Schrobenhausen
Bäckerhandwerk im Tarifstreit

560 Beschäftigte im Landkreis befürchten "Horror-Katalog"

27.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Schrobenhausen (oh) Die Angestellten im Bäckerhandwerk stehen laut einer Mitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) vor harten Zeiten. Hintergrund ist ein neuer Tarif, der dazu führen würde, dass die Bäcker sowie Verkäuferinnen und Verkäufer mehr am Sonntag arbeiten, bis zu zehn Tage weniger Urlaub bekommen und Einbußen beim Urlaubsgeld hinnehmen müssten.

Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sind rund 560 Arbeitnehmer von diesen Aussichten bedroht.

„Die bayerische Bäckerinnung hat den Tarifvertrag gekündigt. Das ist ihr gutes Recht – jedoch haben die Arbeitgeber ohne jeden Grund einen wahren Horror-Katalog vorgelegt“, sagt Tim Lubecki, Geschäftsführer der NGG in der Region Schwaben. Danach sollen sogar Krankheitstage von den Urlaubstagen abgezogen werden. Für Lubecki schneiden sich die Arbeitgeber mit ihren Angriffen ins eigene Fleisch: „Man kann nicht die Tradition im Bäckerhandwerk hochhalten und gleichzeitig Fachkräfte durch schlechte Arbeitsbedingungen vergraulen“, so Lubecki.

Bislang gilt in bayerischen Bäckereien ein Manteltarifvertrag für alle Mitarbeiter – vom Bäcker über die Verkäuferin bis zur Reinigungskraft. „Auch im Kreis Neuburg-Schrobenhausen haben die Beschäftigten dadurch Sicherheit im Job. „Wenn es nach den Bäckerchefs geht, soll damit ab Oktober Schluss sein“ sagt Lubecki. Konkret sieht der Vorschlag der Bäckerinnung vor, das Urlaubsgeld von bis zu 142 Euro komplett zu streichen, die Sonntagsarbeit auszuweiten und die Probezeit zu verdoppeln, so die NGG.

„Der Gipfel ist die geplante Urlaubsregelung. Von 30 Urlaubstagen sollen bis zu zehn Tage mit einzelnen Krankentagen verrechnet werden“, sagt der NGG-Geschäftsführer. Und sogar wer über längere Zeit krank sei, dem blieben dann nur noch 20 Urlaubstage. Gerade in einer Branche mit hoher körperlicher und psychischer Belastung sei das eine „enorme Zumutung“ für die Beschäftigten. Die NGG werde sich dagegen mit aller Kraft zur Wehr setzen, so Lubecki.

Wer zum Bäcker gehe, der bekomme Qualität und eine freundliche und fachkundige Bedienung – anders als in einem Billigbackshop, so der weitere Tenor der Mitteilung der NGG. „Deshalb müssen die Beschäftigten auch angemessen bezahlt werden“, ist Lubecki überzeugt. Gerade wenn man junge Leute für die Ausbildung gewinnen wolle, müsse der Job in der Bäckerei attraktiv bleiben. Schon heute gebe es den Trend, dass im Verkauf immer weniger Fachkräfte arbeiten wollen. Darunter litten am Ende auch die Kunden. „Die Arbeitgeber sollten ihre Angriffe zurücknehmen und sich lieber Gedanken machen, wie man gemeinsam die Arbeitsbedingungen in der Branche verbessern und damit gutes Fachpersonal gewinnen kann“, so die NGG. Nur so ließen sich die Arbeitsbedingungen aller Bäckereiangestellten im Kreis Neuburg-Schrobenhausen sozialverträglich gestalten.