Schrobenhausen
Einblicke in die Welt des Rechts-Rocks

Offene Türen, Jugendring und Zoom zeigten einen engagierten Film

26.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Jugendliche aus Schrobenhausener Schulen nahmen gestern die Gelegenheit wahr, einen Film über Rechts-Rock im Zoom anzusehen. Am Vorabend war der Film schon öffentlich gezeigt worden - Foto: Tamm

Schrobenhausen (SZ) Im Saal des Schrobenhausener Jugendzentrums Zoom herrscht Stille. Rund 30 Schüler des Schrobenhausener Gymnasiums sitzen vor einer Leinwand, auf der gerade der Film „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ gezeigt wird. Er dokumentiert die Rechts-Rock-Szene in Deutschland. Plötzlich wird es laut, Bilder von Konzerten werden an die Wand projiziert. Ein Sänger grölt in sein Mikrofon, eine durchaus verstörende Sequenz.

Der Film basiert auf der Enthüllungsarbeit des Journalisten Thomas Kuban, der sich verdeckt in der Szene bewegt hat. Da er seither recht abgeschottet lebt, war der Entstehungsprozess des Werkes langwierig, wie sich Autor und Regisseur Peter Ohlendorf (kleines Foto), der ebenfalls nach Schrobenhausen gekommen ist, erinnert: „Ich habe Thomas über einen Freund kennengelernt, was die einzige Möglichkeit war, da er aus Sicherheitsgründen komplett isoliert ist.“

Inzwischen ist der Filmemacher seit rund zweieinhalb Jahren auf Tour durch ganz Deutschland – und darüber hinaus. Auch in Österreich hat er seinen Film schon mehrfach Jugendlichen und Schülern gezeigt. Ende des Jahres wird er auch erstmals in der Schweiz seinen Projektor aufstellen, genauer gesagt in Basel und Bern, wo der Film auch spielt. „Das war auch die Idee hinter dem Film – wenn wir das Fernsehen nicht hinter uns haben, dann wollen wir ein Wanderkino aktivieren“, erklärt er. Er wolle genau dort hin, wo die rechte Ideologie Gehör findet – er nennt diese Stellen „entleerte Räume“: „Und wenn irgendwo nur eine Kneipe ist mit einem zerknitterten Leinentuch, dann projizieren wir da auch noch drauf“, sagt er mit entschlossener Stimme.

In Schrobenhausen wurde der Film in einer gemeinsamen Initiative des Bayerischen Jugendrings, des Vereins Offene Türen, des Jugendzentrums und der Initiative „Kino für Toleranz“ mehrfach gezeigt, einmal am Dienstagabend öffentlich, und gestern für mehrere Schulklassen. Schüler des Gymnasiums und der Michael-Sommer-Realschule kamen, um den Film zu sehen. „Wir sind traurig, dass nicht alle Schulen zu uns kommen“, sagt Katja Faig vom Team des Jugendzentrums. Für sie ist es besonders wichtig, dass die Jugendlichen nach den Filmvorführungen noch die Gelegenheit haben, mit Regisseur Ohlendorf über das Gesehene zu sprechen.

Bis es so weit kommen konnte, war es allerdings ein weiter Weg. Denn Hilfe hatten Ohlendorf und sein Team bei der Herstellung des Filmes nicht. „Keine Redaktion hatte Interesse, es gab keinen Sponsor, keine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens – wir haben den Film komplett selber finanziert“, sagt er. Er habe irgendwann quasi mit dem Pappbecher im Familienkreis umherlaufen müssen, um noch etwas Geld zu bekommen. Insgesamt hat die Produktion letztlich gut 200 000 Euro verschlungen.

Doch Ohlendorf glaubte an sein Projekt. Das Thema Rechtsradikalismus liegt ihm am Herzen. „Ich hatte ja noch einen Vater im Krieg“, sagt er. Ohlendorf selbst sei bereits früh politisch interessiert gewesen – schließlich habe die Willy-Brandt-Zeit mehr politisch Aktive hervorgebracht als die heutige. „Ich habe einfach damals Fragen gehabt, und auf die bekam ich dann leider keine befriedigenden Antworten“, wie der heute 62-Jährige aus seiner Jugend schildert. Das Thema seines Lebens sei damit gesetzt gewesen.