Schrobenhausen
Ein Konzertsaal voller Helden

Andi Weiss gastierte auf Einladung des Regens-Wagner-Fördervereins im Bauer-Konferenzgebäude

09.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Lieferte einen kurzweiligen Abend vollgepackt mit guter Musik und eindringlichen Texten: Liedermacher Andi Weiss (l.). Von Regens-Wagner-Bewohnerin Sabine Kleitsch (M.) und Gesamtleiter Willi Käser (r.) gab//s am Ende sogar noch Geschenke - Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Ein Mann, ein Piano – auf diese schlichte Version setzte der Hohenwarter Verein der Freunde und Förderer von Regens Wagner beim Benefizkonzert am Donnerstagabend. Zu Gast im Konferenzgebäude der Bauer AG war Liedermacher und Autor Andi Weiss.

Doch schlicht, das gilt lediglich für das Optische. Denn Weiss hat sein aktuelles Programm „Lieb dich gesund“ mitgebracht. Oberflächlich beschreiben könnte man das mit Musik, die einfach guttut. Eingängige Melodien, schnell ins Ohr gehende Refrains. Doch das greift zu kurz. Auch, weil Andi Weiss unglaublich gern erzählt. So gibt es zu jedem Lied eine einleitende Story, nicht selten sogar länger als der eigentliche Song. In seinen Texten spannt Weiss einen weiten Bogen: Es geht um nichts Geringeres als das Menschsein als solches, auch mal ums Sterben, um Schuld und ganz viel um die Liebe. Die vielleicht wichtigste „Message“, die Weiss rüberbringen möchte: „Nimm dich an, so wie du bist!“Dazu lässt er das Publikum so lange den Refrain „Du bist geliebt“ singend wiederholen, bis es auch der letzte glaubt.

Weiss bringt die Menschen zum Nachdenken – ebenso wie zum Lachen. Und wenn der eine oder andere Witz auch mal ein wenig flach daherkommt – geschenkt. „In 60 Jahren Ehe je an Scheidung gedacht“ – „Nicht ein einziges Mal. An Mord schon!“ Ziemlich schnell kriegt Andi Weiss in solchen Momenten die Kurve hin zu tiefer greifenden Gedanken. Zu Sätzen wie jenem einer alten Dame etwa, die ihm einst, nach ihrer langjährigen Beziehung gefragt, geantwortet hatte: „Wir wurden in einer Zeit geboren, in der es normal war, Dinge, die kaputt sind, nicht wegzuwerfen, sondern zu reparieren.“ Was folgt ist ein Liebeslied.

Andi Weiss verbreitet Optimismus. Und sein Job als evangelischer Diakon – „ein wunderbarer Beruf“ – lässt grüßen: Den einen oder anderen Psalm gibt’s obendrein. Und Weiss liegt offenbar daran, seine Zuhörer moralisch aufzubauen. Das geht so weit, dass sich am Ende so ziemlich jeder als Held fühlt. Irgendwie zumindest.

Auch Regens-Wagner-Gesamtleiter Willi Käser entdeckt an diesem Abend einige Helden. Allen voran Weiss selbst, den „singenden Helden“. Oder Manfred Russer, den Vorsitzenden des Fördervereins und Hohenwarter Bürgermeister. „Die Zusammenarbeit von Regens Wagner und der Marktgemeinde könnte nicht besser sein“, lobt Käser. Russer selbst dürfte so einigen aus der Seele sprechen, als er erklärt, wie sehr er sich freue, „mal wieder zu relaxen, raus aus dem Alltag und auf neue Gedanken zu kommen“. Dass Andi Weiss als Diakon auch mit Menschen mit Handicap zu tun habe, „spannt natürlich den Bogen zu unserem Verein“, so Russer. Und er freue sich, unter den knapp 200 Konzertbesuchern mit Thomas Bauer das „prominenteste und großherzigste Fördermitglied“ begrüßen zu dürfen. Nach zwei Zugaben und jeder Menge Applaus geht der Abend mit Andi Weiss zu Ende.

Eines bleibt er dem Schrobenhausener Publikum jedoch schuldig: die eingangs erwähnte 13. Zugabe im weißen Bademantel. Und nein, seine Lieder klingen nicht, wie Weiss es sich einmal anhören durfte, nach Reinhard Mey. Auch nicht nach Grönemeyer. Seine Lieder klingen nach einem, der die Menschen genau beobachtet, nach einem, der offensichtlich selber schon einiges erlebt hat. Sie klingen nach – Andi Weiss.