Schrobenhausen
Es muss nicht immer das Büro sein

Die Maria-Ward-Mädchenrealschule ist mit ihrer technischen Ausstattung auf dem neuesten Stand

28.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Ihre 40-Stunden-Woche als Managerin für interne Kommunikation bei MBDA in Schrobenhausen verbringt Tina Haupt nur teilweise in ihrem Büro. Einige Aufgaben erledigt sie stattdessen im Rahmen der Telearbeit von zu Hause aus. Nur so schafft sie es, Job und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. - Foto: Hiereth/MBDA

Schrobenhausen (SZ) Um fünf Uhr nachmittags schließt der Kindergarten bei Dachau, in den die fünfjährige Lynda geht. Bis dahin hat Tina Haupt Zeit, ihre Tochter abzuholen. Für sie heißt das: Um 15.30 Uhr muss sie spätestens los aus dem Büro. Denn die 43-Jährige arbeitet als Managerin für interne Kommunikation beim Rüstungskonzern MBDA in Schrobenhausen. Rund 70 Kilometer liegen zwischen ihrem Arbeitsplatz und dem Kindergarten ihrer Tochter.

Dass Tina Haupt trotzdem auch weiterhin eine volle 40-Stunden-Woche schafft, liegt an einem Konzept, dass bei MBDA 15 Prozent der Mitarbeiter in Anspruch nehmen: der Telearbeit. Wenn Lynda abends im Bett ist, setzt sich ihre Mutter oft noch einmal an den Laptop, um Artikel für die Mitarbeiterzeitschrift zu schreiben, Texte zu redigieren oder Übersetzungen zu prüfen.

"Das sind Arbeiten, die eine hohe Konzentration erfordern", sagt sie. Umso schneller kommt sie voran, wenn sie zu Hause in ihrem eigenen Arbeitszimmer sitzt - ungestört von Kollegen, die mal eben den Kopf durch die Tür stecken. Wenn keine wichtigen Termine dazwischen kommen, arbeitet sie an einem Tag in der Woche sogar komplett von daheim aus. "Ich spare mir an diesen Tagen zwei Stunden Fahrt", nennt Tina Haupt einen wichtigen Vorteil der Telearbeit.

Dass Bürojobber von zu Hause aus arbeiten, ist nicht neu: MBDA bietet diese Möglichkeit schon seit Jahren. Dank der zunehmenden Digitalisierung ist die Heimarbeit in den vergangenen Jahren aber immer bequemer und einfacher geworden. Die Qualität von Internetverbindungen wird auch auf dem Land immer weiter ausgebaut. Hinzu kommen neue Technologien wie Videotelefonie, die immer häufiger eingesetzt werden.

"Ich gehe davon aus, dass die Telearbeit in Zukunft noch mehr genutzt werden wird", sagt Daniel Andracsek, in der MBDA-Personalleitung verantwortlich für Human Resources Governance, Personal- und Nachwuchsgewinnung (kleines Foto: MBDA). Die Bedingungen des Modells sind für die Mitarbeiter in einem eigenen Vertrag geregelt. "Die Zeit, die zu Hause gearbeitet wird, wird dem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben", versichert Andracsek. Die Mitarbeiter müssen sich auch zu Hause ein Büro einrichten, das in der Ausstattung bestimmten Vorschriften entspricht. Je nach Aufgabengebiet bekommen sie vom Unternehmen ein iPhone, ein iPad und ein Notebook zur Verfügung gestellt. Außerdem gibt es eine Pauschale von 40 Euro für Heizkosten und eine gute Internetverbindung.

"Das Ganze basiert auf einem Vertrauensverhältnis", stellt Andracsek klar. Der Arbeitgeber kann nicht kontrollieren, wie fleißig die Angestellten zu Hause sind. Bis jetzt hat man dem Personalleiter zufolge gute Erfahrungen gemacht. Wichtig sei vor allem das Team, in dem man arbeitet, ergänzt Tina Haupt. Schließlich sei man als Heimarbeiter darauf angewiesen, wichtige Informationen auch zu Hause zu erhalten. Sie handhabt die Telearbeit deswegen flexibel: Sobald eine Konferenz oder eine Veranstaltung ansteht, fährt sie auch an Heimarbeitstagen nach Schrobenhausen.

Trotzdem bleiben Arbeit und Privates bei Tina Haupt strikt getrennt. Wenn zum Beispiel ihre Tochter krank ist, lässt sie sich freistellen - und versucht nicht, Heimarbeit und Kinderpflege zu vermischen. "Das funktioniert nicht", ist sie überzeugt. Auf der anderen Seite erwartet ihr Arbeitgeber auch nicht, dass sie dank mobiler Geräte ständig erreichbar ist. Nach Feierabend können Mitarbeiter das Diensthandy zwar privat nutzen, müssen dienstliche Anrufe aber nicht mehr beantworten. "Das Arbeiten in der Freizeit ist unerwünscht", betont Daniel Andracsek - das sei auch schriftlich geregelt.

"Wenn es die Telearbeit nicht gäbe, wäre es nicht möglich, als Mutter eine Vollzeitstelle zu haben", sagt Tina Haupt. Denn auch ihr Mann pendelt täglich 70 Kilometer, allerdings in die entgegengesetzte Richtung nach Ottobrunn. Dass sich das Modell nicht nur für Eltern eignet, hat die Mitarbeiterin allerdings schon früher festgestellt. Vor einigen Jahren lebte sie mit ihrem heutigen Mann noch in Paris. Jeden Donnerstagabend flog sie damals dorthin zurück - und arbeitete freitags von der französischen Hauptstadt aus.