Schrobenhausen
Fehlwürfe beim Biomüll sind ein Problem

Die Papiertonne bleibt auf jeden Fall Landkreis wartet auf Gerichtsurteil

25.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Hofft auf eine Entscheidung zugunsten der kommunalen Papiertonne: Johannes Vollnhals, Chef der Landkreisbetriebe. - Foto: Frank

Schrobenhausen (SZ) Vor fünf Jahren hat der Kreistag einmütig die Einführung einer kommunalen Papiertonne beschlossen. Bis heute ist dieser Beschluss nicht umgesetzt, weil es noch keine Rechtssicherheit gibt. Probleme gibt es mit Fehlwürfen bei der Biotonne.

Seit Roland Weigert (FW) Landrat ist, begleitet ihn das Thema Papiertonne. 2008, exakt im Jahr seiner Wahl, drängte die Schrobenhausener Firma Gigler mit ihren blauen Tonnen auf den Altpapiermarkt. Wer die Blaue haben wollte, bekam sie kostenlos vors Haus gestellt. Seitdem geben die Bürger ihr Papier in die Behälter, Gigler sammelt den Wertstoff zuverlässig ein und vermarktet ihn. 3912 Tonnen im Jahr 2015. Kein Grund zu klagen also. Der Landkreis, der bis dahin das Altpapier über die Wertstoffhöfe erfasst hatte, sah sich plötzlich vor einer neuen Herausforderung. Die rund 6000 Tonnen Material, die so übers Jahr zusammenkamen und gutes Geld brachten, brachen weg. Im Jahr 2015 sammelte der Kreis nach Auskunft von Johannes Vollnhals, Nachfolger von Franz Josef Simon und seit drei Jahren Chef der Landkreisbetriebe, nur noch 507 Tonnen Zeitungen und rund 1000 Tonnen Mischpapier. Vergleichsweise schnell erkannten die Kreispolitiker, dass hier ein Konkurrent am Werk war. Und das ganz legal. Im November 2008 erlitt der Landkreis dann eine Niederlage, als der Bayerische Verwaltungsgerichtshof zugunsten des privaten Unternehmens entschied. Im Oktober 2011 entschied der Kreistag einstimmig die Einführung einer kommunalen Papiertonne. Vor diesem Hintergrund sollte Simon die europaweite Ausschreibung vorbereiten, damit im Januar 2013 die Kommunaltonne eingeführt werden könne.

Aus all dem ist nichts geworden. Der letzte Akt im Papierdrama steht noch aus. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat Ende Juni zu einer Altkleidersammlung in Aschaffenburg ein Urteil gesprochen. Das könnte, so Landkreisbetriebechef Johannes Vollnhals, jetzt Bezugspunkt werden. Die Bundesrichter sind dabei von einer Irrelevanzschwelle von zehn bis 15 Prozent ausgegangen. Werde die durch Private überschritten, beeinträchtige das die Interessen der öffentlichen Hand. Diese Schwelle überschreitet Gigler bei Weitem. Sollte sich der Verwaltungsgerichtshof in Ansbach der Auffassung der Leipziger anschließen, könnte es mit der kommunalen Papiertonne noch etwas werden. Einnahmen aus der Papiervermarktung würden bei den Abfallgebühren wirksam werden. Viel, davon ist Vollnhals überzeugt, werde das nicht ausmachen, aber der Bürger hätte Entsorgungssicherheit. Bricht der Papierpreis ein, können sich die privaten Sammler ohne viel Federlesens vom Mark zurückziehen. Das kann der Landkreis nicht, denn zur Papiersammlung verpflichtet ihn das Gesetz - unabhängig von guten oder schlechten Absatzchancen. Weigert beruhigt. Der Service Papiertonne "bleibt den Bürgern auf jeden Fall" - vom wem auch immer.

Das Papier ist die eine Baustelle. Eine weitere ist der Bioabfall. Die Entsorgung ist zwar geregelt, nur die Beschickung der Gefäße durch die Bürger lässt zu wünschen übrig. Immer wieder finden Müllwerker Plastik und sogar Restmüll in den Behältern. Diese Fehlwürfe müssen aussortiert werden. "Auch Biokompostbeutel soll man nicht verwenden", bittet Vollnhals. Deren Verrottung dauert mit zwölf Wochen erheblich länger als der Kompostiervorgang, der nur sechs Wochen in Anspruch nimmt. Deshalb müssen auch sie ausgesondert werden, ansonsten darf man das fertige Material nicht auf Feldern ausbringen. "Man tut damit niemand was Gutes. Besser ist, stattdessen Zeitungspapier zu nehmen", rät Vollnhals. Bei 3859 Tonnen ist der Bioabfall eine nennenswerte Größe der Entsorgung.

Insgesamt ist das Hausmüllaufkommen rückläufig. Waren es 2012 noch 8834 Tonnen, betrug die Charge im Jahr 2015 nur noch 8096 Tonnen. Die Leichtverpackungen des DSD summierten sich 2012 über die Wertstoffhöfe auf 1147 Tonnen. 2015 waren es bereits 2911 Tonnen, die haushaltsdeckend über die gelben Behälter gesammelt wurden. Ein Teil davon war in den Jahren zuvor im Restmüll gelandet. Die Menge an Behälterglas ist mit rund 1700 Tonnen nahezu identisch geblieben. Insgesamt produzierten die Bürger des Landkreises im Jahr 2015 mehr als 41 600 Tonnen Abfall. Bei 93 724 Einwohnern sind das mehr als 444 Kilogramm pro Kopf.