Schrobenhausen
Wenn Weihnachten im Oktober ist

Daniel Mayr aus Schrobenhausen spielt wieder einmal bei "Dahoam is Dahoam" mit

09.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

Schrobenhausen (SZ) "Weihnachten wird total überschätzt, jeds Jahr desselbe Gschiss", sagt Frischi. Verkörpert wird Frischi von dem 27-jährigen Schrobenhausener Daniel Mayr, der am Dienstag wieder einmal bei "Dahoam is Dahoam", der Daily Soap des Bayerischen Fernsehens, zu sehen ist.

Daniel Mayr gehört seit über drei Jahren zum festen Nebenensemble von "Dahoam is Dahoam". Als Frischi ist er der beste Kumpel des Protagonisten Florian Brunner und somit mehrmals im Jahr zu sehen. "Meist dann, wenn um Florian eine Geschichte geschrieben wird und er seinen besten Kumpel braucht", erklärt Mayr. So wie heute. In der Folge wollen die Jungs nicht mehr Weihnachten mit der Familie feiern und suchen sich eine Alternative. Wie die Geschichte weitergeht, darf Mayr nicht verraten. Denn die Serie wird nicht parallel zur Ausstrahlung im Fernsehen gedreht, sondern weit im Voraus. Die Weihnachtsfolge wurde im Oktober aufgenommen und Ostern wird im Februar gefeiert. "Das bedeutet, dass wir im Winter im T-Shirt drehen und im Sommer bei 30 Grad eine dicke Jacke anhaben müssen. In der Serie ist es dann schon Herbst", erklärt Mayr. Heute dreht er allerdings nur Szenen im Studio. "Da ist es immer schön angenehm", grinst er.

So auch an diesem Mittwochnachmittag. Seit 11.30 Uhr ist Daniel Mayr schon auf dem Drehgelände in Dachau. Normalerweise würde er jetzt seinem Beruf im Landratsamt Aichach nachgehen, wo er in der IT-Abteilung arbeitet. Für den Drehtag hat er sich freigenommen. "So etwas funktioniert nur mit einem kulanten Arbeitgeber", erzählt Mayr. Denn den genauen Drehtermin bekommt er erst eine Woche vorher mitgeteilt.

Nach seiner Ankunft im Filmdorf in Dachau geht es über eine Treppe in den ersten Stock. "Außendreh nach links", steht auf einem Schild. Im Kostümraum wird Mayr dann von einer Dame umarmt: "Schön, dich wiederzusehen." Er zeigt ihr Oberteile, die er von zu Hause mitgebracht hat. "Meine eigenen Klamotten passen mir wenigstens. Das Zeug hier ist mir zu groß", lacht Mayr. Die Dame vom Kostüm entscheidet sich für den blauen Pullover. "Und im zweiten Bild dann bitte den roten." Mit "Bild" sind die verschiedenen Szenen gemeint. Mayr dreht heute nämlich für mehrere Spieltage und an jedem muss er selbstverständlich ein anderes Oberteil anziehen. Wer hat schließlich jeden Tag das Gleiche an?

Anschließend geht es in die Maske. Dort trifft er Tommy Schwimmer, der in der Serie den Florian Brunner spielt. Mayr setzt sich auf einen freien Stuhl, eine Maskenbildnerin schminkt ihn mit Puder. "Damit das Gesicht bei den vielen Scheinwerfern im Studio nicht glänzt", erklärt sie. Auch an den Haaren wird gezupft, es muss später im Fernsehen eben alles gut aussehen. Währenddessen ratscht Mayr mit Schauspielkollege Tommy Schwimmer über den neuesten Kinofilm, die Freundin oder den Urlaub. So erfährt er auch, dass Schwimmer eine Drehpause einlegt. Wie das in der Serie umgesetzt wird, darf Mayr nicht verraten. Er hat schon das Drehbuch bekommen, denn auch in dieser Geschichte wird der Schrobenhausener wieder eine Rolle spielen. "Das Schöne ist, dass mich das Team mittlerweile gut kennt, auch wenn ich nur einmal im Monat zum Drehen komme", freut sich Mayr. "Alle gehen sehr familiär miteinander um, ich fühle mich hier einfach wohl." Viel Zeit zum Reden bleibt allerdings nicht. Mayr muss zusammen mit Tommy Schwimmer ins Studio. Auf dem Weg dorthin trifft er Christine Reimer aus Pfaffenhofen, die das geschafft hat, wovon viele träumen: Nachdem sie als Komparsin angefangen hatte, spielt sie seit einigen Jahren die Hauptrolle der Monika Vogl. Sie war es auch, die Daniel Mayr bei seinem ersten Drehtag zur Seite stand. "Damals kannte ich mich nicht aus und Christine hat mir alles gezeigt", erinnert er sich. Seitdem unterhalten sich die beiden auch gern mal etwas länger, wenn sie sich auf dem Drehgelände begegnen.

