Schrobenhausen
Dauerbrenner "Heilige Nacht"

Enrico de Paruta führte das Stück in der ausverkauften Mehrzweckhalle der Maria-Ward-Realschule auf

30.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Foto: Gerlinde Drexler

Schrobenhausen (SZ) In ihre Kindheit zurückversetzt fühlten sich die Zuhörer am Sonntagabend bei ihrer Begegnung mit dem Weihnachtswunder. Lebendig und einfühlsam führte Erzähler Enrico de Paruta das Publikum in der ausverkauften Mehrzweckhalle der Maria-Ward-Realschule durch „100 Jahre Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma.

Es war das erste von 31 Gastspielen der Jubiläumstournee. Und wie die meisten anderen Termine auch, war der in Schrobenhausen Wochen vorher ausverkauft. Es ist genau 100 Jahre her, dass Ludwig Thoma die „Heilige Nacht“ geschrieben hat. Offiziell veröffentlicht wurde sie erst zwei Jahre später. Der BR-Moderator und Schauspieler Enrico de Paruta hat die Geschichte anhand der handschriftlichen Abschrift des Autors aufbereitet und als szenisch-musikalisches Weihnachtsspiel gestaltet. Eine sehr liebevolle und lebendige Gestaltung – unterstützt von hochkarätigen Sängern und Musikanten lässt de Paruta als Erzähler die Geschichte des Weihnachtswunders lebendig werden.

Man vergisst dabei leicht, dass Thoma, der 1915 krank aus dem Krieg zurückkam, sich die Weihnachtserzählung einsam und verbittert von der Seele geschrieben hatte. „Es war seine Version des Weihnachtsevangeliums“, erzählt der Moderator. Und für Thoma wohl auch ein wunderschönes Kindheitserlebnis, an dem er sich gedanklich festhalten konnte, das ihm Zuflucht bot.

De Paruta hat eine unnachahmliche Art, die „Heilige Nacht“ zu erzählen. Er spielt, singt und lebt sie. Mal poltert er auf der Bühne, dann wieder ist er nachdenklich oder besinnlich. Mucksmäuschenstill ist es im Zuschauerraum. Nur einmal, als der Erzähler mit hoher Stimme und wild gestikulierend die lamentierende Gattin des Wirtes Josias spricht, der Josef und Maria vor seinem Haus in Bethlehem abweist, lacht das Publikum und applaudiert spontan. „Manche Figuren sind so grotesk herzlos, dass wir schon wieder lachen müssen“, hatte de Paruta in seiner Einführung gesagt. Die Zuhörer erleben die beschwerliche Wanderung des Ehepaares von Nazareth nach Bethlehem mit, sie gehen mit auf Herbergssuche und sind dabei, als Mond und Sterne in der Heiligen Nacht besonders hell leuchten. Mit Gänsehaut und Tränen in den Augen hören sie das „Ave Maria“, das Tenor Benjamin Grund singt. Der Münchner war Solist im Tölzer Knabenchor und bei den Regensburger Domspatzen.

Berührt haben das Publikum auch die Engelsstimmen, die von der neunjährigen Charlotte Brödenfeld aus Reichertshausen und dem 13-jährigen Gabriel Baudisch aus München gesungen wurden. Beide sind Preisträger des Gesangswettbewerbs musica Bavariae. Brödenfeld, die auch DONAUKURIER-Sonderpreisträgerin des diesjährigen Gesangswettbewerbes ist, hatte bei der Premiere der Jubiläumstournee ihr Debüt.

Die Musik spannte den Bogen von vorweihnachtlicher Klassik mit Werken von Schubert, Giuliani, Bach, Mozart, Hasselmans, Händel und Reger bis hin zur Volksmusik. Als Instrumentalisten sorgten Perry Schack mit sensiblen Tönen an der Konzertgitarre und Caroline Schmidt-Polex an der Tiroler Harfe für den festlichen Rahmen. Beim Benefizkonzert trat außerdem das Dellnhauser Bläserquintett unter Leitung von Michael Eberwein auf. Sie alle entführten die Zuhörer in eine Zeit, als Kinder noch an das Christkind glaubten und eifrig ihre Wunschzettel schrieben. Das Benefizkonzert hatte der Verein der Freunde und Förderer von Regens Wagner veranstaltet, der nach der Aufführung des Weihnachtsspiels in der Hohenwarter Pfarrkirche vor drei Jahren damit bereits zum zweiten Mal dazu eingeladen hatte. Mit dem Erlös werden Projekte für und mit Menschen mit Behinderung bei Regens Wagner unterstützt. Vereinsvorsitzender Manfred Russer erinnerte angesichts der Flüchtlingsbewegung daran, wie sich die Geschichte immer wieder erneuert.

Als schließlich das Konzert zu Ende ging, konnte sich kaum einer der Gäste noch auf den Plätzen halten: stehende Ovationen am Ende eines hinreißenden Abends.