Schrobenhausen
40 Jahre und kein bisschen leise

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Foto: Mathias Petry

Schrobenhausen (SZ) Der Verkehrsverein ist schon mitten in seinem Jubiläumsjahr. Ein Gespräch mit Manuela Kreitmair, die den Verein nicht nur seit 2010 führt, sondern schon vor langer, langer zeit unverzichtbar für die Vielzahl von Angeboten geworden ist.

Es ging darum, "Schrobenhausen ein bisschen attraktiver zu machen". Diese einfache Formel genügte 1977, um den Verkehrsverein aus der Taufe zu heben. 40 Jahre ist das jetzt her.

Das gesellschaftliche Leben hatte damals in Schrobenhausen allerdings einen Tiefpunkt erreicht, wie sich Manuela Kreitmair, die den Verein heute leitet, erinnert. Der Bräumichl war abgebrochen worden, damals der letzte große Saal der Stadt. Die Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit ebbte ab.

Also wurden neue Aktivitäten entwickelt. Manche gibt es noch, andere hatten ihre Zeit, die Begriffe aber haben einen Klang in Schrobenhausen: Schrannenfest, sozialer Weihnachtsmarkt, Vinum, Spargelspitzen, Sonntagsforum, Varieté Miraculum, Volkstanzkreis, Allerleilos, Donner & Spectaculum und so vieles andere mehr. Und auf vielen Ebenen tritt der Verkehrsverein als Unterstützer auf: beim Squaredance, beim Pegasus-Theater, der Vorweihnacht der guten Herzen, bei der Stadtrunde, früher auch bei der IG Sob-Rock, bei den Städtepartnerschaften und, und, und.

Es ist kein Geheimnis: Ohne den Verkehrsverein wäre das Schrobenhausener Land ärmer. Die 40-Jahr-Feierlichkeiten laufen bereits, unter dem Dach des Vereins versammeln sich viele große und kleine Aktivitäten, allen voran das Schrannenfest. Vorsitzende des Verkehrsvereins ist Manuela Kreitmair aus Gerolsbach, eben erst wurde sie mit der Bürgermedaille der Stadt Schrobenhausen ausgezeichnet. Sie selbst war beim Weihnachtsmarkt 1979 erstmals mit dabei, weil ihr Chef, Hanns Schultes, einer der Begründer des Verkehrsvereins ist. Seit 2010 ist sie nun Vorsitzende. Wir sprachen mit ihr über den Verein.

 

Frau Kreitmair, kann man sagen, dass das Schrannenfest fast ein Vollzeitjob ist?

Manuela Kreitmair: (nickt) Das Schrannenfest ist ja ehrenamtlich überhaupt nur deshalb zu schultern, weil so viele Vereine dabei sind, die ihren Teil selbstständig durchziehen. Und weil man bei der Stadt genau weiß, was alles zu tun ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Stände auch dann aufgebaut würden und alles genauso an seinem Platz wäre, wenn wir vergessen würden, die nötigen Anträge zu stellen. Über die Jahre hat sich vieles eingespielt.

 

Der Verkehrsverein wird auch bei Ihnen daheim eine Rolle spielen . . .

Kreitmair: Ich werde nie vergessen, als mein Sohn Michael vier Jahre alt war und das Telefon klingelte. Er hob ab und meldete sich mit "Kreitmair, Verkehrsverein".

 

Wo er das wohl aufgeschnappt hatte . . .

Kreitmair: Ja! Komisch, oder? (lacht) Aber das ist schon so: Wenn die Familie nicht mitziehen würde, wäre das gar nicht möglich gewesen. Vorm Schrannenfest ist immer landunter, daheim. Immer schon.

 

In anderen Städten läuft so etwas nicht ehrenamtlich ab, da wird so etwas von Angestellten organisiert.

Kreitmair: Ich denke, das ist so, ja. Ich habe aber das Gefühl, dass das sehr geschätzt wird.

 

Fühlt sich der Vorstand gut von der Stadt unterstützt?

Kreitmair: Ja. Absolut. Wenn es mal Probleme gibt, dann redet man, und am Ende passt das eigentlich immer. Es hat halt schon auch einen Charme, dass das alles ehrenamtlich passiert. Wenn man etwas beruflich macht, geht man vielleicht anders vor, und dann verändert das den Charakter von Veranstaltungen.

 

Der Verkehrsverein ist ja kein kleiner Verein. Ist das bei euch auch so, dass die Arbeit auf den Schultern weniger lastet?

Kreitmair: Wir haben an die 20 sehr aktive Mitglieder - das sind übrigens lauter Leute, die wunderbar miteinander harmonieren.

 

In den letzten Jahren gab es etliche Umstrukturierungen bei den Feuerwehrzufahrten, den Sicherheitskräften. Ist das mehr Aufwand geworden?

Kreitmair: Und wie. In einem Ausmaß, dass das zwischenzeitlich bei einem Fest dieser Größe kaum noch zu schultern war. Jetzt, wo das neue Sicherheitskonzept eingespielt ist, entlastet uns das aber auch, weil Polizei, BRK und Feuerwehr vieles wieder gleich untereinander absprechen.

 

Können diejenigen, die beim Schrannenfest mit den Funkgeräten herumlaufen die Veranstaltungen eigentlich genießen?

Kreitmair: Ich kenne es gar nicht anders. Man hat schon immer wieder Zeit, um sich mit anderen hinzusetzen, aber man ist halt immer auf Abruf. Aber die Zuständigkeiten sind unter den wenigen Aktiven so gut aufgeteilt, dass man das Fest auch genießen kann. Vielleicht auf eine andere Art und Weise als die anderen. Für mich wäre das garantiert komisch, wenn ich einmal nur als Gast aufs Schrannenfest gehen würde.

 

Wahrscheinlich haben sie die ersten Jahre vor allem im Festbüro verbracht . . .

Kreitmair: (nickt) Ich hab dann ab und zu zur Tür rausgeschaut und gesehen, dass da ein Fest ist. Das war dann ganz komisch, als ich mal rausdurfte (grinst) - ja, das war wirklich lustig. Das ist halt so.

 

Das Vinum steht jetzt wieder an - eine Veranstaltung, die ja enorm gewachsen ist . . .

Kreitmair: . . . vom Zulauf her. Von der Zahl der Winzer und von der Zeit her aber nicht, das war immer ein Tag.

 

Wobei sich manche gleich ein ganzes Vinum-Wochenende wünschen würden. Sie auch?

Kreitmair: Nein. Es ist genau so richtig, wie es ist. Und es hat sich wunderbar entwickelt.

 

Beim ersten Vinum waren gerademal ein paar Hundert Leute da. Kann es sein, dass neue Veranstaltungen in Schrobenhausen immer etwas Zeit brauchen?

Kreitmair: Kann schon sein. 400 Besucher waren es im ersten Jahr, im vorigen Jahr gab es um 18 Uhr keinen Platz mehr. Aber das ist immer auch eine Wetterfrage. Beim ersten Mal war ja grade Kalte Sophie. Einer der Österreicher nannte sie "versoachte Sophie" (lacht). Da war es schon ganz schön kalt. Aber wer da war, sagte: Bitte macht es wieder.

 

Und so war's dann ja auch. Jetzt ist es richtig voll.

Kreitmair: Es spricht sich halt rum. Und es ist ja wirklich schön im Pflegschlosspark.

 

Beim Winter-Schrannenfest auch, also beim sozialen Weihnachtsmarkt. Und der ist ja tatsächlich älter als das Schrannenfest selbst, oder?

Kreitmair: Ja, weil das erste Schrannenfest wegen schlechten Wetters ausgefallen ist. Damals ist man dann mit Lautsprecherwagen durch die Orte gefahren und hat Durchsagen gemacht. Dann hat man festgestellt, dass trotz Regen so viele Leute in der Stadt waren, die feiern wollten, dass beschlossen wurde, nie wieder ein Schrannenfest wegen Regen abzusagen. Unglaublich, oder?

 

Und es sind ja immer Leute da, auch wenn's nass ist.

Kreitmair: Immer! Einmal ist ein Schauer gekommen, und die Leute haben sich überall geschützt, teilweise sind sie unter die Biertische gekrochen. Und als der Schauer vorbei war, da brach der Himmel auf, die Tische wurden abgeputzt und schon sind alle wieder dagehockt. Das war wirklich irre. Da merkt man, wie sehr die Leute das Fest mögen. Auch den Weihnachtsmarkt. Brigitte Schuster hatte die grandiose Idee mit Kunst & mehr - und der soziale Weihnachtsmarkt zog in den Pflegschlosspark um.

 

Eine weitere Veranstaltungsreihe ist das Sonntagsforum. Wie kam es eigentlich dazu?

Kreitmair: Die Idee war, dass man Neubürgern etwas bietet, um ihnen das Ankommen in der Stadt leichter zu machen. Bis heute bieten wir Vorträge und ein Glas Wein an. In diesem Jahr haben wir wieder tolle Referenten - weil unser Jubiläum ist, haben gleich alle zugesagt.

 

Was wünscht sich der Verkehrsverein eigentlich zum Geburtstag?

Kreitmair: Ich glaube, da kann ich für alle sprechen: Es wäre schon schön, wenn die Unterstützung und das Zusammenspiel zwischen Vorstand, Beirat und all den anderen, die sich für Schrobenhausen engagieren, so weitergeht. Es läuft wirklich toll, harmonisch, es wird nicht gestritten, da ist keiner drin, der meint, sich verwirklichen zu müssen, es ist schön, wie es ist. Und so kann es weitergehen!

 

Das Gespräch führte Mathias Petry