Schrobenhausen
Basis für die ärztliche Versorgung

Rumänische Delegation holt bei der Humanitären Hilfe Material für ein kleines Karpatendorf ab

17.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr
Gute Stimmung in Weilach: Toni Drexler und Rodica Leporda (beide rechts) von der Humanitären Hilfe des BRK verfolgen die Verladung von Material, mit dem in einem Gebirgsdorf in den Karpaten eine Arztpraxis eingerichtet werden soll. −Foto: Hastreiter

Schrobenhausen (SZ) "So einen Bürgermeister habe ich in Rumänien noch nicht gesehen", schwärmt Rodica Leporda. Liviu Modoi, Bürgermeister von Bradeni, holte sich bei der Humanitären Hilfe des BRK die Hilfsgüter für sein Dorf selber ab.

Tiberiu Kiss sagt, dass er sich weniger Sorgen machen müsste, wenn so viele engagierte Politiker in seinem Einzugsbereich am Werk wären. Die Neuburger Ärztin Leporda und der Sozialinspektor des Erzbischofs von Hermannstadt (Sibiu) sprechen von Liviu Modoi, dem Bürgermeister des Bergdörfchens Bradeni mitten in den Karpaten. Weil es bei ihm Zuhause viel zu tun gibt, hat er nicht auf die Humanitäre Hilfe gewartet, zusammen mit Kirchenmännern ist er selbst gekommen, um sich Ware abzuholen in Weilach. Dreieinhalb Tonnen hatte der Kleinlaster mit Anhänger geladen.

Insgesamt 1440 Einwohner zählt Bradeni, das sind fast so viele wie in Waidhofen, wobei die Gemeinde die wechselvolle Geschichte zahlreicher rumänischer Ansiedlungen teilt. Gegründet wurde sie von deutschen Aussiedlern, die sie Henndorf nannten. Als die Ungarn ans Ruder kamen, wurde sie umgetauft und der Ort hieß Hegen. Heute gilt wieder der erwähnte rumänische Name. Für die Bewohner ist das nicht so wichtig. Für sie zählt mehr, dass sie vom Aufschwung abgeschnitten sind. Die Metropolen des Landes erblühten nach der Revolution von 1990 und das nur 50 Kilometer entfernte Hermannstadt erlebte unter seinem deutschstämmigen Bürgermeister Klaus Johannis einen kometenhaften Aufstieg. Industrieansiedlungen, Flughafenerweiterung und Autobahnanschluss waren Meilensteine. Und Johannis ist heute sogar der von der Mehrheit der Rumänen gewählte Ministerpräsident des Landes. Bradeni hat von alledem nichts mitbekommen.

Rodica Leporda berichtet, die Ortschaft liege als abgeschnittener Gebirgsort in einer Problemzone, der deshalb auch unter dem Aspekt Arbeitsplatzangebot und Gesundheitsvorsorge sowie Busverkehr benachteiligt sei. Es fehle an Infrastruktur in jeder Beziehung. Sie habe schon lange nicht mehr so viel Armut gesehen, wie in dieser Gegend, die Menschen hätten keine Perspektiven.

Um so mehr scheint Bürgermeister Modoi ein Glücksgriff für die Gemeinde zu sein. Seit er im Rathaus sitze, werde angepackt, beschreibt Rodica Leporda die Situation, die mehrfach vor Ort war, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Und das Urteil fällt gut aus. So habe der Bürgermeister eine Schule gebaut und auch kostenlos Farbe verteilt, damit die Bewohner ihre Häuser streichen könnten. Was jetzt noch fehle sei die medizinische Versorgung, im Ort stünden weder Arzt noch Apotheker zur Verfügung.

Nach seinem Besuch in Schrobenhausen wird Liviu Modoi den Grundstock dafür legen. Geeignete Räume sind schon vorbereitet. Mit dem medizinischen Mobiliar, das er in den BRK-Lagern Weichering und Weilach an Bord nehmen konnte, ist er jetzt zuversichtlich, dass man eine komplette Praxis einrichten könne und für die werde sich dann auch ein Mediziner finden. Geladen waren übrigens nicht nur Gegenstände für den medizinischen Bedarf. Die Humanitäre Hilfe verfügt nach wie vor über ein größeres Potenzial an nagelneuen Winterjacken, die ein chinesischer Geschäftsmann schon vor mehr als einem Jahr gestiftet hat. Davon gingen auch 25 Kartons mit auf die Reise. Um deren Verteilung wird sich das Erzbistum von Hermannstadt kümmern.

Toni Drexler, der Leiter der Humanitären Hilfe, ist froh, dass alles so kurzfristig geregelt werden konnte. Zwischen der Anfrage aus Rumänien und dem Eintreffen der Gäste lagen nämlich gerade einmal zwei Tage. Bisher stand für die Vorbereitung der umfangreichen Begleitpapiere immer ein größerer Zeitraum zur Verfügung. Nach dem plötzlichen Tod von Schatzmeister Diether Brandt, der den Papierkrieg bis immer erledigt habe, hätten Ersatzleute einspringen müssen, die ihre Aufgabe aber bestens erledigt hätten. Der komplette Transport sei ohne Probleme über die Grenzen gekommen und in Rumänien angekommen.