Schrobenhausen
Dem Land eine gemeinsame Zukunft geben

Die Firmen Bauer und Leinfelder haben sich in der ehemaligen DDR engagiert

01.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Ehemalige DDR-Staatsunternehmen erfolgreich privatisiert: Die Papierfabrik in Schwedt (l.) wurde von der Schrobenhausener Firma Leinfelder und die Schachtbau Nordhausen (r.) vom Schrobenhausener Unternehmen Bauer übernommen - Fotos: mbs

Schrobenhausen (SZ) Schon sind 25 Jahre vergangen seit dem Fest der deutschen Wiedervereinigung. In der Folge-zeit haben sich zwei Schrobenhausener Familienunternehmen in Firmen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR engagiert, haben Betriebe übernommen, um sie in die freie Marktwirtschaft zu führen.

Von der Treuhandanstalt in Berlin übernahm der Bauer-Konzern die thüringische Schachtbau Nordhausen, Leinfelder die Papier- und Karton GmbH im brandenburgischen Schwedt.

Die Pioniere dieser wirtschaftlichen Entwicklung waren im Jahr 1990 und danach Hubert Schrödinger, damals Geschäftsführender Gesellschafter der Papierfabrik Leinfelder, und Thomas Bauer, damals Geschäftsführer des Unternehmens Bauer – heute Vorstandsvorsitzender des börsennotierten Konzerns Bauer AG. 25 Jahre nach der Wiedervereinigung bleiben die Fragen, warum sich westdeutsche Familienunternehmer damals in Betrieben der ehemaligen sozialistischen Planwirtschaft engagierten und ob es sich aus heutiger Sicht gelohnt hat.

Im Rückblick, so Thomas Bauer (kleines Foto rechts), sei die Tätigkeit der Bauer-Gruppe ein sehr wichtiger Beitrag dazu gewesen, dass Ost und West zusammenwachsen konnten. „Nur viele Einzelmaßnahmen konnten bewirken, was man bis heute erreicht hat und dass das Land in eine gemeinsame Zukunft gehen kann“, sagt Bauer. Dennoch, so Bauer weiter, gebe es immer noch viel Trennendes. Speziell aus der Sicht seines Konzern sei der Baumarkt immer noch schwierig. Bauer: „Es bedarf gewaltiger Anstrengungen, unsere Ostfirmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.“

Laut Markus Rudersdorf (kleines Foto links) – er gehört zusammen mit Peter Probst seit September 2011 der Geschäftsführung der Leipa Georg Leinfelder GmbH in Schwedt an und ist zuständig für die Bereiche Finanzen und Personal, hat sich für Leinfelder die Übernahme der Papierfabrik Schwedt zu einhundert Prozent gelohnt. „Die Übernahme war gleichsam der glückliche Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung der Unternehmensgruppe Leinfelder“, so Rudersdorf.

Er erinnert sich noch gut daran, wie Hubert Schrödinger im Jahr 1992 die Schwedt Papier und Karton GmbH übernommen hat. Nachdem Schrödinger ein Angebot der Treuhandanstalt in Berlin zur Übernahme erhielt, ging er nach sorgfältiger Prüfung der Situation den Schritt und übernahm die größte Papierfabrik der ehemaligen DDR auf der sogenannten Kuhheide, nördlich der Stadt Schwedt in der Uckermark. In den Jahren danach wurden zwei Anlagen rekonstruiert und mit moderner Technik weitergeführt. Vor neun Jahren – 2004 – wurde laut Rudersdorf eine völlig neue Papiermaschine, die PM 4, zur Herstellung von Magazinpapieren aus Recyclingmaterial in Betrieb genommen – eine Investition von rund 470 Millionen Euro. Insgesamt beschäftigt die Leipa allein in Schwedt inzwischen rund 700 Menschen.

„Es war die Aufbruchsstimmung nach dem Fall der Mauer, die viele in Deutschland und auch in unserem Unternehmen bewog, sich in der ehemaligen DDR zu engagieren“, sagt Bauer mit Blick zurück auf das Wiedervereinigungsjahr 1990. Alle Führungskräfte der Firma Bauer hätten dazu beitragen wollen, wieder ein gemeinsames Deutschland zu schaffen. Ganz klar sei allen gewesen, dass diese Aufgabe ausschließlich mit dem Einsatz der Wirtschaft möglich sein würde. Der wirtschaftliche Aufbau im Osten Deutschlands müsse eine Aufgabe der Unternehmen sein, davon ist Bauer heute wie damals felsenfest überzeugt.

„Wenn man nun ein Land in einem äußerst schwierigen Zustand vor sich sah, ein Land, dessen Bausubstanz durchweg marode war, dann konnte man auf längere Sicht – das ist ja unser Fach – einen guten Baumarkt erwarten“, sagt Bauer über die Hoffnungen, die mit der Schachtbau-Übernahme verbunden waren. Doch der Aufbau sei sehr schwierig gewesen, nachdem sich Hoffnungen im Bauer-Metier nicht erfüllt hatten, weil der Bau einen sehr schnellen Niedergang hinnehmen musste und durch viele hektische Maßnahmen zum Erliegen gekommen war.