Schrobenhausen
Eine Liebeserklärung an den Freistaat

Ottfried Fischer eröffnete die Ausstellung "Extrem bayerisch" im Pflegschloss

02.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden: Das eine bayerische Original - Ottfried Fischer - bei seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung "Extrem bayerisch"; das andere ist ein Ausstellungsstück. - Fotos: Drexler

Schrobenhausen (SZ) Extrem und bayerisch - kombiniert ist geradezu normal, zumindest in Bayern. Diese These stellte der Kabarettist und Schauspieler Ottfried Fischer auf, als er am Samstag die Ausstellung "Extrem Bayrisch" im Museum im Pflegschloss eröffnete.

Einen besonderen Höhepunkt, der die Stadt in den Mittelpunkt Bayerns rücke, nannte Bürgermeister Karlheinz Stephan diese Veranstaltung. Das Normalextreme zieht sich wie ein roter Faden durch Kabarettprogramme oder literarische Werke Fischers. Getreu seiner These, die im Ganzen so klingt: "Extrem in Kombination mit bayerisch erfährt eine Veränderung und wird normal." Dieses "Bayerisch-Extrem-Normale" hat er zusammen mit dem mehrfach ausgezeichneten Fotografen Roger Fritz in dem Bild- und Textband "Extrem Bayerisch" erarbeitet, der die Basis der Ausstellung ist. Diese opulente Arbeit könne nicht allein in einem Buch stehen, erklärte Kurator Peter Syr, wie er darauf kam, dieses Buch zum Zentrum seiner Ausstellung zu machen.

Ob Fingerhakeln, Stoalupfa, Maibaumaufstellen, Nackerte an der Isar, Eindrücke vom Oktoberfest, dem Christopher-Street-Day oder zünftigen Vereinsfeiern - der Fotograf Fritz hat die unterschiedlichsten Eindrücke von der Typenvielfalt im Freistaat festgehalten. "Untermalt" werden die Aufnahmen mit Kommentaren Fischers. Kostprobe gefällig? "Der Bajuware ist extrem. Daher würde er in aller Bescheidenheit eine Beurteilung tolerieren, die ihn als Kleinod der Schöpfung definiert.

Diese Einschätzung als ethnisches Juwel erklärte dann aber auch, weswegen man gerne sagt: Der Bayer ist nicht zu fassen. So wird auch die mit erhellendem Text versehene Ausstellung einmal mehr den Beweis führen, dass man ihn, diesen wertvollen Rohling, zwar oft schon von Weitem riechen und hören kann, es aber immer spannend bleibt, welches Manns- oder Weibsbild plötzlich vor einem steht - und oft ist das dann wirklich unfassbar."

Die Ausstellung ist eine Liebeserklärung an den Freistaat. In fünf verschiedenen Themenbereichen zeigt sie Bilder und Gegenstände, die nach Ausstellungsmacher Syr das Prädikat "extrem bayerisch" verdient hätten. Darunter die Zinkbadewanne von König Ludwig II. oder das Moped von Sir Quickly, den Ottfried Fischer in der Serie "Irgendwie und sowieso" spielte.

Ein anderer Teil der Ausstellung befasst sich mit Ludwig Ganghofer. "Er zeigt in seinen Romanen und Erzählungen ein idyllisches Bayern, das es so nie gegeben hat, aber bis heute das Bild des Freistaates nach außen prägt", sagte Syr bei der Eröffnung. Aus Ganghofers Bildmappen sind in der Ausstellung Land- und Stadtansichten auf Schautafeln zu sehen. Eine interessante Gegenüberstellung zur bayerischen "Realität" im Bereich Fritz/Fischer.

Mit dem Thema "Kunst extrem bayrisch" hätten sich 24 Künstlerinnen und Künstler befasst und speziell dazu Werke geschaffen, bedankte sich Syr. "Manchmal muss man ein bisschen nachdenken bei der Kunst", gab er den Besuchern als Anregung mit. Die Porträts von 30 extremen Bayern hat der Kurator selbst zusammengetragen. "Die meisten Extremen gibt es in Oberbayern", war das Ergebnis seiner Recherche. "In Franken wird es sehr dünn." Zu den "Extremen" gehören zum Beispiel Franz-Josef Strauß, Uschi Obermaier, der Schauspieler Walter Sedlmayr oder Bally Prell, die Schönheitskönigin von Schneizlreuth.

Es sei "eine geniale Ausstellung", fand Museumsleiterin Claudia Freitag-Mair. "Heiterkeit und Gelassenheit mischen sich mit einer Portion Weitsicht und der Erkenntnis: Bayern ist etwas Besonderes." Die Ausstellung werde zum Anziehungspunkt für Kunst- und Kulturinteressierte werden, war Bürgermeister Stephan überzeugt. "Sie stellt das Bayernland mal von einer ganz anderen Seite vor."

Das bayerische Lebensgefühl hat Ottfried Fischer so zusammengefasst: "Wichtig ist dabei die Kenntnis des bayerischen Selbstwerttheorems, das da lautet: ,Mia san mia und schreibn uns uns, weil dahoam is dahoam! Host mi'" Die Ausstellung ist bis 31. Juli im Pflegschloss zu sehen. Geöffnet ist sie täglich von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet drei Euro.