Schrobenhausen
"Dann haben wir Museen auf dem Land"

Katholiken fürchten um das kirchliche Leben in den Gemeinden, wenn die Bistumsreform durchgesetzt wird

23.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:48 Uhr

Mit Menschenketten um Kirchen wollen gläubige Katholiken gegen die Bistumsreform protestieren. In Karlshuld übte der Pfarrgemeinderat schon mal für den Ernstfall am 4. März - Foto: Hammerl

Schrobenhausen (SZ) Die angekündigte Bistumsreform empört viele Katholiken im Schrobenhausener Land. Am Sonntag wird sich der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa in einem Hirtenbrief dazu äußern. Während einige das erst mal abwarten wollen, ist man im Donaumoos schon auf Protest gepolt.

Die Donaumoos-Pfarrgemeinden bereiten sich darauf vor, ihre Kirchen am Sonntag, 4. März, zu umarmen, sprich, Menschenketten um die Kirche zu bilden und so zu verdeutlichen, dass die Kirche im Ort bleiben soll. „Heute Kirche sein“ nennt sich die Protestaktion des Pastoralen Gesprächsforums Augsburg, an die sich die Pfarrgemeinden anschließen (siehe dazu unten stehenden Artikel).

In anderen Gemeinden hält man sich eher noch zurück. „Wir umarmen nichts vor dem Hirtenbrief“, sagt etwa Pfarrsekretär Bernhard Hanke von der Stadtpfarrei St. Jakob Schrobenhausen. Auch der Langenmosener Pfarrgemeinderatsvorsitzender Josef Stark will sich vor der Verlesung des Hirtenbriefes nicht detailliert zur Dekanatsreform äußern: „Ich möchte erst mal Sonntag abwarten.“ Aber man spürt, dass er sich zurückhalten muss. Er, der seit vergangenem Jahr mit 35 anderen Laien, denen die Kirche am Herzen liegt, einen Wortgottesdienstkurs besucht, der ihn am Ende dazu qualifiziert, Wortgottesdienste zu halten, die er aber – wenn es nach den Plänen des Bischofs geht – gar nicht mehr halten darf, zumindest nicht an Sonn- und Feiertagen, also dann, wenn der Berufstätige Zeit hätte. Die Ehrenamtlichen bei Laune halten sieht anders aus.

„Es kommt mir vor wie ein geordneter Rückzug“, sagt denn auch Hans Mahl, Pfarrgemeinderatsvorsitzender in Aresing, dessen Pfarrgemeinde mit der Pfarreiengemeinschaft Weilach zusammengelegt werden soll. Natürlich müsse die Kirche auf den Priestermangel und die Kirchenaustritte reagieren. „Aber wenn die Pfarrer weniger werden, wird ja die ganze Laienarbeit noch wichtiger“, sagt Mahl. Zumal diese sich „völlig kostenfrei eingebracht“ hätten. Und warum, fragt sich der Aresinger, lässt der Bischof nicht die Gläubigen vor Ort regeln, wie man auf die Herausforderungen reagiert? Stattdessen stehe Zdarsa fast wie in einem privatwirtschaftlichen Unternehmen an der Spitze und reiße alle gewachsene Strukturen aus der Not heraus ein. „Er wäre besser beraten gewesen, sich die Diözese erst einmal genauer anzuschauen. Es kann doch nicht sein, dass man alles zerschlägt.“

Denn: „Die Kirche bleibt vor Ort, die Kranken bleiben vor Ort, die Alten bleiben vor Ort, genauso wie Leute, die aus Trotz nicht woanders hingehen wollen.“ Wenn nun verordnet werde, dass die Eucharistiefeier nur noch im größten Ort einer Gemeinschaft stattfindet, dann blieben all diese Gläubigen fern und die Kirche leer.

Befremdlich findet Mahl auch, dass nach dem Willen des Bischofs die Stiftungen ihren Besitz an die fusionierten Pfarreien übergeben sollen. Damit berühre der Bischof eigentlich staatsrechtliche Belange, sagt Mahl. „Und wir werden sicher nicht von Aresing alles nach Weilach tragen.“

Heute, trifft sich der Aresinger Pfarrgemeinderat, um zu besprechen, mit welchen Maßnahmen man den Reformplänen entgegentritt. „Ich sehe nur eine Chance: dass sich da möglichst viele stark machen, dass zumindest das ein oder andere geändert wird“, sagt Mahl.

Thomas Nagl, Pfarrgemeinderatsvorsitzender in Waidhofen, kann sich ohnehin nicht vorstellen, „dass der Bischof das so durchsetzen kann“ – das werden sich die Katholiken nicht gefallen lassen“. Besonders aufmerksam verfolgen die Waidhofener, was aus den Plänen Zdarsas wird, die Pfarreiengemeinschaft Waidhofen mit Mühlried zusammenzulegen. „Da würden wir stark leiden“, sagt Nagl. „Und das wäre auch nicht sinnvoll.“ Zdarsa mache den Fehler, dass er versuche auf eine ländlich geprägte Region städtische Maßstäbe anzulegen. „Bei uns ist der Kirchenbesuch noch bei 20 Prozent“, sagt Nagl. Das würde sich aber schlagartig ändern, wenn die Gläubigen plötzlich zur Eucharistiefeier nach Mühlried müssten.

Wenn dann auch noch die Kirchenverwaltungen in den kleineren Orten aufgelöst würden, dann sieht der Nagl auch für die Prunkstücke in den Gemeinden schwarz: „Dann kümmert sich keiner mehr um die Kirche im Ort. Dann haben wir Museen auf dem Land.“