Schrobenhausen
Altstadt: Wie sieht es das Landratsamt?

Der Leiter des Kreisbauamts, Michael Wimmer, im Gespräch

02.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Foto: Manfred Schalk

Schrobenhausen (SZ) Schön langsam erwacht Schrobenhausen aus dem Sommerschlaf, der Bürgermeister ist aus dem Urlaub zurück, nach und nach trudeln auch die Stadträte wieder ein.

Sie alle werden erleben, dass die unerledigten Themen immer noch da sind, dass sie sich im Sommer nicht in Luft aufgelöst haben, und dass es noch viel zu tun gibt. Zum Beispiel die Altstadt, wo die Planungen für das neue Konzept im Gange sind. Voraussichtlich noch im September will Städteplaner Emil Lehner seine Überlegungen dem Stadtrat erstmals vorstellen. Genehmigen muss das alles am Ende aber das Landratsamt. Wie stehen die Verantwortlichen – allen voran Kreisbauamtsleiter Michael Wimmer – dazu?

 

Herr Wimmer, wie beurteilen Sie die Bemühungen in Schrobenhausen die Altstadt weiterzuentwickeln?

Michael Wimmer: Ich finde das, was gerade passiert, sehr positiv. Ich stehe im ständigen Kontakt mit dem Leiter des Städtischen Bauamts, Axel Westermair, und bin deshalb über das, was passiert, informiert.

 

Sie sehen das auch so, dass zurzeit Bewegung reinkommt?

Wimmer: Ja. Es kommen gerade immer wieder Anfragen und Anträge, die die Schrobenhausener Altstadt betreffen, rein, Ideen, um Leerstände zu beseitigen oder auch Baulücken zu schließen. Und es ist sehr positiv, dass die Stadt versucht, die Verkehrssituation in der Altstadt neu zu regeln; es ist ja offensichtlich, dass die aktuellen Regelungen zur Verkehrsberuhigung nicht funktionieren. Die Fußgänger haben nicht die gleichen Rechte wie Autofahrer. Was ich bemerkenswert fand: dass die vier Arbeitsgruppen der Bürgerwerkstatt unabhängig voneinander auf das nahezu gleiche Ergebnis gekommen sind.

 

Dabei war das, was Mitte der 80er Jahre gemacht wurde, damals der letzte Schrei.

Wimmer: Das stimmt schon, aber die Philosophie von damals hat sich nicht ganz bewährt. Deshalb kommt man ja jetzt auf die Idee, etwas zu ändern, und die Gegebenheiten an die Bedürfnisse der Gegenwart anzupassen. Und wenn es zu einem Beschluss kommt, was auch aus Sicht des Kreisbauamts wünschenswert wäre, dann wäre es halt gut, wenn es zügig an die Umsetzung geht. Die Situation hatten wir schon mal . . .

 

Sie wohnen ja selbst in Schrobenhausen . . .

Wimmer: Das stimmt. Deswegen ist mir das, was hier passiert, nicht fremd.

 

Braucht Schrobenhausen einen Platz im Herzen der Altstadt?

Wimmer: Mit dem Lenbachplatz gibt es ja eigentlich einen großen Platz.

 

Wobei man Kinder in der Altstadt nie von der Hand lassen darf.

Wimmer: Das ist richtig. Das ist ja auch einer der Gründe, warum es einer Neuregelung bedarf. Wir haben aber auch den demografischen Wandel zu berücksichtigen. Die Staatsregierung legt großen Wert darauf, Innenstädte heute barrierefrei zu gestalten. Das funktioniert mit dem jetzigen System in Schrobenhausen nicht. Die Altstadt, wie sie jetzt ist, ist auch nicht auf Senioren mit Rollatoren und Rollstühlen ausgelegt. Deshalb ist es ja so wichtig, dass etwas passiert. Vor 20, 30 Jahren hat man zwar begonnen, Gebäude barrierefrei zu machen, aber man muss da erst mal hinkommen. Hier sind Korrekturen sinnvoll.

