Schrobenhausen
Der mutmaßliche Landtagskandidat

Ob er im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen weitermacht, lässt Horst Seehofer noch offen

24.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Horst Seehofer bei seinem Besuch der Redaktion der Schrobenhausener Zeitung im Januar. Gestern hat er offiziell eine erneute Kandidatur als Ministerpräsident angekündigt. Dass er wieder für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen antritt, gilt als wahrscheinlich. - Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Jetzt ist offiziell, was inoffiziell längst schon bekannt war: Horst Seehofer macht weiter. Wahrscheinlich auch als Landtagsabgeordneter im Kreis Neuburg-Schrobenhausen, auch wenn das gestern noch nicht bestätigt wurde.

Es gibt ja diese alte Wahlkämpferregel, nach der demjenigen, der den Kopf als erster herausstreckt, selbiger abgehackt wird. Im Fall Seehofer wird das mutmaßlich anders sein: "Den bayerischen Ministerpräsidenten als Landtagsabgeordneten zu haben, ist das Beste, was man haben kann", sagt Thomas Bauer. Der Konzernchef der Bauer AG ist bekanntlich als Kassier Mitglied des CSU-Präsidiums. Entsprechend groß die Hoffnung, dass das so bleibt: "Horst Seehofer ist uns seit Jahren bestens bekannt und wir wissen, dass er dieses Amt sehr gut ausfüllen wird."

Wo immer man am Montag nachfragt, gibt es bei den Offiziellen der CSU nur eine Meinung, die fast wie aus "Casablanca" klingt: Mach's noch einmal, Horst! Wobei die Wahlen in Frankreich die Menschen an den Schrobenhausener Stammtischen gestern fast noch mehr beschäftigten. Dass die Etablierten einen Denkzettel bekommen haben. Dass die Menschen Veränderungen wollen. Seehofer setzt auf das genaue Gegenteil.

Dass Seehofer wieder Stimmkreisabgeordneter wird, mag der CSU-Kreisvorsitzende Alfred Lengler noch nicht bestätigen. Nur so viel: "Es ist geregelt, wie es weitergeht." Politisch steht Lengler voll hinter Seehofer: Im Land gebe es eine schwierige Situation, "die kann nur ein Politiker vom Schlage Seehofer lösen." Und der Gachenbacher Bürgermeister erklärt auch gerne, was er genau damit meint: "Dem Einhalt zu gebieten, was uns Frau Merkel eingebrockt hat, geht nur mit einem Schwergewicht wie Seehofer." Wer sonst, fragt sich Lengler laut, hätte denn die Macht in Berlin, bei der Flüchtlingsfrage eine Obergrenze durchzusetzen? "Da braucht man jemanden, der Macht in Berlin hat", sagt Lengler und glaubt fest daran, dass es nur Horst Seehofer sein kann, der "die Kanzlerin einigermaßen im Griff hat".

Einer, der Horst Seehofer schon sehr lang kennt, ist Anton Neff, langjähriger CSU-Ortsvorsitzender in Langenmosen. "Er hat sich damals, 1980, als Nachfolger von Karl Heinz Gierenstein bei uns vorgestellt, und ich muss sagen: Er hat damals schon einen guten Eindruck gemacht", erinnert er sich. Dass Seehofer der richtige Direktkandidat ist, steht für ihn außer Frage: "Wir haben da keine zweite Meinung", sagt Neff, gerade angesichts der innerparteilichen Auseinandersetzungen zwischen Markus Söder und Ilse Aigner. Was andere Seehofer vorwerfen, dass er auch mal die Richtung wechselt, findet Neff übrigens gerade gut: "Das erleben wir ja auch auf der kommunalpolitischen Ebene, wie schnell Situationen sich ändern - dann muss man eben reagieren und nicht immer stur bei einer Linie bleiben."

Noch eher neu im kommunalpolitischen Geschäft ist der Schrobenhausener CSU-Chef Peter Banzhaf. Horst Seehofer als Direktkandidat - der Gedanke gefällt auch ihm. Seehofer habe "Hervorragendes für Bayern geleistet, und auch für unsere Region." Beim Neujahrsempfang im Januar und auch bei einer Veranstaltung habe er Seehofer als bestens informiert darüber erlebt, welche Stellschrauben auf der lokalen Ebene zu drehen sind. "Ich habe den Eindruck, dass Alfred Lengler ihn sehr gut auf dem Laufenden hält." Banzhaf: "Wenn Seehofer weitermachen möchte, und er sich das gesundheitlich zutraut, ist das eine sehr gute Lösung."

Und was sagt die Opposition? "Wenn das die Zukunft der CSU ist, dann . . ." - das ist es, was Robert Huber dazu einfällt. Den Rest lässt der Schrobenhausener SPD-Ortsvorsitzende lieber offen. Überrascht hat ihn die Seehofer-Entscheidung nicht wirklich. "Mich hätte überrascht, wenn er bekannt gegeben hätte, er würde nun doch lieber seinen Lebensabend genießen wollen." Ansonsten hat der Sozialdemokrat für die Christsozialen eher satirisch Angehauchtes übrig: "Die CSU rühmt sich doch immer, in der Gesellschaft verwurzelt zu sein, nun setzt sie auf ein Auslaufmodell." Die CSU könne sich ja mal an der SPD orientieren: "Gabriel hat vorgemacht wie es geht." Für Huber unverständlich ist in Sachen Seehofer, "warum es Menschen immer so schwer fällt, auf dem Höhepunkt der Macht abzutreten." Huber mutmaßt, dass Seehofer so nur seinen eigenen politischen Zögling Markus Söder verhindern möchte. Was die SPD möglicherweise bei der Landtagswahl einem Horst Seehofer entgegensetzen will, darüber schweigt sich Huber übrigens noch aus. Jetzt sei erst mal die Bundestagswahl dran.