Schrobenhausen
"Mittlerin zwischen Politik und Mensch"

Rund 120 Gäste gedachten am Samstag beim Trauerakt von Landkreis und Stadt Rosina Straub

19.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr
Das Musikschulensemble umrahmte die Gedenkfeier des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen und der Stadt. −Foto: Pascale, Ute de, Schrobenhausen

Schrobenhausen (SZ) Kreisrätin, Stellvertretende Landrätin, allem voran aber enorm engagierte Sozialpolitikerin: In einem gemeinsamen Trauerakt würdigten am Samstag im Bauer-Konferenzgebäude Landkreis und Stadt Leben und Wirken der am 4. November verstorbenen Rosina Straub.

Es dauert, bis Landrat Roland Weigert alle Anwesenden begrüßt hat: Neben Familie und Freunden sind das ehemalige politische Wegbegleiter, unter anderen Altlandräte, die Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl und Erich Irlstorfer, die ehemaligen Landtagsabgeordneten Erika Görlitz und Rudi Peterke sowie Mitglieder des Bezirkstages, Bürgermeister aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, Vertreter aus Klerus, Wirtschaft, Verwaltung und Krankenversorgung sowie von Schulen, Ämtern, Vereinen und Verbänden.

"Rosina Straub war eine Vollblutpolitikerin", sagt Weigert, eine "interessierte und engagierte Kämpferin", die sich "mit viel Empathie, Sachverstand und noch mehr Herz" einbrachte. Landrat Richard Keßlers politisches Erbe sei "untrennbar mit ihrem Namen verbunden", würdigt Weigert die Verstorbene. Neben der Loyalität zum Landrat habe sie hoher Sachverstand ausgezeichnet. "Heimatverbundenheit war ihre Triebfeder", so Weigert.

"Rosina Straub hat die Welt ein bisschen besser gemacht."

Karlheinz Stephan

 

Behutsam begleiten Michaela Butz, Michael Wurzer und Rainer Maier die Gedenkfeier musikalisch. Das mit einer weißen Blume geschmückte Porträt auf der Bühne zeigt Rosina Straub so, wie sie die Menschen im Saal in Erinnerung haben dürften. So verschieden die Blickwinkel, mit der sich die Redner des Traueraktes an die Verstorbene erinnern, viele Punkte sind ihren Worten gemein: Nie habe sich Rosina Straub in den Vordergrund gedrängt - das, was ihr am Herzen lag, aber durchaus energisch verfolgt. Trotz ihres enormen Engagements sei die Familie immer an erster Stelle gewesen.

Und auch das zieht sich wie ein roter Faden durch die Reden: die Würdigung dessen, was Rosina Straub sozialpolitisch für die Menschen der Region bewegt hat, sei es in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Waisenhausstiftung oder in der Gesundheitspolitik sowie im Freundeskreis des Schrobenhausener Kreiskrankenhauses.

Oder durch ihren Einsatz im Schrobenhausener Stadtrat, in den sie in den 80er-Jahren als eine der "jungen Wilden", wie Bürgermeister Karlheinz Stephan es formuliert, einzog. "Es zeugt von hohem Durchsetzungsvermögen, wenn sich eine junge, frisch gewählte Stadträtin auch vor den etablierten Kollegen nicht scheut, eigene Initiativen zu starten" und diese gegebenenfalls auch gegen Widerstände durchzusetzen. "Auf sie war stets hundertprozentig Verlass", so Stephan. "Rosina Straub sah, was getan werden musste, und packte es an." Staatliche wie städtische Ehrungen zeugten davon - "Erfolg, der auf harter Arbeit, großem Können und Wissen und einer unermüdlichen Tatkraft" beruhte, so Stephan. "Was sie anstrebte, war nicht Ruhm, Geld oder Auszeichnungen - ihr ging es um das Wohl ihres Wirkungskreises. "Wir brauchen Zeit zum Trauern, aber auch zur Neuorientierung", sagt Karlheinz Stephan. Und er findet: Rosina Straub habe die Welt "ein bisschen besser gemacht".

Ähnlich die Erlebnisse, von denen Thomas Bauer berichtet, der, wie er erklärt, als langjähriger Kollege im Kreistag des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen, als Mitglied des CSU-Präsidiums sowie stellvertretend für den Landtagsabgeordneten und Ministerpräsidenten Horst Seehofer spreche. Neben den vielen Bereichen, in denen sich Rosina Straub einsetzte, erinnert Bauer die Zuhörer auch an das Jahr 1996, "als sie von der CSU gebeten wurde, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren". Ebenso an ihre Mitgliedschaft in der Frauenunion und ihren Einsatz in den Gremien der Partei, auf allen Ebenen. "Enorm wichtig" sei ihr gewesen, "dass es den Menschen in unserer Stadt und im Landkreis gutgeht", dass es gerecht zugehe, niemand abgehängt werde. Bauer ist der Überzeugung: "Sie war das, was man im guten Sinne des Wortes als Kümmerer bezeichnet" - auch, weil Rosina Straub das Talent besessen habe, jeden anzusprechen, "die kleinen aber auch die großen Leute, ihre Sorgen aufzunehmen und in die Politik einzubringen". Dabei stets spürbar: ihr ehrliches Interesse an den Menschen - gern auch mal verbunden mit einem guten Rat für ihr Gegenüber. Rosina Straub habe gewusst, "dass es immer dieser beiden Seiten bedarf: wirtschaftlichem Erfolg und sozialem Handeln als Basis einer guten Gesellschaft", sagt Bauer.

In einer Zeit, in der viele sich schwertun, Politik zu verstehen, brauche es Menschen wie Rosina Straub, "die es verstehen, Mittler zu sein" zwischen Politik und Mensch, die es auch fertigbringen, "der Politik ein sympathisches Gesicht zu geben", ist Thomas Bauer überzeugt. "Sie war Vorbild - und sie fehlt uns".