Im Studio geht dann alles sehr schnell. Das Team wartet schon. Daniel Mayr spricht mit Tommy Schwimmer den Text durch. Schließlich hat er den zu Hause schon auswendig gelernt. Es folgt eine Kameraprobe. Mayr und Schwimmer spielen die Szene durch, während das Kamerateam ausprobiert, wie sich die beiden dabei am besten positionieren. "Daniel, warte noch etwas länger bis du zur Tür reinkommst, damit dich die Kamera besser aufnehmen kann", gibt Regisseur Andreas Ruhmland letzte Anweisungen. Dann wird auch schon gedreht.

Insgesamt fangen drei Kameras die Szene im Studio ein. Nach 90 Sekunden ist der erste Dreh vorbei, länger dauert die Szene nicht. "Wir machen noch eine", sagt der Regisseur, "nur zur Sicherheit, lag nicht an euch." Mayr ist erleichtert, er hat alles richtig gemacht. "Neben dem Sprechen und Spielen muss ich auf so viele Kleinigkeiten achten," erklärt er. "Ich muss zur richtigen Zeit an der vorgegebenen Stelle stehen, damit mich die Kameras gut sehen und ich im Licht bin." Zudem muss Mayr mit Requisiten arbeiten, wie in dieser Szene mit einer Bierflasche. Die muss er zum richtigen Zeitpunkt aufmachen, und zwar so, dass sie nicht schäumt. "Alles zu kombinieren ist gar nicht so einfach, gerade als Mann", scherzt er.

Aber auch den Text kann er sich heute merken, Versprecher gibt es keine - auch wenn er schon den ein oder anderen Hänger hatte. "Dann wird die Szene noch mal gedreht, so lange bis keine Fehler mehr passieren", erklärt Mayr. Heute geht es aber schnell. Nach 20 Minuten im Studio darf er eine Pause machen. Warten ist jetzt angesagt, ganze drei Stunden lang. Am Abend steht noch eine weitere Szene auf dem Programm. Zeit, um nachzufragen, ob er denn gern hauptberuflich Schauspieler wäre. "Nein", sagt Mayr wie aus der Pistole geschossen. "Ich bin gerne hier, aber das große Geld verdient nur, wer richtig gut ist." Viele Menschen kommen von der Schauspielschule und versuchen, an Aufträge zu kommen. "Die wären froh, wenn sie so eine Rolle hätten wie ich. Der Markt ist einfach zu überlaufen."

Dabei kam Mayr durch Zufall zu seiner Rolle. "Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Eigentlich sollte er damals für die Rolle eines Nationalsozialismusanhänger gecastet werden. "Der Producer meinte aber, ich würde dafür zu nett aussehen", erinnert sich Mayr. "Ich wollte aber ohnehin keine kurze Gastrolle, sondern regelmäßig drehen. Das habe ich den Verantwortlichen auch gesagt." Kurz darauf kam dann schon das erste Drehangebot. Damals durfte Daniel Mayr gerade mal zwei Sätze sagen. "Die Chefs von ,Dahoam is Dahoam' mussten testen, wie gut ich spielen kann", erklärt er. Wer eine Rolle nicht authentisch umsetzen kann, darf vor der Kamera nicht viel sagen. Mittlerweile bekommt Mayr von den Autoren größere Dialoge geschrieben und hatte im vergangenen Jahr schon seine eigene Geschichte. "Meine Rolle Frischi sollte auf den Maibaum aufpassen und ist eingeschlafen", erzählt Mayr. "Der musste dann wieder ausgelöst werden." Damals hat er mehrere Tage hintereinander gedreht, sein bisher größter Einsatz. "Aber da kommt schon mal wieder was", grinst Mayr. Mehr darf er nicht verraten.

 

Die Folge 1847 mit Daniel Mayr wird am Dienstag um 19.30 Uhr ausgestrahlt.