Schrobenhausen
Die Reha beginnt schon im Krankenhaus

Das Alterstraumatologiezentrum in Schrobenhausen stellt seine Arbeit bei einem Vortrag vor

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Markus Walz und Einhard Springer (kleine Fotos, von oben) informierten die Zuhörer im Kreiskrankenhaus über Oberschenkelhalsbrüche und einiges mehr. Unterstützung bekamen sie von (großes Foto, vordere Reihe, v. r.:) Bernd Spieß und Shahram Tabrizi. - Fotos: Budke

Schrobenhausen (SZ) Abwechslungsreich und interessant war er gestaltet, der Vortrag "Oberschenkelhalsbruch - was nun", zu dem das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen in den großen Mehrzweckraum eingeladen hatte. Etwas schade war, dass kaum mehr als 20 Zuhörer gekommen waren.

Erklären konnten sich die Referenten diese geringe Resonanz nicht - beim jüngsten Informationsabend zum Thema Arthrose hatte der Platz kaum ausgereicht. Deshalb hatte das Team der Unfallchirurgie und Geriatrie mit deutlich mehr Besuchern gerechnet. Markus Walz, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie, sowie Einhard Springer, Chefarzt Akutgeriatrie, erläuterten anhand von Diagrammen die Entwicklung der Altersstruktur in Deutschland. So rechne man aufgrund der zunehmend höheren Lebenserwartung der Menschen mit einer Zunahme der Oberschenkelhalsbrüche bis 2030 um etwa 25 Prozent und damit einer Wahrscheinlichkeit von 105 bis 342 Frakturen dieser Art je 10 000 Einwohner. Im Vergleich dazu wurden 1970 gerade 32 von 10 000 Personen aus diesem Grund in ein Krankenhaus eingeliefert.

Viel habe sich in den vergangenen Jahren geändert in der Behandlung solcher Frakturen und vor allem in der Versorgung nach der Operation, so Walz. So wurde nun auch in Schrobenhausen ein Alterstraumatologiezentrum mit dem Namen "Zeit" gegründet - mit dem Ziel, alle an der Versorgung des Patienten Beteiligten zu einem Netzwerk zu verbinden und die Zusammenarbeit zu optimieren. So starte heute gleich nach der Operation die Reha schon im Krankenhaus, denn im Team mit den Ärzten der Fachabteilungen und den Pflegekräften arbeiten externe Physiotherapeuten, Logopäden und der Sozialdienst.

Oberarzt Bernd Spieß, Unfallchirurgie und Orthopädie, sowie Internist Shahram Tabrizi erläuterten den Ablauf einer Behandlung im Alterstraumatologiezentrum nach heutigem Stand von der Aufnahme bis zur Entlassung und veranschaulichten das anhand von Röntgenbildern sowie einem Videofilm über die endoskopische Untersuchung einer Schluckstörung - Bilder, die man als Laie normalerweise eher nicht zu sehen bekommt. Das Ziel bei der Behandlung eines älteren Patienten, so betonten alle am Vortrag beteiligten Ärzte, sei es, ihn möglichst in die Selbstständigkeit nach Hause zu entlassen.

Am Ende des Vortrags entwickelte sich ein offenes Gespräch: Ob tatsächlich direkt am Tag nach der Operation mit einer Reha im Krankenhaus begonnen werde, fragte eine Zuhörerin etwas ungläubig. Einhard Springer antwortete anschaulich: "Ein Patient, der sich nicht bewegt, verliert etwa 500 Gramm Muskelmasse pro Tag. Deshalb dürfen wir keine Zeit verlieren." Und auch auf die Frage nach einer Prophylaxe vor Oberschenkelhalsbrüchen hatte Springer viele praktische Tipps parat: "Sport, spazieren gehen, Vollwerternährung, viel in die Sonne gehen und im Winter, wenn das Sonnenlicht rar ist, vielleicht eine Vitamin-D-Ergänzung." Waltz ergänzte, man könne auch im Haus einiges zur Vermeidung von Unfällen tun: "Suchen Sie Stolperfallen: Muss der Läufer unbedingt dort liegen? Und was ist mit dem Stromkabel, das sich schon seit Jahrzehnten von der Steckdose bis zur Lampe durch das ganze Wohnzimmer zieht"

Auch Fragen, die nichts mit dem eigentlichen Vortragsthema zu tun hatten, wurden nicht abgewiesen. Einer Frau war das Thema Keiminfektionen ein großes Anliegen und das Team scheute sich nicht, ausführlich darauf einzugehen. So wurde auf die strenge Hygiene hingewiesen, auf die 100-Prozent-Untersuchung aller Patienten auf die Besiedlung mit dem MRSA-Keim und auf die Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften, Patienten und Angehörigen hinsichtlich Aufklärung.

Am Ende des informativen, lockeren Abends hatte das Team vielleicht die Angst vor einem Aufenthalt im Krankenhaus etwas gemildert sowie Ideen zur Vorsorge mit auf den Weg gegeben. Chefarzt Walz entließ die Anwesenden: "Ich hoffe, wir sehen uns nicht so bald wieder als Arzt und Patient im Alterstraumatologiezentrum!"