Schrobenhausen
"Es war eine echte Herzensangelegenheit"

Jörg Weber und Peter Hillinger haben Kurt Schwarzbauers neue CD "Hin und Her" produziert

26.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Kreative Köpfe im Gespräch: Jazz-Musiker und Komponist Jörg Weber (l.) hat das neue Schwarzbauer-Album »Hin und Her« gemeinsam mit seinen für die Technik zuständigen Klangwasser-Kollegen Peter Hillinger (r.) und Rolf Beyer (nicht im Bild) arrangiert und produziert. - Foto: Vogt

Schrobenhausen (SZ) Jörg Weber und Peter Hillinger vom Halsbacher Klangwasser-Studio sind die kreativen Köpfe hinter der aktuellen CD von Kurt Schwarzbauer (wir berichteten). Im Interview sprechen sie über den Reiz, Schwarzbauer-Titel neu zu interpretieren, prominente Fans und einen potenziellen Wiesn-Hit.

Am Montag beginnt in München die kleine „Tour“ zum neuen Schwarzbauer-Album, die sich 2016 an verschiedenen Orten Bayerns fortsetzt. Wie ist die Stimmung vor dem Start?

Peter Hillinger (50): Natürlich fiebern wir nach der Veröffentlichung des Albums auch den Liveauftritten entgegen und sind gespannt darauf, welche und wie viele Leute zu diesen Konzerten tatsächlich kommen. Der regionale Support, den der Kurt von zu Hause gewohnt ist, wird wohl erst einmal fehlen. Doch es ist ja ohnehin auch unser Ziel, das Projekt überregional bekannter zu machen. Auch kleinere Festivals werden womöglich im neuen Jahr interessant.

 

So wie das Aichacher Stereowald-Festival, bei dem die Schwarzbauer-Band im August gemeinsam auf der Bühne stand. Was reizt diese Ansammlung von regional und überregional bekannten Musikern an dem Projekt?

Jörg Weber (44): Nicht nur wir beide, sondern auch andere Bandmitglieder wie unser Bassist und „Manager“ Markus Schäfer haben eine intensive Beziehung zu der Musik und den Texten von Kurt Schwarzbauer. Gleiches gilt beispielsweise für meinen Bruder Flo, der sofort bereit war, die Schlagzeugaufnahmen für die CD zu übernehmen.

Hillinger: Diese Kurt-Schwarzbauer-Geschichte ist eine, die viele von uns persönlich schon lange begleitet. Der Kurt ist auch für uns ein begnadeter Liedermacher und Poet mit vielen Facetten. Es ist, so kann man es wohl zusammenfassen, für alle Beteiligten eine echte Herzensangelegenheit.

Weber: Mir war es deshalb auch wichtig, dass ich „Wenn I so kannt“ und „Hä Willi“ neu interpretieren darf – zwei Hymnen meiner Jugend. Vielen Menschen in Schrobenhausen ist vielleicht gar nicht bewusst, wie bedeutend diese Lieder in Verbindung mit dem „Lied-vom-Land“-Film waren. Ich habe damals realisiert, dass auch in dem vermeintlichen „Kaff“ in künstlerischer Hinsicht professionelles Arbeiten möglich ist. Für mich war das ein Ansporn, um mich beruflich in diese Richtung zu orientieren.

 

Speziell bei diesen beiden Titeln erkennt man nun deutlich Ihre Handschrift. Auch eine Jazznummer befindet sich am Ende der CD. Nach welchen Vorstellungen wurde das Album denn konzipiert?

Weber: Mir war von vornherein klar, wie die CD klingen wird. Alleine aufgrund der beteiligten Musiker, von denen alle ihr ganz eigenes Element mitbringen. Das Album sollte einen Bogen haben. Für mich stellt die erste Hälfte den poetischeren Teil dar, die zweite Hälfte die Facetten von Kurt Schwarzbauer. Die Jazznummer war eher Zufall. Ich habe zu dieser Zeit viel Ella Fitzgerald und Louis Armstrong gehört, und da es noch ein Duett geben sollte, haben wir “Let’s Call The Whole Thing Off“ fast eins zu eins ins Bayerische übertragen.

Hillinger: Die Vorgabe war jedenfalls nicht: Wir machen jetzt ein ganz anderes oder ein besonders jazziges Album. Der Kurt hat uns die Songs textlich und nur mit Gitarre vorgestellt, so dass sie in dieser Hinsicht zunächst einmal ähnlich klangen. Aber jedes Lied hat eine eigene Essenz, die wir versucht haben, herauszustellen.

 

Kurt Schwarzbauer selbst war zunächst skeptisch, was die Neugestaltung mancher Lieder betrifft, letztendlich aber sehr zufrieden. Welche Reaktionen gibt es ansonsten?

Hillinger: Unter den Schrobenhausenern gibt es sowohl diejenigen, denen der „andere“ Kurtl besser gefällt, als auch Leute, die Kurt Schwarzbauer neu entdecken. Aber auch Reaktionen von extern sind besonders spannend: Zum Beispiel von LaBrassBanda-Frontmann Stefan Dettl, der für die neueste Ausgabe der Zeitschrift „Muh“ eine Plattenkritik verfasst hat. Ihm gefällt die erste Hälfte der CD besser.

Weber: Sein Schlussfazit lautet: „Die Platte lädt zum Träumen ein.“ Auch er, der aus einer anderen Perspektive an die Sache herangeht, hat also vor allem diese positive Melancholie wahrgenommen. Dagmar Golle von Bayern 2 gefallen dagegen zwei Titel aus der zweiten CD-Hälfte am besten.

 

Die nächsten Monate werden nun einen ersten Fingerzeig geben. Was ist mit dem neuen Projekt möglich?

Hillinger: (lacht) Ein paar von uns haben – noch bevor das Album in Planung war – festgestellt, dass das Lied „Gruaberin“ ein idealer Wiesn-Hit wäre. Vielleicht klappt’s ja 2016 damit.

Weber: Grundsätzlich sind wir alle lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass es unrealistisch ist, irgendwelche Prognosen abzugeben. Wir schauen jetzt einfach mal, was passiert und welche Wirkung es hat, wenn so eine Geschichte überregional gestartet wird.

 

Das Gespräch führte

Matthias Vogt