Schrobenhausen
Es wird gehämmert und gesägt

Die Bayerische Bauwirtschaft sucht auch im AWO-Kindergarten Dreilinden nach künftigen Baumeistern

21.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Nicki Nagel und Harry Hammer wissen, wie es geht: Im wahren Leben heißen die beiden Leitfiguren des Baumeisterprojektes des Verbandes der Bayerischen Bauwirtschaft Lukas Wolpert und Christina Lehner. Sie zeigen den Kindern im AWO-Kindergarten Dreilinden, wie mit Säge und Hammer eine Stadt gebaut wird - Fotos: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) „Baumeister gesucht!“ hieß es gestern im AWO-Kindergarten in Dreilinden. Ziel der speziell auf Vorschulkinder zugeschnittenen Initiative der Bayerischen Bauwirtschaft ist es, Kinder an bauhandwerkliche Arbeiten heranzuführen.

Auf ihrer Tour durch ganz Bayern haben Harry Hammer und Nicki Nagel im AWO-Kindergarten Halt gemacht. Ihre Mission: Die Baumeister von morgen aufspüren! Und sie haben eine Menge mitgebracht: Werkzeug, Material, Handbuch, knallgelbe Helme – und Zeit. Die nehmen sich Harry Hammer und Nicki Nagel reichlich, um die kleinen Baumeister auf ihre Arbeiten vorzubereiten. Denn die dürfen schließlich auch noch selber ran ans Werk.

Zuvor gibt es eine Art kindgerechten Crash-Kurs – ausführlich genug, um die Kleinen mit der verantwortungsvollen Handhabung der verschiedenen Werkzeuge vertraut zu machen, flott genug, damit auch keiner die Konzentration verliert. Ganz wichtig auch: Haare zusammenbinden, Schmuck runter, Helm auf den Kopf! Die beiden wissen übrigens, wovon sie reden: Lukas Wolpert alias Harry Hammer ist Schreinermeister, und Christina Lehner alias Nicki Nagel ist Holzbildhauerin und Sozialpädagogin sowie Bildungsreferentin des Instituts für innovative Bildungskonzepte (i!bk). Auch an der kindgerechten Werkbank – ebenfalls ein Geschenk der Bayerischen Bauwirtschaft – werden die Kinder noch mal genau eingewiesen.

Entsprechend „ausgebildet“ geht es dann ans Werk: Es wird gehämmert und gesägt, gefeilt und gebaut, was das Zeug hält – bis am Ende des (Kindergarten-)Tages eine richtige kleine Stadt entstanden ist. Ein Blick in die kleinen Gesichter verrät: Die Kinder sind konzentriert und voller Interesse dabei. Vor allem auch das ist ihnen anzumerken: Etwas mit den eigenen Händen zu bauen, macht ihnen richtig viel Spaß.

Jenny Douda-Kückelhaus ist von dem Projekt begeistert. „Eine so gut durchdachte Vorbereitung habe ich selten erlebt“, versichert die Leiterin des AWO-Kindergartens. „Oft sind es nur kleine Griffe, die darüber entscheiden, ob etwas zum Erfolg wird oder man gefrustet ist.“ Denn auch das gehört zum Konzept: Ausführlich wurde das AWO-Team tags zuvor auf das Baumeister-Projekt vorbereitet.

Ziel sei, das zunächst bis Anfang nächsten Jahres anberaumte Projekt langfristig zu etablieren und das Bauhandwerk im Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan zu verankern, erklärt Projektleiterin Ragna Sturm. Dem dürfte nicht viel im Wege stehen, denn: „Wir werden von Anfragen überrannt“, versichert Ragna Sturm. Schirmherrin der Initiative ist Bayerns Familienministerin Emilia Müller. Ideengeber war übrigens Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, und Chef des Spezialtiefbaukonzerns Bauer, der auch die Patenschaft für das Projekt übernommen hat.

Die Initiatoren hoffen, dass die Initiative auch langfristig Früchte trägt. „Die Bauwirtschaft investiert in das Projekt, um Boden für den Nachwuchs zu bereiten“, erklärt Alexandra Luchtai vom Bayerischen Bauindustrieverband. Doch auch wenn nicht aus jedem der kleinen AWO-Baumeister von heute in ein paar Jahren ein Handwerker wird, sehen die Initiatoren noch einen entscheidenden Vorteil in ihrem Projekt: „Bauhandwerken fördert das Geschick und die Konzentration, aber auch die Lösungskompetenz bei Problemen und damit Fähigkeiten, die für das ganze Leben wichtig sind“. Jenny Douda-Kückelhaus kann der Initiative noch einen weiteren positiven Aspekt abgewinnen: „Bei aller Wertschätzung für das Baugewerbe finde ich auch den Ansatz der Gender-Pädagogik genial – 2014 sollte es nicht mehr mit dem geborenen Geschlecht zu tun haben, ob man mit einem Hammer umgehen kann.“