Schrobenhausen
70 Jahre Vertreibung 70 Jahre Ankunft in der neuen Heimat

Am Dienstag wird in der vhs ein Film vom Bayerntreffen der Egerländer in Schrobenhausen 1957 gezeigt

27.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:59 Uhr

Wichtiges Bilddokument: Der Film vom Bayerntreffen der Egerländer zeigt Schrobenhausen nach dem Zweiten Weltkrieg. - Foto: Direktor

Schrobenhausen (md) Der Film "Bayerntreffen der Egerländer in Schrobenhausen 1957" wird am Dienstag, 29. November, von 19.30 bis 21 Uhr im vhs-Haus (Zimmer 103), gezeigt. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg brachte für Schrobenhausen die tiefgreifendsten Veränderungen in der Stadtgeschichte.

Hatte die Stadt im Jahr 1939 noch rund 5000 Einwohner zu verzeichnen, so waren es Ende 1946 bereits über 8000. Der größte Teil dieses Bevölkerungszuwachses ist auf Flüchtlinge und Heimatvertriebene zurückzuführen.

Unmittelbar vor und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs strömten zahllose Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten nach Westen - oft eine Flucht vor der vorrückenden Roten Armee. Anfang 1946 begann eine systematische Vertreibung Sudetendeutscher aus Böhmen, Mähren und Mährisch-Schlesien. Viele Vertriebene, die in Schrobenhausen eine neue Heimat suchten, kamen aus dem Egerland. Sie gründeten im Jahr 1947 die Egerländer Gmoi, die schnell zu einem der größten Schrobenhausener Vereine heranwuchs. Zum zehnjährigen Jubiläum 1957 luden sie zum bayernweiten Treffen der sudetendeutschen Vertriebenen. Rund 10 000 Besucher aus allen Teilen des Freistaats kamen nach Schrobenhausen, mehr als die Stadt damals Einwohner zählte. Dieses zweitägige Treffen, verbunden mit einem umfangreichen Rahmenprogramm, wurde auf Film festgehalten. Unter dem Motto "70 Jahre Vertreibung - 70 Jahre Ankunft in der neuen Heimat" zeigt das Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule diesen inzwischen digitalisierten Streifen, der bereits einige Szenen in Farbe enthält und der zu den interessantesten Schrobenhausener Bilddokumenten überhaupt zählt.

Der Film - ursprünglich im Besitz der Egerländer Gmoi, heute verwahrt im Stadtarchiv - zeigt nicht nur den Festumzug und viele interessante, zum Teil schon längst verschwundene Schrobenhausener Gebäude, sondern auch Personen der Zeitgeschichte wie zum Beispiel den bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner oder den legendären Schrobenhausener Bürgermeister Fritz Stocker.

Stadtarchivar Max Direktor gibt eine kleine historische Einführung in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Heinz Eibl, langjähriger Vorsitzender der Egerländer Gmoi in Schrobenhausen, und Helmut Eikam, Bundesvorsitzender der sozialdemokratischen Seligergemeinde, berichten als Zeitzeugen von den Schwierigkeiten dieser Zeit sowie der gelungenen Integration und kommentieren den Film. Der Eintritt kostet fünf Euro an der Abendkasse.