Schrobenhausen
Eine Bronzetafel zur Erinnerung

Von der Tankstelle zur Bäckerei / Das Neugschwendnerhaus (3)

04.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:54 Uhr

Eines von wenigen erhaltenen Fotos, die die Zapfsäulen in der Lenbachstraße zeigen. - Foto: Archiv Rödig

Schrobenhausen (SZ) Im Verlauf des Ersten Weltkrieges hatte neben Jakob auch sein Bruder Johann einrücken müssen. Der 1891 geborene Jakob überlebte trotz zweier Verwundungen den Krieg und kam wieder nach Hause, um dort im Geschäft weiterzuarbeiten.

Sein Bruder Johann allerdings wurde Opfer des Krieges. Am 12. Januar 1916 eingezogen und als Richtkanonier im 3. Bayerischen Feldartillerie-Regiment ausgebildet, kam er im Mai an die Front. Bereits nach vier Wochen musste man ihn mit Granatsplitterverletzungen in ein Lazarett einliefern. Er schrieb nach Hause: „Es geht mir gut, Ihr braucht Euch nicht zu sorgen.“ Aber vier Tage später starb er an Wundfieber, hervorgerufen durch „Granatsplitter mit giftigen Gasen“, wie ein Kamerad die Eltern informierte. Er wurde mit 59 anderen Soldaten in einem Massengrab beigesetzt.

Am 18. Mai 1929 brachte man zum Gedenken an den „Seiler Martin Neugschwenndter“ rechts vom Hauseingang eine Bronzetafel im Hochformat an, die an seine tapfere Tat 225 Jahre zuvor erinnert. Zwei Jahre zuvor hatte es anlässlich eines Vortrags erste Anregungen dazu gegeben, die der Stadtrat auch bald aufgriff. Er genehmigte die Mittel für das Vorhaben und der Gewerbehauptlehrer Georg August Reischl präsentierte bald mehrere Entwürfe. Auch Steinmetzmeister Jakob Wiedmann bot sich an, für 150 Mark eine Erinnerungstafel mit zwei Wappen und Schrift in Sollnhofener Stein anzufertigen, kam aber nicht zum Zuge.

Reischls Entwurf von Bild und Text fand Gefallen, die Ausführung übernahm für 250 Mark die Firma Carl Poellath und bald konnte die Schrobenhausener Zeitung berichten: „Die spätmittelalterliche Barockinschrift, das Neugschwendner Familienwappen und der kräftig profilierte Lorbeerrahmen wurden von Herrn Bildhauer Rudolf Reiner mit großer künstlerischer Fertigkeit herausgearbeitet. Die Firma bekundete bei der Lieferung ein finanzielles Entgegenkommen, wie es manche, die heute ausschließlich den Geschäftsvorteil im Kopf und den Gewinn in der Tasche haben, kaum mehr kennen.“

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hielt das Auto Einzug in Schrobenhausen und damit benötigte man auch Zapfstellen. Herbert Rief kann sich noch gut an diese Tankstellen erinnern, die vor Geschäften wie Karl Gunzner oder Lukas Reissler aufgebaut waren. Auch Hans Neugschwendner betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg noch eine Tankstelle vor dem Haus, bis gesetzliche Bestimmungen dies im Innenbereich der Stadt wegen Explosions- und Feuergefahr verboten.

Im August 1976 erschien ein Inserat von „Anna Neugschwendner, Seilerwaren und Heimtierbedarf“ in dem sie ankündigt, aus Altersgründen ihr Geschäft aufzugeben und somit nur noch bis Samstag, 14. August, zu verkaufen.

Seitdem nutzten andere Firmen, wie etwa Elektro Reichel oder Schreibwaren Reich die Gelegenheit, in diesem Haus ein Geschäft zu betreiben. Nach dem gerade erfolgten Innenumbau hat nun die Bäckerei und Konditorei Seitz eine weitere Filiale eröffnet. Ende