Schrobenhausen
Welle der Hilfsbereitschaft rührt Familie Marko zu Tränen

Hunderte nahmen an der Typisierungsaktion für die an Leukämie erkrankte Tamara teil

04.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr
Typisierung für Tamara Marko in Schrobenhausen. −Foto: Drexler

Schrobenhausen (gdr) Franz Marko weint normalerweise nicht. Am Samstag hatte der Papa von Tamara Marko jedoch Tränen in den Augen. Er war überwältigt davon, wie viele Leute an der Typisierungsaktion in der Michael-Sommer-Mittelschule in Schrobenhausen teilnahmen. Allein in der ersten von insgesamt fünf Stunden ließen sich schon rund 300 Personen registrieren.

Die 20-jährige Tamara aus Schrobenhausen hat Blutkrebs und eine Stammzellenspende ist ihre einzige Überlebenschance. Wie sich das für die Familie anfühlt, kann Maximilian Erdle aus Neuburg gut nachvollziehen. Er war zwei Jahre alt, als vor 20 Jahren sein vierjähriger Bruder die Diagnose Leukämie bekam. „Ich wünsche es keinem, dass so etwas passiert“, sagt der Neuburger. Sein Bruder ist inzwischen geheilt. Damit auch andere diese Chance bekommen, lässt Erdle sich als Stammzellenspender registrieren.

Fast schon generalstabsmäßig hat Tina Marko, die 25-jährige Schwester von Tamara, zusammen mit ihrem Freund Alex Paulus und einem vierköpfigen Helferteam die Aktion organisiert. Rund 30 Tische stehen in der Aula, an denen sich die Leute typisieren lassen können. Etwa 70 freiwillige Helfer sind im Einsatz, die vor allem an den Tischen bei der Registrierung helfen.

Statt wie früher Blut zu entnehmen, geht inzwischen alles kurz und schmerzlos mit Hilfe von Wattestäbchen. Rund 30 Sekunden lang fahren die potenziellen Spender dreimal nacheinander mit Wattestäbchen über die Innenseite der Wange. Zwei Stäbchen seien für die Auswertung notwendig, erklärt Laura Riedlinger von der DKMS (Deutschen Knochenmarkspenderdatei). Das dritte Stäbchen ist Reserve. Der Vorteil gegenüber der Blutabnahme: Es ist kein medizinisches Fachpersonal notwendig, und auch logistisch ist es einfacher.
Rund 3000 solche Stäbchensets hat Riedlinger mit nach Schrobenhausen gebracht. Dass sie die alle brauchen wird, glaubt sie nicht. „Aber ich denke schon, dass wir in einen vierstelligen Bereich kommen werden.“ Die Werbetrommel sei von dem Organisationsteam richtig gut gerührt worden, lobt Riedlinger. Auch an Spenden ist einiges eingegangen. Rund 20 000 Euro aus dem Landkreis seien schon auf dem Konto, freut sich Tamaras Vater. Geld, das die DKMS gut brauchen kann, denn sie übernimmt die Kosten in Höhe von 35 Euro, die bei der Registrierung eines jeden neuen Spenders entstehen.

Als eine interessante Erfahrung würde er es sehen, wenn er als Spender infrage käme, sagt Tobias Kühner aus Gachenbach. Die Motivation für den 20-Jährigen, sich an der Aktion zu beteiligen: „Was wäre, wenn ich in der Situation wäre. Dann wünsche ich mir auch einen Menschen, der hilft.“ Im ersten Moment überrascht würde sie wahrscheinlich reagieren, wenn sie ausgewählt würde, und sich dann freuen, glaubt Elisabeth Felber aus Peutenhausen, die sich ebenfalls registrieren ließ. Sie drückt Tamara die Daumen, dass ein passender Spender dabei ist.

Die 20-Jährige wäre am Samstag auch gerne dabei gewesen. „Sie liegt gerade im Kinderkrankenhaus, weil ihre Blutwerte sehr schlecht sind“, sagt ihre Schwester Tina. Seit rund drei Jahren lebt die Familie mit der Krebsdiagnose Tamaras. „Drei harte Jahre für die Familie“, sagt die Schwester. Sie und ihr Bruder kommen als Stammzellenspender nicht infrage. Um Tamara und allen anderen Patienten zu helfen, organisierte die Schwester gemeinsam mit der DKMS die Registrierungsaktion.

Und ist jetzt überwältigt davon, wie gut die angenommen wird. „Ich hatte es gehofft, aber ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass so viele Leute kommen.“ Papa Franz Marko will seiner Tochter Tamara zeigen, wie gut die Aktion angenommen wird, und lässt sie über sein Handy einen Blick in die volle Aula werfen. Was die Unterstützung der vielen Menschen für die Familie und Tamara bedeutet, sagt Tina: „Das gibt uns Kraft.“