Schrobenhausen
Ein Abschied voller Wehmut

Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef: Herbert Reim geht in den Ruhestand Emotionale Feier

27.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Foto: Jürgen Spindler

Schrobenhausen (SZ) "Bitte hör' nicht auf zu träumen von einer besseren Welt . . ." Was der Chor der Mitarbeiter des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef in Schrobenhausen singt, treibt dem einen oder anderen Ehrengast ein Tränchen in die Augen. Der Appell der Mitarbeiter an ihren scheidenden Chef Herbert Reim klingt nachdrücklich. Auch eine Art, seine Wertschätzung auszudrücken. Übrigens: In den Chor reiht sich Reims Nachfolger Peter Schönherr ein und singt kräftig mit.

Es ist ein wehmütiger Vormittag. Zahlreiche Menschen aus dem öffentlichen Leben sind gekommen, um Herbert Reim nach 17 Jahren an der Spitze der Jugendhilfeeinrichtung an der Paar zu danken, mit ihm in den Gesprächen in Erinnerungen zu schwelgen. Und alle wünschen dem 61-Jährigen eines: alles Gute.

"Für mich geht nicht eine, sondern die besondere Arbeit zu Ende", sagt Reim selber zu seinem Abschied vom St. Josef. Er vergleicht das Kinder- und Jugendhilfezentrum mit einem Baum. Der brauche zum Gedeihen starke und gesunde Wurzeln. Er macht keinen Hehl daraus, dass die Wurzeln vor sechs Jahren durch die Affäre um den Bischof Walter Mixa deutlich angegriffen worden seien: "St. Josef stand nicht nur an einem Abgrund, sondern war von der Schließung bedroht." Damals sei Wahrhaftigkeit das höchste Gut gewesen. Der Baum habe überlebt und neue Äste würden viele Früchte tragen, blickt Reim ein wenig in die Zukunft.

Auch Schrobenhausens Stadtpfarrer Josef Beyrer kommt nicht daran vorbei, auf die weniger guten Zeiten des St. Josef zurückzublicken. Er nimmt genauso wenig wie Reim den Namen Mixa in den Mund. Beyrer spricht nur einmal kurz von "meinem Amtsvorgänger". Zu überstehen sei die Affäre nur gewesen, so Beyrer, weil er und Reim so zusammengestanden hätten, "dass kein Blatt Papier mehr zwischen uns passte". Neben der Rettung des St. Josef sei dabei aber noch etwas sehr viel Persönlicheres zwischen ihm und Reim daraus entstanden: "Eine Freundschaft."

"Das Haus ist gut bestellt", sagt Beyrer auch mit Blick auf den neuen Leiter des Kinder- und Jugendhilfezentrums Peter Schönherr. Ihm wünscht er eine glückliche Hand dabei, den eingeschlagenen Weg zwischen Moderne und Tradition weiterzugehen. Beyrer hofft, dass Schönherr trotzdem Raum für neue Ideen schaffe.

"Sie waren der richtige Mann an der richtigen Stelle", sagt Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan an Reim gerichtet. Mit seinen Mitarbeitern habe Reim vielen Kindern und Jugendlichen, die in Not geraten seien, geholfen. "Sie haben viel Unglück und Leid gesehen, das geht einem noch lange nach", so Stephan weiter. Es sei keine einfache Arbeit, den jungen Menschen zu helfen, "die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen". Er sei stolz darauf, eine Einrichtung wie das St. Josef in seiner Stadt zu wissen, sagt Stephan. Ganz besonders freut er sich auch über den Josefslauf, der eine Verbindung zwischen dem Altenheim St. Georg und dem St. Josef schaffe. Inzwischen sei das Projekt durch die Teilnahme der Caritas zu einer "sozialen Meile" geworden. Für Alois Rauscher, stellvertretender Landrat des Kreises Neuburg-Schrobenhausen, habe sich das St. Josef in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gewandelt. Er, so Rauscher, kenne die Einrichtung noch als Waisenhaus.

"Er hat ein kleines Jugendhilfeuniversum geschaffen", sagt Peter Schönherr über seinen Vorgänger Herbert Reim. Die vorgefundenen Strukturen wolle er mit seinen rund 110 Mitarbeitern weiter nutzen, verspricht Schönherr.

Ihren Dank und Respekt zeigen ohne große Worte auch die Kinder, die in der Einrichtung leben. Mädchen tanzen und halten Schilder mit der Aufschrift "Alles Gute" in die Höhe. Die Mitarbeiter singen selbstgedichtete Gstanzl (Reim: "Fast alles davon hat gestimmt."). Reim empfängt den Applaus der sich von ihren Plätzen erhebenden Gäste und sagt: "Jetzt ist wirklich Zeit für mich, zu gehen."