Schrobenhausen
Ab Januar übernimmt die Ein- und Verkauf

Raiffeisenbank Schrobenhausener Land gibt Verantwortung für Warengeschäft ab - Standort Berg im Gau wird geschlossen

19.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr
Das Warenlager in Langenmosen (Bild) wird bestehen bleiben. Ebenso das in Waidhofen. −Foto: Budke

Schrobenhausen (SZ) Das ist sicher ein Meilenstein in der Geschichte der Raiffeisenbank Schrobenhausener Land: Die Genossenschaft trennt sich von dem Standbein, aus dem sie ursprünglich entstanden ist, das Warengeschäft. Vorstandsvorsitzender Johann Nun (Foto rechts) betont: "Wir geben das Warengeschäft nicht auf, sondern ab." Gemeint ist damit, dass der Zweig nicht verkauft oder gar komplett geschlossen wird, sondern mit Wirkung zum 1. Januar 2018 an die Ein- und Verkaufsgenossenschaft Schrobenhausen (EVG) verpachtet wird.

Schon vor einigen Jahren habe man sich bei der Raiffeisenbank mit dem Gedanken getragen, das Warengeschäft abzugeben. Aber zu der Zeit habe man keinen passenden Partner gefunden, so Nun, denn es gab damals und jetzt zwei Grundvoraussetzungen, die von Pächterseite erfüllt werden sollten: Das Personal und die Standorte müssen übernommen werden.

 

Diese Aussage ist auf den ersten Blick irritierend, denn der Standort Berg im Gau wird nun doch geschlossen. Das habe allerdings nichts mit der Übergabe an die EVG zu tun, erklärt Nun, sondern es verhält sich wohl eher umgekehrt: Der Mitarbeiter, der bisher das Warenlager Berg im Gau betreut hat, geht im kommenden Jahr in den Ruhestand. Außerdem habe das Lager bei einem Gesamtvolumen der drei Standorte Langenmosen, Waidhofen und Berg im Gau von insgesamt etwa vier Millionen Euro Umsatz knapp zehn Prozent erwirtschaftet. Somit wird im Endeffekt schlicht ein günstiger Zeitpunkt genutzt, ein Lager geschlossen und zwei verpachtet.

Die Schließung des Standortes Berg im Gau wurde bereits auf der Generalversammlung und entsprechenden Infoveranstaltungen den Mitgliedern der Raiffeisengenossenschaft mitgeteilt. Für die Kunden sei das weniger dramatisch, denn wer aus Linden oder Eppertshofen komme, fahre ohnehin kürzer nach Langenmosen, so Nun.

Aber warum führt die Raiffeisenbank das Geschäft nicht unter eigener Federführung fort? Die Bank habe sich die vergangenen 50 Jahre, da sind sich Nun und sein Stellvertreter, Vorstand Sebastian Blaschke (Foto links), einig, mit Sicherheit aus dem Geldgeschäft ernährt. Das Warengeschäft, so Blaschke, trage sich seit Jahrzehnten gerade mit einer schwarzen Null. Von der Verpachtung an die EVG erhofft sich die Bank einen Erhalt, wenn nicht sogar eine Stärkung des Warenverkehrs durch die Nutzung von Synergien und damit auch gute Konditionen für die Kunden. Schließlich ist die EVG in einem weitgehend identischen Markt unterwegs. Johann Nun sieht das so: "Man muss heute preislich gesehen schlagkräftiger sein. Wenn man eine größere Einheit hat, kann man anders anbieten, hat dadurch bessere Konditionen und kann bessere Konditionen weitergeben."

An die EVG könne man das Geschäft mit gutem Gewissen weitergeben, denn, so Blaschke: "Da wir eine Genossenschaft sind und die EVG eine Genossenschaft ist, sind die Grundwerte ähnlich: fairer, menschlicher Umgang und füreinander da sein." Der Pachtvertrag ist zunächst auf fünf Jahre ausgelegt - mit Verlängerungsoption. Ob das funktioniert, sagt Sebastian Blaschke, "das liegt auch ein bisschen in den Händen der Landwirte vor Ort. Wenn diese das Angebot weiter nutzen, wird einer Verlängerung wahrscheinlich nichts im Wege stehen. Und wenn sie sagen ,Das Angebot nutzen wir nicht', ist das wie überall. Was nicht genutzt wird, stirbt irgendwann - auch wenn das schade wäre."

Gute Chancen sehen die Vorstände der Raiffeisenbank für die EVG durchaus, das Geschäft besser als mit einer schwarzen Null abzuschließen. Zum einen eben wegen der Synergieeffekte, zum anderen, weil die Baywa in Pfaffenhofen schließt und dies dem Standort in Waidhofen mehr Kundschaft bescheren könnte. Dazu muss dann der Vertrieb der EVG seine Hausaufgaben machen und entsprechend aktiv werden.