Schrobenhausen
Der Trüffelpapst zu Gast an der Paar

Dieter Honstraß bildet in Schrobenhausen Pilzberater aus

08.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Ein berühmter Giftling und gleichzeitiger „Glückspilz“ ist der Fliegenpilz. Er ist wegen seines roten Hutes mit den weißen Tupfen leicht zu erkennen. Bei anderen Pilzen ist das schon schwerer. Die giftigen von den Speisepilzen zu unterscheiden lernten die Teilnehmer des Pilzseminars von Dieter Honstraß in dieser Woche - Foto: M.Schalk

Schrobenhausen (SZ) Er treibt sich sonst auf Trüffelplantagen auf der ganzen Welt herum und hält Vorträge auf internationalen Kongressen – Dieter Honstraß ist Deutschlands selbsternannter Trüffelpapst, diese Woche verbrachte er in Schrobenhausen, um sein Wissen über Pilze weiterzugeben.

Die Teilnehmerzahl ist eigentlich auf 20 beschränkt, Dieter Honstraß hat 29 aufgenommen – sein Pilzseminar ist wieder restlos ausgebucht. Er kommt aus Salzgitter in Niedersachsen, seine Teilnehmer bis aus Köln, Berlin, Osnabrück aber auch Neuburg, um von seinem über Jahrzehnte gewachsenen Pilzwissen zu schöpfen. Das Ziel: Geprüfter Pilzberater werden und damit Menschen dabei helfen, ihre gesammelten Schwammerl in giftige und ungiftige zu trennen. „Das ist sehr wichtig“, sagt Honstraß, der seit rund sechs Jahren auch in Schrobenhausen ausbildet. So werde der giftige grüne Knollenblätterpilz gerne mit dem Champignon verwechselt. „Weil der grüne Knollenblätterpilz auch weiß sein kann. Und dann ist die Verwechslungsgefahr groß.“ Eine wahre Gaumenfreude sind beide Pilze, der Giftige aber bedingt nach Übelkeit und Durchfall die Zersetzung der Leber. „Und dann kann kein Arzt mehr helfen“, sagt er.

Der 67-Jährige kennt alle heimischen Pilzarten. Seit seiner Kindheit ist er von den eukaryotischen Lebewesen fasziniert. Darum hat er ihnen im Alter von 52 Jahren sein Leben gewidmet und die Karriere als Unternehmensberater geschmissen. „Ich habe damals beschlossen, dass ich nur noch das mache, was mir Spaß macht“, erklärt er. Seither ist er Pilzlehrer, gibt seine Kurse in ganz Deutschland. Aber nicht nur – er ist auch Forscher.

Besonders angetan hat es ihm nämlich ein ganz bestimmter Pilz: der Trüffel. „In Deutschland kursiert das Gerücht, dass Deutschland kein Trüffelland ist“, sagt Honstraß. „Das stimmt aber überhaupt nicht.“ Vielmehr sei es so, dass das Wissen über die deutschen Trüffel verloren gegangen sei, teilweise auch geheim gehalten wurde. „Aus Angst vor Konkurrenz unter den deutschen Trüffelbauern.“ Gemeinsam mit seiner von ihm gegründeten Forschungsgruppe habe er aber bereits mehrere Tausend Fundstellen des schwarzen Golds in Deutschland dokumentieren können. „Trüffel wachsen dort, wo es Kalk im Boden gibt und die richtigen Baumpartner wie etwa Eichen, Fichten, Birken oder Haselnuss“, erklärt er. „Die Gegend um Eichstätt herum ist beispielsweise geradezu Trüffel verseucht.“ Das wisse nur kaum einer. Schließlich wächst der Pilz unter der Erde, sodass man ihn nicht sehen kann. „Äußerst spannend“, findet Honstraß. Er selbst isst übrigens längst keine Pilze mehr, auch nicht die als Delikatesse geltenden Trüffel. „Das ist gar nicht meine Motivation. Ich liebe es, Wissen zutage zu fördern.“

Sein Plan: Deutschland zum Trüffelweltmeister machen – bis 2026. Gerade seien es noch die Australier, die die meisten Trüffel anbauen. „Aber Deutschland hat das Potenzial zur Nummer eins“, ist er sich sicher.

Bis es so weit ist, wird Honstraß weiterhin nach Schrobenhausen kommen, um den Pilzexpertennachwuchs auszubilden. Gestern und heute findet die Prüfung, die einen praktischen und einen theoretischen Teil beinhaltet, statt.