Schrobenhausen
Eine Stadt lernt radeln

Gebietsverkehrswacht Schrobenhausen feiert das 50-jährige Bestehen der Jugendverkehrsschule

19.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:55 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Rund 17 000 Kinder haben in den vergangenen fünf Jahrzehnten das Radln in der Jugendverkehrsschule in Schrobenhausen erlernt. Das hat Schulrätin Barbara Keppeler ausgerechnet. Rein mathematisch betrachtet entspricht das der heutigen Einwohnerzahl Schrobenhausens.

Mit diesem Rechenbeispiel erstaunte die Schulrätin des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen gestern Vormittag die Gäste, die zusammen mit der Gebietsverkehrswacht Schrobenhausen das 50-jährige Bestehen der Jugendverkehrsschule an der Georg-Leinfelder-Straße feierten. Jedes Jahr zähle der Verkehrsgarten zwischen 350 und 400 Grundschüler, die in der vierten Klasse für ihre Bemühungen mit dem Fahrradführerschein belohnt würden, so Richard Felbermeir (kleines Foto), Vorsitzender der Gebietsverkehrswacht Schrobenhausen. 1967 wurde die Jugendverkehrsschule aus der Taufe gehoben, obwohl damals das Verkehrsaufkommen in Schrobenhausen noch sehr überschaubar gewesen sei, so Felbermeir. 1977 ging die Jugendverkehrsschule auf die Stadt Schrobenhausen über, die seitdem für den Unterhalt aufkomme. Erst vor fünf Jahren, so Felbermeir weiter, habe die Stadt den Platz grundlegend sanieren lassen. Für den fachkundigen Unterricht auf dem Areal sorge die Polizei Schrobenhausen.

Rund 135 000 Euro habe sich die Stadt die Sanierung 2012 kosten lassen, erwähnte Bürgermeister Karlheinz Stephan. Er erinnerte gleichzeitig daran, dass die Jugendverkehrsschule damals ein Vorzeigeprojekt gewesen sei. Er betonte, dass in den vergangenen Jahrzehnten die Verkehrssituation immer komplexer geworden sei. Darum sei es immens wichtig, dass bereits die Kinder die geltenden Verkehrsregeln erlernten. Mit einem Augenzwinkern fügte er noch hinzu: "Man sollte sich eigentlich überlegen, ob man nicht die Großen auch ab und zu mal wieder hier vorbeischickt . . ."

Nun die Großen - also die Eltern und teilweise die Großeltern der heutigen Grundschüler - haben aber oftmals schon die Jugendverkehrsschule absolviert. Das ergab eine kurze Nachfrage, die Schulrätin Barbara Keppeler unter den Viertklässlern der Grundschule Mühlried - sie sangen zur Feierstunde - startete. Die Pädagogin zog daraus den Schluss, dass die Einrichtung "eine Schule fürs Leben" sei.

So ganz auf Zahlenspiele verzichtete auch der Schulreferent des Stadtrates, Klaus Englert, nicht. Die 50 Jahre, die die Jugendverkehrsschule nun bestehe, sei ein Vierzigstel seit Christi Geburt, rechnete Englert vor. In der Zeit sei viel geschehen. Unter anderem hat Englert im Archiv und in den eigenen Kindheitserinnerungen gekramt. Das heutige Areal der Jugendverkehrsschule sei damals als Schellerweiher in Schrobenhausen bekannt gewesen. Der See habe dazu gedient, im Winter die Schrobenhausener Brauereien mit Eis zu versorgen. In seiner Kindheit habe er im Winter zugeschaut, wie dort Eisblöcke geschnitten wurden. Im Sommer hätten er und seine Freunde gerne im nicht ganz sauberen Wasser des Weihers gebadet. Die Gründung der Jugendverkehrsschule sei richtig gewesen, denn damals seien jährlich so viel Menschen im Straßenverkehr durch Unfälle ums Leben gekommen, wie Schrobenhausen Einwohner hatte.