Schrobenhausen
"Damit die Toten nicht schweigen"

Volkstrauertag: Im Schrobenhausener Land wurde gestern der im Krieg gefallenen Opfer gedacht

19.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr

Dem kalten Wetter trotzten im Schrobenhausener Land viele, die gestern den Opfern von Krieg und Gewalt gedachten. Unsere Bilder zeigen die Feierlichkeiten in Brunnen (großes Foto), Schrobenhausen (oben rechts) und Aresing (oben links). - Fotos: Berger, Gläßel, Pobitschka

Schrobenhausen/Brunnen (SZ) Am Volkstrauertag gedachten Vertreter aus Politik und Geistlichkeit, Fahnenabordnungen von Vereinen wie Feuerwehren und der Soldatenkameradschaften gestern im ganzen Schrobenhausener Land den Toten und aller Opfer von Krieg, Gewalt, Vertreibung oder Terror.

Leichter Regen fiel, als der feierliche Schweigemarsch aus rund 90 Teilnehmern in Schrobenhausen angeführt von Trommlern und der Feuerwehr auf seinem Weg durch die Stadt am Kriegerdenkmal ankam. Bedächtig legten die Vertreter sämtlicher Schrobenhausener Vereine ihre Kränze am Kriegerdenkmal am Perger Platz ab. Die feierliche Stimmung wurde musikalisch von einem Blasorchester der Musikschule und dem Kirchenchor gebührend umgesetzt.

Der Volkstrauertag sei ein "schwieriger und wichtiger" Gedenktag, wie Bürgermeister Karlheinz Stephan betonte. Gerade wegen der Schwere des Volkstrauertages, der Erinnerungen wachrufe und an schreckliche Ereignisse erinnere, sei es auch so wichtig, ihn nicht zu einem Alibifeiertag werden zu lassen und ihn auch an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Auch heute noch seien viele Menschen von Gewalt, Terror und Vertreibung betroffen und auch unter den Erinnerungen an vergangene Kriege würden noch viele leiden. Dieser Erinnerungen, die zu verblassen drohten, würde an diesem Tag gedacht, "damit die Toten nicht schweigen", schloss Stephan seine Rede ab.

Diesem Appell schlossen sich sowohl die Vertreter der katholischen als auch der evangelischen Kirchen an. Sie betonten die Aktualität des Gedenktages und seiner hohen Geltung. Genauer gingen sie auf den Aspekt von Frieden und seiner großen Bedeutsamkeit ein. Vor allem in einer Zeit, in der Gewalt und "Friedlosigkeit gezüchtet wird, von verfehlter, egoistischer Politik, und einer Gesellschaft, in der Habgier zu wachsen scheint", führte Diakon Andreas Buchfelder aus, "gedenkt der Toten, sucht den Frieden und jagt ihm nach".

Zum 45. Mal in Folge sprach Josef Plöckl und erinnerte an die gefallenen Soldaten aus Kriegen aller Welt, Vertreibung und sinnloser Gewalt. "Wir trauern mit", so Plöckl weiter, mit allen, die unter dieser Gewalt leiden und geliebte Menschen verloren haben. "Unser Leben gilt der Hoffnung auf Versöhnung", so Plöckl. Im Anschluss an die Gedenkfeier am Kriegerdenkmal fand für die evangelische Bevölkerung ein Bittgottesdienst für den Frieden in der Christuskirche am Martin-Luther-Platz statt.

Auch im restlichen Schrobenhausener Land wurde der Volkstrauertag feierlich begangen. Zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege versammelte sich beispielsweise die Pfarrgemeinde Brunnen zusammen mit den Vereinsfahnenabordnungen und Ruhestandspfarrer Anton Keller am Kriegerdenkmal am Brunnener Friedhof.

Im Ersten Weltkrieg mussten 19 junge Männer, Ehemänner und Familienväter auf den Schlachtfeldern ihr Leben lassen. Den ersten Gefallenen musste die Pfarrgemeinde Brunnen am 25. August 1914 beklagen. Anton Hirschberger ist in Luneville in Lothringen (Frankreich) gefallen. Zum ewigen Gedenken ist im Eingangsportal zur Brunnener Pfarrkirche eine Gedenktafel angebracht worden und am Kriegerdenkmal erinnert ein Gedenkstein daran. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges kehrten 46 Brunnener Männer nicht mehr zu ihren Familien zurück. 37 Männer sind auf dem Felde gefallen und 9 wurden als vermisst gemeldet.

Im zweiten Kriegsjahr 1940 drang nach Brunnen die erste Meldung über einen gefallenen Soldaten durch. Es war der 24-jährige Michael Gundlfinger. Zum Gedenken an die gefallenen und vermissten Soldaten und Männer der beiden Weltkriege wurde auf der rechten Seite des Haupteinganges in den Brunnener Friedhof ein Kriegerdenkmal errichtet.

Bürgermeister Thomas Wagner erinnerte in seiner Gedenkrede daran, dass Gewalt und Krieg unbedingt verhindert werden sollten. "Die Würde des Menschen ist unantastbar" stehe im Grundgesetz und Wagner betonte, dass dies eine sehr wichtige Errungenschaft der Demokratien sei und unbedingt verteidigt werden müsse. "Die vielen Kriegerdenkmäler in unseren Gemeinden und Städten sollen uns stets daran erinnern, dass uns die Geschichte von Krieg, Tod und Vertreibung nicht irgendwann einmal einholen wird", so Wagner.

Der Vorsitzende des Krieger- und Soldatenvereins Brunnen, Anton Schmidmeir, erinnerte neben den Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege auch an die Männer, Frauen und Kinder auf der ganzen Welt, die in der heutigen Zeit durch Kriegshandlungen ihr Leben lassen mussten. Schmidmeir betonte auch, dass in der heutigen Zeit wieder Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte im Einsatz für den Frieden in den Krisenregionen der Welt ihr Leben lassen mussten. Doch, so Schmidmeir, unser Leben gilt der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern und auf Frieden in der Welt.