Schrobenhausen
Ein Biohof zum Mitmachen

SZ TRIFFT Landwirt Lorenz Hanfbauer, der kurz vor dem Startschuss für sein Solidarprojekt steht

09.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

"Jeder zahlt, was er kann und bekommt entsprechend einen Teil der Ernte": Lorenz Hanfbauer erklärt, wie solidarische Landwirtschaft funktioniert. Seinen Biohof bei Ehekirchen will er nun auf diese besondere Gemeinschaftsform des Ackerbaus umstellen. - Foto: Staimer

Schrobenhausen / Ehekirchen (SZ) Seit geraumer Zeit treibt Lorenz Hanfbauer eine Idee um: "solidarische Landwirtschaft". Hanfbauer ist Biobauer aus Leidenschaft und Überzeugung. Er betreibt im beschaulichen Holzkirchen - einen Steinwurf von Ehekirchen entfernt - seinen Hof nach Biostandards.

Am Sonntag, 14. Februar, soll mit einer Infoveranstaltung der Startschuss für die erste Saison des gemeinschaftlichen Ackerbaus fallen.

Was andernorts längst den Kinderschuhen entwachsen ist und sich einer regen und überzeugten Anhängerschaft erfreut, soll nun auch im Ehekirchener Hinterland entstehen. Solidarische Landwirtschaft heißt das Zauberwort. Im Jahr 1980 trat die Idee von den USA aus ihren Siegeszug an. Dort gibt es bereits 12 000 solcher Höfe, in Deutschland aktuell 100 und bald auch einen in Holzkirchen.

Wer Hanfbauers Stand am Schrobenhausener Wochenmarkt in den vergangenen Wochen und Monaten besuchte, dem wurde sein Projekt das eine oder andere Mal nahe gebracht - mit Herzblut und Energie. Donnerstag- und Samstagvormittag steht Hanfbauer jede Woche in seinem Stand auf dem Lenbachplatz und vertreibt frisches Biogemüse und -produkte. Ein Großteil stammt von seinem eigenen Hof. Kartoffeln und mehr als 40 verschiedene Gemüsesorten werden dort angebaut. Grünkohl und Lauch, Kohlrabi und Karotten sprießen dort neben Buschtomaten, Bohnen oder dem weniger bekannten Pak Choi. Alles, was er auf der fünf Hektar großen Anbaufläche erntet, gelangt zum Verkauf in seinem Marktmobil.

Was er auf dem Markt nicht verkaufen kann, landet auf dem Kompost. Für Hanfbauer eine Form der "Lebensmittelverschwendung", wie er sagt, die ihn ärgert. Eine Lösung musste her. Die solidarische Landwirtschaft - kurz SoLaWi - ist für Hanfbauer der Königsweg. Das Prinzip erklärt er so: "Auf einem solidarischen Bauernhof tragen mehrere Privatpersonen die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs. Dafür erhalten sie im Gegenzug dessen Ernteertrag. Ist die Ernte gut, bekommt jeder für seinen Anteil viel. Ist die Ernte schlecht, bekommt jeder halt weniger." Das Risiko des Anbaus wie der Erfolg werde so von der Gemeinschaft getragen.

Die entscheide auch, was angebaut wird. Alte Gemüsesorten könnten so den Weg zurück in die heimische Küche finden, prophezeit Hanfbauer. Wenn sich die Erzeugergemeinschaft für Mitmachtage ausspricht, so wird dann auch mal kräftig in die Hände gespuckt und bei Anbau, Pflege und natürlich Ernte mit angepackt. "Der Respekt vor dem Produkt" sei es, den Hanfbauer damit den Anteilseignern neben der Freude am gemeinsamen Tun verspricht. Er könne sich auch vorstellen, dass man gemeinsam Sauerkraut einmache oder kollektiv in die Chutney-Produktion einsteige.

Das Angebot richte sich vor allem an Menschen, die keinen eigenen Garten haben, aber trotzdem Einfluss auf Herkunft, Anbau und Ernte seines Gemüses wünschen. "Wer mitmachen will, zahlt im Voraus seinen Beitrag und verpflichtet sich für ein Jahr", so Hanfbauer. Er rechnet bei 50 potenziellen Anteilseignern über den Daumen gepeilt mit einem monatlichen Beitrag von rund 35 Euro. Wer nicht so viel zahlen kann oder will, könne seinen Beitrag auch durch verstärkte Mitarbeit leisten, so Hanfbauer. "Es haben sich bereits Mitstreiter aus der Region von Schrobenhausen bis Rohrenfels, Neuburg, Heinrichsheim, Zell und Karlshuld gemeldet", sagt Hanfbauer und freut sich auf den gemeinsamen Start mit Gleichgesinnten in die nächste Saison. Der Termin für die erste Infoveranstaltung steht: Sonntag, 14. Februar, um 14 Uhr auf dem Hof von Lorenz Hanfbauer Kirchbergstraße 19, im Ehekirchener Ortsteil Holzkirchen. Interessenten können sich telefonisch unter (0172) 857 18 25 oder via E-Mail unter hanfbauer@t-online.de anmelden.