Schrobenhausen
Die Wärme, die aus der Ferne kommt

Erste Innenstadthäuser sollen in zwei Jahren durch ein neues Netz beheizt werden können

05.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Schrobenhausen (SZ) In gut zwei Jahren könnten in Schrobenhausen die ersten Häuser mit Fernwärme beheizt werden. Darauf setzt Wolfgang Braun, Geschäftsführer der Stadtwerketochter Sol-Energie, wenn er auf das gerade entstehende Projekt in der Altstadt schaut.

Rund 200 Meter der Haupttrasse für die Versorgung der Innenstadtbewohner und Geschäfte mit Fernwärme sind bereits verlegt. Einiges steht noch an. Dazu gehört auch der Anschlusszweig, der später zum Lieferanten der Fernwärme führen soll. Wie Braun sagt, werde die Trasse von der südlichen Lenbachstraße östlich - also Richtung Jugendzentrum - um den im vergangenen Sommer sanierten Thiers-Kreisel herumgeführt: "Wir werden den frisch asphaltierten Kreisel nicht aufreißen müssen."

Der Partner, wie Braun (Foto) den Wärmelieferanten nennt, ist die Firma Leipa in Schrobenhausen. Im vergangenen Februar unterschrieben Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan und Peter Probst, Geschäftsführer der Leipa Gruppe, eine Absichtserklärung, gemeinsam das Projekt Fernwärmenetz auf den Weg zu bringen (wir berichteten). Das Grundkonzept sieht vor, dass Restwärme, die bei der Produktion der Firma Leinfelder in der Vorstadt anfällt, für die Wärmeversorgung in der Altstadt verwendet werden soll. Rund zwei Millionen Euro investieren die Stadtwerke nach Angaben von Vorstand Thomas Schneider in das Projekt.

Mit Leinfelder werde derzeit an den Feinheiten des Konzeptes gefeilt, sagt Braun. 2019 sollen die ersten Häuser in der Innenstadt mit der Fernwärme beheizt werden. Bislang geht Braun auch davon aus, dass der Arbeitspreis für die Kilowattstunde Fernwärme bei etwa acht Cent liegen könnte. Die genaue Höhe des dann an die Stadtwerke zu zahlenden Preises werde sich aus der detaillierten Kalkulation ergeben. Derzeit werde bei der Sol-Energie eine Marktanalyse betrieben.

Das Interesse an der Fernwärme in der Innenstadt ist laut Braun da. Alleine in der südlichen Lenbachstraße seien bereits zwölf Hausanschlüsse fertiggestellt worden. Weitere sollten folgen. Und natürlich möchte Braun mit der Fernwärme auch abseits der Lenbachstraße Häuser versorgen - sofern es technisch machbar erscheint. Entsprechende Gespräche mit den Immobilieneigentümern in den Altstadtgassen würden geführt.

Mit dem Fortschritt der Bauarbeiten für die Fernwärme ist Braun bislang grundsätzlich zufrieden. Es liege in der Natur der Dinge, dass es immer wieder mal Probleme auf der Baustelle gebe. Braun erinnert an eine Woche Verzug durch einen Brunnen am Hofgraben. Die Woche sei wieder aufgeholt worden.

Auch die archäologischen Funde am ehemaligen Oberen Tor hätten die Arbeiten ein wenig aufgehalten. Zuletzt sorgten bei den Abzweigungen zur Zeil und zum Lenbachplatz unerwartet aufgetauchte Gasleitungen für Verzug beim Aufbau der Haupttrasse (wir berichteten). Doch die gute Zusammenarbeit aller an der Innenstadtumgestaltung Beteiligten wie Stadtbauamt, Planer und Baufirmen laufe so gut, dass laut Braun "Probleme und Konflikte frühzeitig benannt und gelöst wurden und werden". Nichts werde ausgesessen, so Braun weiter.

Und wie geht es mit der Fernwärme weiter? Im kommenden Jahr soll der Anschluss an Leinfelder vorbereitet werden. Ansonsten gilt: "Wir folgen der Innenstadtgestaltung." Soll heißen: Der zweite Bauabschnitt in der Zeil soll voraussichtlich im Frühjahr kommenden Jahres starten. Je nach Wetterlage rechnet Braun mit dem Baubeginn im März oder April. Dann sollen auch Leitungen in die Seitengassen und die Paarstraße gelegt werden. Die weiteren Bauabschnitte werden die nördliche Lenbachstraße (etwa 2019) und dann zum Schluss der Lenbachplatz (etwa 2020) sein. Entgegen den ersten Plänen der Sol-Energie werde damit auch die Haupttrasse für die Fernwärme komplett in der Lenbachstraße liegen und nicht über den Lenbachplatz geführt. Doch das bis dahin möglicherweise sanierte Rathaus und die umliegenden Gebäude dort könnten trotzdem einen Anschluss für die Fernwärme bekommen, betont Braun.

Wie wichtig Braun das Projekt Fernwärme ist, daran lässt der Geschäftsführer der Sol-Energie keinen Zweifel aufkommen: "Schrobenhausen bekommt eine schöne, lebenswerte Innenstadt und eine moderne, klimafreundliche und damit zukunftssichere Wärmeversorgung." Immerhin werde das Fernwärmenetz dabei helfen, dass alleine die Altstadt mehr als 2000 Tonnen CO2 pro Jahr einspare im Vergleich zu bisher herkömmlichen Heizstoffen.