 

Wie ist das denn mit dem Denkmalschutz? In der Altstadt ist er immer dabei. Wie sehen Sie deren Auflagen? Als Hürde?

Wimmer: Gar nicht. Denkmalschutz ist keine Hürde. Er sorgt dafür, dass möglichst viel von historischen Gebäuden erhalten bleibt. Es geht heute in der Regel darum, Kompromisse zu suchen, dass man die Anforderungen, die man heute an Gebäude hat, mit der Wahrung des Bestands in Einklang bringt. Wir wollen heute beispielsweise andere Geschosshöhen als vor 200 Jahren – da muss man schauen, wie man auf die Interessen der Bauherren eingehen kann.

 

Wo ist da Ihre Rolle?

Wimmer: Ich sehe mich da als Vermittler zwischen Bauherren und Denkmalschutz. Wir haben ja nichts davon, wenn Bauherren ihre Gebäude ungenutzt stehen lassen, wenn keiner mehr investiert und der Bestand verfällt. Darum ist mein Ziel, Kompromisse zu erreichen, die beiden Seiten gerecht werden, auch der des Investors.

 

Und klappt das?

Wimmer: Ich muss ganz ehrlich sagen: meistens ja.

 

Nehmen wir mal den Öfelebräu als Beispiel. Da hört man, dass der Denkmalschutz einen Abriss ausgeschlossen hat, weil ein kleines Gewölbe innerhalb des Gebäudes unbedingt erhalten werden muss.

Wimmer: Schauen Sie, auch da wurde ein Kompromiss erzielt, und der sieht so aus, dass jetzt eine Machbarkeitsstudie vereinbart wurde. Sie soll ermitteln, ob es technisch überhaupt sinnvoll ist, das Gewölbe zu erhalten. Es ist also noch nicht gesagt, ob das Gebäude wirklich stehen bleiben muss.

 

Wie gefällt Ihnen selbst das Öfelebräu-Gebäude?

Wimmer: Sagen wir so: Es ist wichtig, dass die architektonische Vielfalt in der Stadt erhalten bleibt, und vielleicht sogar noch stärker zur Geltung gebracht wird. Hier ist ein langgezogener Bau, der früher einmal typisch war. Wir werden sehen, wo die Reise hingeht, wenn die Studie im Herbst vorliegt.

 

Sie sagen: Denkmalschutz ist sehr viel Kompromiss. Wie sieht es denn aus, wenn man einmal über echte Einschnitte nachdenkt? Der Rathausabriss ist ja so ein Thema.

Wimmer: Jede Entscheidung über ein Einzeldenkmal ist zunächst immer eine Einzelentscheidung, die von Fall zu Fall geprüft werden muss. Was das Rathaus anbelangt, sehe ich da nicht wirklich einen Ansatzpunkt, einfach, weil an dieser Stelle immer schon ein Rathaus stand.

 

Das 1967 aber sehr wohl abgerissen worden ist . . .

Wimmer: Das ist richtig. Aber nicht nur ich finde, dass das ein Riesenfehler war. Das alte Rathaus war eines der schönsten Gebäude der Stadt, wie man heute leider nur noch anhand von Bildern erahnen kann.

 

Und der Neubau erschlägt jetzt alles ob seiner Dimensionen.

Wimmer: Ich finde, es gibt weit schlimmere Bausünden in der Altstadt als das Rathaus, das von der Kubatur her seine Qualitäten hat, das ist schon sehr gut gelungen.

 

Schauen wir mal nach Pfaffenhofen. Da gibt es einen großen Platz vor dem Rathaus. Da ist jetzt sehr viel Leben.

Wimmer: Das stimmt. Der Platz war aber schon da, er war halt früher zum Parken genutzt, das hat man dort korrigiert. Jetzt gibt es in Pfaffenhofen einen Platz zum Ratschen, zum Eis essen, für Veranstaltungen, und, und, und. Er wird genutzt. Ich glaube, das würde in Schrobenhausen mit dem neuen Altstadtkonzept auch funktionieren – übrigens auch mit dem Rathaus.

 

Das Gespräch führte

Mathias Petry