Schrobenhausen
Die Barriereunfreiheit testen

Altstadtumbau: Am Donnerstag, 17. März, Begehung mit Rollstuhl, Rollator und anderen Handicaps

11.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Allein das Gefälle der Gehwege ist schon ein Thema, wenn es um Barrierefreiheit geht. Darum ging es beim Altstadtworkshop am Mittwoch, der allerdings mehr Frontalunterricht als Miteinander war. - Fotos: Petry

Schrobenhausen (SZ) Der erste Altstadt-Workshop nach dem Bürgerentscheid war sicherlich einer der bisher langweiligsten; immerhin hat er ein konkretes Ergebnis erbracht: Am 17. März soll es eine Altstadtbegehung geben - um herauszufinden, wo es überall an der Barrierefreiheit hapert.

Das scheint an einigen Stellen problematisch zu sein, wenn man Städteplaner Emil Lehner glauben darf. Und es sei eine wenn auch noch junge gesetzliche Vorgabe, in Bayerns Städten für Barrierefreiheit zu sorgen. Das Thema beginnt beim Gefälle von Gehwegen, das nicht mehr als 2,5 Prozent betragen darf, setze sich fort bei strengen Vorgaben für die Beschaffenheit von Rampen und bei der Forderung nach drei Prozent behindertengerechten Parkplätzen. Begrenzungen, Leitelemente für Blinde, sichere Straßenüberquerungsstellen, Treppen, Stufen, Bushaltestelle, ein umfassendes Informationssystem - alles will bedacht sein. Für Lehner ist das alles absolut nachvollziehbar, denn "die Qualität einer Gesellschaft wird daran gemessen, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht".

Welche Möglichkeiten es unter anderem gibt, um eine Stadt barrierefrei zu machen, zeigte er den gut 35 Teilnehmern des Workshops in seinem Vortrag auf: Der Wechsel von glattem und rauem Pflaster helfe Menschen mit Sehbehinderung, aber auch Kontrastreichtum. Gefordert seien heute auch Stufenvorderkantenmarkierungen.

In anderen Städten hat Lehner bereits durchexerziert, was er "Sicherheitsparcours" nennt. Dabei sollen Menschen ohne Handicaps mal in die Rolle derer schlüpfen, die auf Hilfsmittel wie Rollatoren oder auch Rollstuhl angewiesen sind. "Ich hab's gemacht, und ich kann Ihnen sagen: Ich bin gescheitert", erzählte er von seinen Versuchen, sich mit Gehhilfen in konventionelle Altstädten zu bewegen. Es gebe so viele Tücken im öffentlichen Raum, die man als Mensch ohne Handicap gar nicht wahrnehme.

Am Donnerstag, 17. März, um 10 Uhr ist am Lenbachplatz der Treffpunkt zu dieser Altstadtbegehung der anderen Art - bei jedem Wetter. Lehner hofft, dass an diesem Termin auch Menschen mit Handicaps teilnehmen, speziell auch Sehbehinderte, um herauszufinden, wo es Bedarf gibt, was alles gemacht werden muss, um die Altstadt barrierefrei zu bekommen. Wer Lust hat, ist - ob mit oder ohne Handicap - eingeladen, mitzugehen.

Damit endete dann auch der Workshop, ohne dass es eine Diskussion rund um die Barrierefreiheit gegeben hätte. Besucher der Veranstaltung hakten dann noch nach, ob die Zahl der gesicherten Übergänge gemäß der Planung schon feststehe; Lehner verneinte das - noch sei alles offen. Und er notierte noch den Hinweis, dass doch beim Altstadtumbau auch gleich schnellere Internetleitungen mit eingebaut werden sollen. Stadtbaumeister Axel Westermair berichtete, dass bereits Gespräche mit den Anbietern geführt würden.