Schrobenhausen
Feinste Kammermusik im Pavillon

Das BR-Symphonieorchester verzauberte sein Schrobenhausener Publikum

23.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:45 Uhr

Die Soloparts mit Kraft und Grazie vollführen: Michael Friedrich, Lukas Maria Kuen und Samuel Lutzker, drei Meister ihres Fachs und des Zusammenspiels. - Foto: Erdle

Schrobenhausen (SZ) In den Genuss eines außergewöhnlichen Kammermusikabends kamen die Besucher des Pavillonkonzerts am Samstag. Waren die Erwartungen an die drei Mitglieder des BR-Symphonieorchesters hoch, wurden sie durch Michael Friedrich, Samuel Lutzker und Lukas Maria Kuen noch übertroffen.

Nicht allzu oft ist ein Konzertpublikum dauerhaft ähnlich gebannt, wie die ausführenden Musiker konzentriert sind. Der Samstag im Musikschulpavillon aber war ein solcher Ausnahmefall: Bei dem Klaviertrio um Michael Friedrich gab es immer wieder Passagen, in denen man als Zuhörer fast nicht hätte atmen wollen, um nur ja keine Nuance zu verpassen. Die drei Künstler agierten mit einer solchen Delikatesse, dabei mit pointiert-selbstverständlichem Zugriff bei schönster klanglicher Ausgewogenheit, dass die sprichwörtliche "reine Freude" die Wirkung auf den Saal nur unzureichend wiedergibt. Angesichts solcher kultureller Erhebung möge jeder Zweifel an der Bedeutung der Kunst für das (alltägliche) Leben sofort und dauerhaft entschwinden.

Zugegeben, ein Abend mit drei klassischen Trio-Klassikern wie Haydns "all'ongarese" (Zigeuner-Trio), Beethovens "Gassenhauer" und Dvoáks "Dumky" auf dem Programm, der auf das Publikum nicht wirkt, wäre nur schwer vorstellbar. Wirken dabei aber drei gleich meisterliche, gleichberechtigte Kammermusikpartner wie Michael Friedrich, Samuel Lutzker und Lukas Maria Kuen zusammen, die nicht sich vordergründig in eine Partitur hineinspielen, sondern in die Musik hineinhören, um diese dadurch umso genauer zur Geltung zu bringen, kommt nicht nur die Struktur dieser drei Werke klar zum Ausdruck, sondern auch der jeweilige vom Stück geforderte Ton zu seinem Recht.

Angesichts des gänzlich unaufgeregten, durch knappste Verständigung perfekt funktionierenden Zusammenspiels mochte man fast nicht glauben, hier kein langjährig eingespieltes Ensemble vor sich zu haben. Mit dem "Zigeuner-Trio" erwies der Abend dem eigentlichen Begründer der Gattung Klaviertrio, Joseph Haydn, seine Reverenz, und zwar nicht - wie oft sonst - als bloßes "Einspielstück". Die Gewichtung der drei Instrumente ist auch in Haydns 39. Trio noch nicht ganz ausgewogen; so hat Samuel Lutzkers volltönendes Cello im wesentlichen den Klavierbass zu verstärken. Wie aber Michael Friedrich die Geigenstimme "cantabile" im ansonsten noch vom Klavierpart dominierten langsamen Satz gesanglich zart, tonschön und doch fast gänzlich zurückgenommen gestaltet - der Ausdruck sei gestattet, weil er hier passt: das war zum Weinen schön. Schönste Wirkungen, nicht nur für die Violine mit Doppelgriffen, Spiccato und schnellen Saitenwechseln, ergaben sich auch im anschließenden "Zigeuner-Rondo". Im Bühnenhintergrund aufgestellte Akustikwände trugen das ihre dazu bei, dass den Zuhörern keine Klangnuance entgehen konnte.

Das Gassenhauer-Trio op. 11 in der Ur-Fassung für Klarinette ist zwar für Beethovensche Kammermusik-Verhältnisse heiter-leicht und eingängig anzuhören, verfügt dabei aber über genügend überraschende Akzente und unvermittelte Moll-/Dur-Wechsel, um als vollgültiger, kompromissloser Beethoven durchzugehen. Beiden Aspekten wurden die Musiker zupackend und mit Spielwitz gleichermaßen gerecht, etwa mit den perlenden Läufen, die Lukas Maria Kuen in der Durchführung des Allegro con brio beisteuerte, und den wuchtigen Unisono-Passagen. Nach der Pause bot Antonín Dvoáks "Dumky-Trio" mit seinen zum Programm erhobenen Stimmungswechseln in sechs Sätzen - der Programmzettel hätte hier übrigens etwas genauer sein können - erneut die Gelegenheit, alle Qualitäten des Ensembles von zartester Melancholie bis zum fast orchestralen Vivace-Schwung zu bündeln. Und es ward so - ein Höhepunkt der Pavillonkonzerte.