Schrobenhausen
Ab Dienstag: Per Callcenter zum Hausarzt

Notdienstreform in Kraft - Wer nach Dienstschluss Hilfe braucht, muss jetzt die Nummer 116117 wählen

19.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Wer im Schrobenhausener Raum nach Dienstschluss der Praxen einen Hausarzt braucht, kann ab heute nicht mehr auf einen der vertrauten örtlichen Hausärzte zurückgreifen, sondern muss sich über ein Callcenter unter der Nummer 11 61 17 zu einer Bereitschaftspraxis in Neuburg, Ingolstadt oder Eichstätt leiten lassen. Pfaffenhofen nimmt am 24. April seinen Dienst auf, Aichach im Herbst. −Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Schrobenhausen (SZ) Wenn nach Feierabend oder am Wochenende der Rücken schmerzt, wenn man sich verletzt oder das Fieber steigt, hat man bisher mal eben den örtlichen Hausarzt angerufen, der Notdienst hat. Damit ist es jetzt vorbei.

Ab Dienstag gilt, was sich seit Monaten abzeichnet: Das Schrobenhausener Land inklusive Hohenwart wird jetzt vom Dienstbezirk Ingolstadt-Eichstätt mitbetreut. Für Gerolsbach ändert sich vorerst noch nichts; dort wird die Reform erst am 24. April vollzogen; dann öffnet die Bereitschaftspraxis Pfaffenhofen.

Was bedeutet die Reform für Patienten im Schrobenhausener Land? 

Wann wählt man die 116117, wann die 112?

Die 116117 ist zu wählen, wenn eine Erkrankung vorliegt, deren Behandlung nicht bis zur nächsten regulären Sprechstunde eines niedergelassenen Arztes warten kann. Bei lebensbedrohlichen Notfällen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und schweren Unfällen ist weiterhin der Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 erreichbar.

Wann ist die Bereitschaftspraxis an den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg geöffnet?

Mittwoch und Freitag von 16 bis 21 Uhr; Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 9 bis 21 Uhr. In die Bereitschaftspraxen kann man ohne Voranmeldung fahren.

Ab wann stehen die Hausarztpraxen in Aichach und Pfaffenhofen zur Verfügung?

Aichach soll im Oktober öffnen, die Praxis an der Ilmtalklinik am 24. April. Dem Patienten steht aber immer frei, die für ihn nächstgelegene Bereitschaftspraxis oder - falls die Region noch nicht auf das neue System umgestellt worden ist - den nächsten diensthabenden Arzt aufzusuchen. Der Patient ist nicht an einen festgelegten Bereitschaftsdienstbereich gebunden.

Gibt es in Zukunft noch Hausbesuche im Ärztlichen Bereitschaftsdienst?

Ja, für Patienten, die keine Bereitschaftspraxis aufsuchen können, sofern eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Die Ärzte kommen, je nach Dienst, aus Neuburg, Ingolstadt oder Eichstätt.

Zu welchen Zeiten fährt der Fahrdienst für Hausbesuche?

Montag bis Dienstag: 18 bis 8 Uhr; Dienstag bis Mittwoch 18 bis 8 Uhr; Mittwoch bis Donnerstag 13 bis 8 Uhr; Donnerstag bis Freitag 18 bis 8 Uhr; Freitag bis Montag 13 bis 8 Uhr; Vorabend eines Feiertags 18 Uhr bis nachfolgender Werktag 8 Uhr.

Wie viele Fahrdienste werden zu welchen Zeiten eingeteilt?

Die Anzahl der diensthabenden Ärzte bemisst sich an einer im Vorfeld kalkulierten und auf Vergangenheitswerten basierenden Auslastung in der jeweiligen Bereitschaftsdienstregion. Die Anzahl ist daher je nach Region unterschiedlich. Mindestens ein Arzt ist im Dienst.

Was passiert, wenn sehr viele Hausbesuche angefordert werden?

Die Hausbesuche werden zunächst nach Dringlichkeit und dann nach Nähe einer nach dem anderen angefahren. Im Bereitschaftsdienst gibt es keine Hilfsfrist. Bei Bedarf können Fahrdienste aus benachbarten Regionen zur Unterstützung hinzugezogen werden. Ob ein Hausbesuch durchgeführt wird, entscheidet der Bereitschaftsarzt.

Wann kann man nach Feierabend der Hausarztpraxen die Notaufnahme des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen aufsuchen?

Dazu sagt Geschäftsführer Dietmar Eine: "Im Zweifel sollte jeder Patient abwägen: Kann der Hausarzt helfen, oder nicht? Man sollte sich da vom gesunden Menschenverstand leiten lassen. Wir werden definitiv keinen Patienten abweisen, hoffen aber, dass nur die wirklich hilfebedürftigen Fälle das Haus besuchen. Aber wir sind da! Und wir bleiben auch da. Ich bin überzeugt, dass das Krankenhaus Schrobenhausen langfristig ein fester Bestandteil der regionalen Versorgung bleiben wird."

Warum gibt es am Krankenhaus Schrobenhausen keine Bereitschaftspraxis?

Die zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KVB) hat hier keine Bereitschaftspraxis vorgesehen. Alle politischen Interventionen verliefen im Sande.

Was sagt die Politik zur Reform und ihrer Umsetzung?

"Mit Bedauern stelle ich fest, dass das alles nicht aufzuhalten war", sagte gestern Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan, der gegen die Benachteiligung von Menschen auf dem Land kämpft. "Die Informationspolitik der KVB ist nach wie vor absolut indiskutabel. Ich wurde auch nicht informiert, dass es jetzt so weit ist - nichts." Aresings Bürgermeister Klaus Angermeier und sein Brunnener Kollege Thomas Wagner bestätigen das bei einer stichprobenartigen Umfrage. Gerolsbachs Bürgermeister Martin Seitz glaubt, dass Schrobenhausen stärker getroffen wird als Gerolsbach: "Bei uns wird das nicht so dramatisch, wir bekommen die Bereitschaftspraxis in der Ilmtalklinik und haben den Rettungswagen in Scheyern." Im Gegensatz zu Gerolsbach bleibt Hohenwart übrigens im Verbund mit Schrobenhausen.