Schrobenhausen
Milch macht müde Männer munter

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26.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Jeden Morgen die gleiche Prozedur: Alois Schäfer steht um 4.30 Uhr auf, um seine Kühe zu melken. - Foto: Straßer

Schrobenhausen (SZ) Landwirt Alois Schäfer in Edelshausen ist schon bei der Arbeit. Ringsherum ist es noch dunkel, bis auf die wenigen Straßenlaternen, aber Schäfers Stall ist hell erleuchtet. Vor dem Eingang der Milchkammer steht der Bauer persönlich, die Hände in die Hüfte gestemmt.

Jeden Morgen um 4.30 Uhr ist er auf den Beinen, um seine Kühe zu melken. Der Mann weiß seinen Tag zu nutzen und legt gleich ganz geschäftsmäßig los: "Dann greifen wir an!", sagt er und schreitet, das Melkzeug in der Hand, voraus in den Stall. Schöne, ja prächtige Kühe stehen da in zwei Reihen, der vertraute urige Stallgeruch hängt in der Luft, und man hört das monotone Geräusch von Heu mampfenden Kühen.

Alois Schäfer ist einer von zwei Milchbauern in Edelshausen. Sein Kollege legt das Melkzeug längst nicht mehr eigenhändig an. Der hat einen Melkroboter, zu dem die Kuh selber hingehen kann, wenn sie gemolken werden mag. "Die sind aber um 25 Jahre jünger", sagt Schäfer schmunzelnd. Also die Kollegen, nicht die Kühe. "Unsere Enkelin geht oft hin, die schaut gern dem Roboter zu."

Man schaut auch gerne zu, wenn Bauer Schäfer seine Kühe melkt. Mit routinierten Handgriffen legt er das Melkzeug an. Ein Vieh legt sich noch mal eben hin. "Die muss man halt ein bisschen auftreiben", sagt er. Da langt ein Handgriff und ein "Hopp!" und die Kuh weiß schon, was der Bauer von ihr will. Sie steht schwerfällig, aber ohne Widerwillen auf. Schäfer ist zufrieden. Nicht ohne Stolz spricht er über seine Viecher.

"Wo wär's denn gut für ein Foto", fragt er. "Wir hätten eine Kuh, die grad gekalbt hat und ein ganz dickes Euter. Die wäre natürlich sehr fotogen!", meint er. Die Kuh gibt wahrlich ein gutes Fotomodel ab und lässt das Blitzlicht seelenruhig über sie ergehen. Aber Kühe waren ja grade erst ganz groß in der Zeitung. Sein Melkwerkzeug aber nicht.

Überhaupt lassen sich die Tiere von dem ungewohnten Rummel nicht stören. "Die spüren das, wenn jemand ganz ruhig reinkommt. Dann bleiben sie auch ruhig. Sie wollen gut behandelt werden." Ein paar kleine Kälber sind auch im Stall, schon getrennt von den Müttern. Die sind schon noch ein bisschen scheu Fremden gegenüber.

Von Anna Schäfer, der Frau des Bauern, die wenig später in den Stall dazu stößt, lassen sich die Kälber gerne streicheln und füttern. Nein, jeden Tag steht sie nicht mit auf zum Melken. Diese Arbeit überlässt sie meistens ihrem Mann. "Man muss ja nicht alles gemeinsam machen", sagt sie.

Vorne an der Stallmauer hängt ein bekanntes Plakat von einem Bub in Lederhosen und dem Spruch "Unsere Milch macht Bayern stark" drauf. 25 Cent bekommt Schäfer für einen Liter Milch, er bräuchte viel mehr. "40 Liter muss ich liefern", rechnet Alois Schäfer vor, "dass ich eine Mass auf dem Oktoberfest zahlen kann. Ist die Milch wirklich so wenig wert und das Bier so hochwertig"

Eine paar Mass Bier dürfte Schäfer inzwischen schon beisammen haben, aber die Uhr rennt ja, für den angebotenen Kaffee reicht die Zeit nicht mehr. Ein paar Schritte vom Hof weg ist es immer noch Nacht. Alois und Anna Schäfer winken noch einmal von der Stalltür her. Dann wenden sie sich wieder ihrer Arbeit zu.

 

Zwölf Geschichten aus dem Schrobenhausener Raum, von 18 bis 6 Uhr - sozusagen erzählt im Stundentakt. Diesmal haben wir uns in der Serie eine Nacht vorgenommen, getreu dem Motto: "Schlaflos in Schrobenhausen".