Eingestürztes Dach: Experten suchen Ursache

24.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr
Die Retter bahnten sich ihren Weg in den Modemarkt durch ein Loch in der Wand des benachbarten Getränkemarktes. −Foto: M. Schalk

Mühlried (SZ) Entwarnung: Die vermisste junge Frau ist nicht in den Trümmern des Mühlrieder Modemarktes gefunden worden, dessen Dach am Donnerstagabend einstürzte. In der Nacht zum Freitag wurde der Einsatz der Rettungskräfte um 1.29 Uhr beendet. Was bleibt sind 750 000 Euro Schaden und die Frage nach der Unglücksursache

Den Rettungskräften ist die Erleichterung anzumerken. Um 1.17 Uhr in der Nacht zum Freitag treffen sich die Verantwortlichen in dem roten Zelt, das extra für Einsatzbesprechungen aufgebaut ist. Zwölf Minuten später ziehen einige ihre Westen aus, die ersten Anweisungen für den Abmarsch der noch verbliebenen rund 120 Rettungskräfte werden gegeben.

Schrobenhausens Polizeichef Klaus Rewitzer erklärt den Einsatz für beendet. Damit wird auch die Suche nach einer etwa 18-jährigen Frau mit blondem Haar abgebrochen, die am Donnerstagabend kurz bevor das Dach des Modemarktes in der Rinderhofer Breite gegen 18.45 Uhr herunterkam, gesehen wurde. „Nach menschlichem Ermessen ist keine Person mehr in dem Gebäude“, sagt Rewitzer. Der Polizei liegen auch keine Vermisstenanzeigen vor, was Rewitzer als weiteres Indiz dafür wertet, dass sich die etwa 18-jährige Vermisste als das Dach einstürzte nicht mehr im Gebäude befunden hat.

Seit Stunden haben insgesamt fast 170 Helfer der Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks versucht, das eingestürzte Dach dort abzutragen, wo vorher ein Polizeihubschrauber eine unbekannte Wärmequelle ausgemacht hat. Wiederholte Überflüge kommen immer zu dem gleichen Ergebnis. Einsatzleiter Josef Kettner gibt gegen 0.30 Uhr einen neuen Befehl: Die Wand vom inzwischen abgestützten Getränkemarkt direkt neben dem eingestürzten Modemarkt soll durchbrochen werden. Die Helfer des THW haben schon ein Loch gebohrt und mit einer Kamera auf die Kleiderständer, die die Last des Daches noch halten, geschaut – ohne Ergebnis. Jetzt wird ein fast türgroßes Loch in die Wand gestemmt.

Die beiden Suchhunde des BRK und des Arbeiter-Samariter-Bundes werden hineingeschickt in die Trümmer des 2002 und 2003 gebauten Gebäudes. Es ist mucksmäuschenstill im Getränkemarkt. Die Anspannung aller Retter ist deutlich zu spüren. Die Hunde kehren zurück ohne anzuschlagen. Wie schon zweimal zuvor ist auch das wieder ein Zeichen dafür, dass keine Person im Gebäude sein muss. THW-Retter klettern durch das Loch und sehen sich dort um, wo die Wärmebildkamera immer wieder Hitze angezeigt hatte. Kreisbrandinspektor Kettner: „Es ist wahrscheinlich ein Teil der Lüftungs- und Klimaanlage, das noch warm war.“

Das THW baut einen Zaun um das Gebäude auf. Die Feuerwehren rücken ab. Die Kriminalpolizei Ingolstadt übernimmt die Ermittlungen zur Unglücksursache. Die Gutachter trauen sich am Freitag noch nicht so recht ins einsturzgefährdete Gebäude. Sie greifen lieber auf eine ferngesteuerte Flugdrohne zur Aufklärung zurück. Inzwischen haben die Ermittler den entstandenen Schaden geschätzt. Der soll sich auf rund 750.000 Euro belaufen. Bis die Unglücksursache geklärt ist, wird es nach Worten von Peter Grieser, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, noch einige Zeit dauern: Wir müssen alle Geduld haben.“ Teilweise von Hand müssten die Trümmer einzeln abgetragen und genau unter die Lupe genommen werden. Nur so lasse sich die Ursache für das eingestürzte Dach genau klären, so Grieser.