Schrobenhausen
Bayerisch, zünftig, gut

Volles Haus: Kabarettistin Martina Schwarzmann begeisterte in der Alten Schweißerei

24.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Vom alltäglichen Wahnsinn und Multitasking: Martina Schwarzmann bekam beim Auftritt in Schrobenhausen viel Applaus. - Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Titel des Programms und das, was das Publikum dabei empfindet, das geht selten so gut zusammen wie bei Martina Schwarzmann: Mit "Gscheid gfreid" brachte die bayerische Kabarettistin am Samstagabend ihr Publikum in der ausverkauften Alten Schweißerei zum Kringeln.

Da sitzt sie, auf einem Barhocker, in ihrem Flohmarktkleid mit Streifen und Blümchen. Rotes Jäckchen, dicker Schal. Den hat Martina Schwarzmann an diesem Abend offenbar bitter nötig. Dass sie gesundheitlich nicht ganz auf dem Damm ist, ist nicht zu übersehen. Ihrem Programm tut das allerdings keinen Abbruch. Das zieht sie durch. Da kennt sie nichts.

Sie freue sich ja, erzählt sie, "wenn mir oamoi oana zuahört, wenn i was sag". Am Samstag in der rappelvollen Schweißerei hören ihr Hunderte von Leuten zu, freuen sich an der schrägen Gedankenwelt der - wie könnte es anders sein: an einem Rosenmontag - in Fürstenfeldbruck geborenen Kabarettistin. Warum eigentlich nicht bei Todesanzeigen auch gleich Größe und Gewicht des Verstorbenen angeben - zwecks Wiederverwertung der Klamotten? Apropos Sterberei - was die Grabbepflanzung angeht, steht Schwarzmann auf eines nicht: Eisbegonien. "Wenn a Gschwür blühen kannt, dann tats ausschauen wie Eisbegonien."

Das Brillante an Martina Schwarzmanns Programm liegt darin, dass der Zuhörer vieles haargenau so erlebt und empfindet, wie sie es erzählt. Womit sich die Kabarettistin wohltuend von vielen ihrer Kollegen abhebt: So witzig, durchaus auch mal derb, vielleicht auch mal ein bisschen schlüpfrig das alles daherkommt - unter die Gürtellinie rutscht sie nie. Andere zu beleidigen, das hat sie gar nicht nötig. Zu reich ist offenbar der Erfahrungsschatz, den sie mit sich selber macht. Deshalb ist auch jene Person, die es in ihrem Programm mit am meisten abkriegt, sie selbst. "Wenn i gscheit Deitsch kannt, kannt i scho schene Sachan sang." Ihre Kinder hat sie nur deshalb so lange gestillt, weil die dann angeblich so gescheit werden. "Die Zeit, die i jetz ins Stillen investier, spar i ma nachher bei der Hausaufgab." Sie selbst sei vielleicht drei, vier Wochen gestillt worden. "Des hab i sauba gspiat."

Ein paar Leute gibt es dann aber doch, mit denen Schwarzmann eine Rechnung offen hat. Die liebe Verwandtschaft etwa, bei der sie sich immer wieder wundere, "dass mia alle den gleichen Ursprung ham". Sogar mit Bernie, der "fleischgewordenen Menopause" - wobei der ja wenigstens noch ein "sympathischer Knaller" sei. Weil: "So an richtigen Deppn hamma scho a dabei." Der Begriff Hausfrau? "Ein verlogener Begriff", findet Schwarzmann. "Haushaltsopfer" komme dem schon wesentlich näher. Überhaupt ist das, was sie daheim so alles erlebt, eine Nummer für sich. Beileibe nicht immer sind bei Martina Schwarzmann die Grenzen definiert, wo das kabarettistische Programm in die grundehrliche Erzählung übergeht: "Wenn i nach Auftritten um zwei, drei Uhr ins Bett komm, dann hab i um sechse überhaupt no koa Interesse an meiner Familie."

Ganz besonders zuwider ist ihr anscheinend "der zwangsweise Kontakt zu anderen Müttern". Die mit ihren picobello aufgeräumten Häusern samt jahreszeitlich passender Dekoration. Irgendwann kommt Martina Schwarzmann in einem ihrer Lieder zu der Erkenntnis: "Multitasking ist ein riesen Scheißdreck". Genauso wie übrigens Sex am Lagerfeuer. Auch "der größte Scheiß". Überhaupt, die Lieder. . .Über 90 Prozent davon gehen mit dem gleichen Akkord los, gibt sie zu. Das habe auch der Fredl Fesl bemerkt: "Martina, des is erstaunlich, wie du immer wieder auf die gleiche Melodie an neia Text findst." Ihre Antwort: "Dem ist nichts hinzuzufügen." Passt irgendwie immer, der Spruch.

Von abstrusen Träumen in Nullkommanichts zum alltäglichen Wahnsinn überleiten, mit einem, wenn auch oft schonungslosen so auch immer irgendwie liebevollen Blick aufs Leben, vor allem auf die bayerische Heimat, zu erzählen - vielleicht haut das bei Martina Schwarzmann ja auch deshalb so gut hin: "I denk übers Leben nach - des muss ja a wer doa."