Schrobenhausen
Betriebe ringen um Nachwuchskräfte

Industrie- und Handelskammer klagt über Azubimangel und will Flüchtlinge schneller integrieren

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Die Ausbildungswerkstatt bei Hoffmann Mineral in Neuburg steht bei jungen Menschen hoch im Kurs. Die Betriebe der Industrie- und Handelskammer ringen um Nachwuchs, die Zahl der Ausbildungsverträge stagniert. ‹ŒArch - foto: Schanz

Schrobenhausen (SZ) "Die Integration von Flüchtlingen ist ein Schlüssel zur Lösung des Azubimangels": Das sagt die Industrie- und Handelskammer angesichts einer stagnierenden Zahl an Ausbildungsverträgen und vielen Betrieben, die Nachwuchskräfte suchen.

Trotz aller Anstrengungen in der Lehrlingsakquise konnten die Unternehmen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen auch 2015 kaum mehr Nachwuchskräfte gewinnen: Die Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung stellten 281 Auszubildende neu ein, 0,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik der IHK für München und Oberbayern hervor.

Oberbayernweit ging die Anzahl der Neu-Verträge um 0,3 Prozent zurück. "Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es gehen ihnen schlichtweg die Azubis aus und das stellt die Betriebe bei der Fachkräftesicherung vor riesige Probleme", sagt Hartmut Beutler, Vorsitzender des IHK-Gremiums Neuburg-Schrobenhausen. Besonders spürbar ist der Azubi-Mangel in den kaufmännischen Berufen (minus ein Prozent), allen voran im Hotel- und Gastgewerbe (elf Neu-Verträge/Vorjahr 16) und im Groß- und Außenhandel (sieben Neu-Verträge/Vorjahr elf). Mehr Lehrlinge konnten dagegen im gewerblich-technischen Bereich eingestellt werden (plus 3,9 Prozent). Hier schlossen vor allem die Betriebe in der Metalltechnik mehr Ausbildungsverträge ab (56 Neu-Verträge/Vorjahr 48). Insgesamt wurden der Arbeitsagentur im vergangenen Jahr mehr als 560 freie Ausbildungsplätze für den Landkreis gemeldet. Davon blieben jedoch mehr als 40 (Stichtag 30. September) unbesetzt. Gleichzeitig verzeichnete die Agentur für Arbeit nur noch drei unversorgte Ausbildungsbewerber. "Es ist höchste Zeit, zu handeln", mahnt Beutler. "Flüchtlinge könnten dabei der Schlüssel zur Lösung des Azubimangels werden." Dazu sei die rasche und zielgerichtete Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt dringend notwendig. "Das von den bayerischen IHKs entwickelte €š3+2 Modell €˜ hat letztendlich bewirkt, dass Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, nicht nur für die Dauer ihrer dreijährigen Ausbildungszeit ein Bleiberecht haben, sondern darüber hinaus auch in den folgenden zwei Jahren nicht abgeschoben werden dürfen", betont der IHK-Gremiumsvorsitzende.

Derzeit erlernen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen 28 ausländische Jugendliche einen Ausbildungsberuf bei Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen. Ihr Anteil an den insgesamt 758 Auszubildenden in IHK-Berufen liegt damit erst bei 3,7 Prozent. In sieben Berufsintegrationsklassen werden momentan rund 120 jugendliche Asylbewerber auf das Berufsleben vorbereitet. Damit die Integration in den Arbeitsmarkt weiter Fahrt aufnimmt, wird die Wirtschaft selbst in Vorleistung gehen: Dazu stellen die bayerischen IHKs acht Millionen Euro für berufs- und ausbildungsbegleitende Sprachförderung, den Aufbau von Unterstützungsstrukturen oder die spezifische Fortbildung von Ausbildern für Flüchtlinge zur Verfügung. Dazu hat die IHK einen ersten Leitfaden mit allen wichtigen Informationen rund um die Themen Ausbildung und Beschäftigung von Asylbewerbern zusammengestellt (abrufbar unter www.muenchen.ihk.de/fluechtlinge). "All diese Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel werden aber erst langfristig greifen", betont Beutler.

Insgesamt sind derzeit 183 Unternehmen mit Zugehörigkeit zur Industrie- und Handelskammer in der Ausbildung aktiv und stehen für fast 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse.