh drückt: Sie fände es toll, wieder einen Lebensmittelladen in die Innenstadt zu bringen.