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"Ein kleiner Beitrag zur Sicherung des Friedens"

Bridgnorth und Schrobenhausen feiern beim Schrannenfest 25-jähriges Städtepartnerschaftsjubiläum Verkehrsverein wird 40

25.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Foto: Ute de Pascale

Schrobenhausen (SZ) Ein Zeichen, das guttut, in Zeiten wie diesen: Das Programmheft zum Städtepartnerschaftskonzert in St. Jakob ziert mit den Wappen von Perg, Thiers, Bridgnorth und Schrobenhausen, umrahmt von den europäischen Sternen, Symbolträchtiges. Beim Schrannenfest feierten Letztere ihr silbernes Partnerschaftsjubiläum, und der Verkehrsverein 40-Jähriges.

Wann immer beim Festakt auf dem Lenbachplatz - schmissig begleitet von der Big Band des Gymnasiums - am Sonntag die Rede vom Zusammenhalten ist, gibt es Applaus. Gerade in Zeiten des "leider Realität gewordenen Brexit" sowie des Erstarkens rechtsgerichteter politischer Flügel im Parteienspektrum gewännen Städtepartnerschaften "einen noch höheren Stellenwert; zeugen sie doch von gelebtem friedlichem Miteinander verschiedener Nationalitäten und Kulturen ", sagt beispielsweise Bürgermeister Karlheinz Stephan. Keinesfalls sei der Brexit - die Entscheidung, die EU zu verlassen -, gleichzusetzen mit dem Wunsch, Europa zu verlassen, versichert sein Amtskollege Ron Whittle aus Bridgá †north. "Wir schätzen unsere engen und freundschaftlichen Verbindungen zu unseren nahen europäischen Nachbarn sehr." Wie herzlich diese Beziehungen sind, wird an diesem Sonntag am Geräuschpegel deutlich. Wer den offiziellen Reden lauschen möchte, hat seine liebe Not - zu viel haben sich die Herrschaften an den Tischen offenbar zu erzählen.

Im Gegensatz zu seinem Bridgnorther Amtskollegen ist Claude Nowotny, Bürgermeister von Thiers, nicht zum ersten Mal in Schrobenhausen. "Es gefällt mir immer wieder gut." Und Nowotny sagt: Die Partnerschaften lebten, weil die Menschen "sehr oft zu Freunden geworden sind" - ein wichtiges Zeichen "gegen Ignoranz und Misstrauen und die daraus entstehenden Hassgefühle und Konflikte". Ein Beispiel der guten Verbindungen sei die Bannerausstellung "Thiers ist bunt", an der sich Schrobenhausener Künstler beteiligen. Drei neue Banner bekommt Nowotny dann noch während des Festaktes vom Schrobenhausener Künstler Max Biller überreicht. Er wünsche sich, dass das Zusammensein einen "kleinen Beitrag zur Sicherung des Friedens" leisten möge, so Nowotny. Ähnlicher Meinung ist auch Pergs Bürgermeister Toni Froschauer: "Beziehungen, Kommunikation, Begegnung - das sind die Dinge, die uns ausmachen."

Mit einem, der als Zeitzeuge genau über den Beginn der Städtepartnerschaften Bescheid wisse, kündigt Partnerschaftsvereinsvorsitzender Jürgen Gruschwitz Helmut Eikam an. Auch Eikam nimmt Bezug auf die "gewaltigen" Veränderungen Europas in den vergangenen 25 Jahren, beispielsweise mit einer gemeinsamen Währung. "Mit einer gewissen Rührung" möchte er zum Ausdruck bringen, "dass wir alle in unserer freundschaftlichen Verbundenheit zwischen den Städten der drei Nationen, den Deutschen, Engländern und Franzosen, dieses bedeutende Stück europäischer Geschichte miterleben durften; ein großartiges Projekt von Frieden, Freiheit und Wohlstand, das unsere Völker übergreift". Und als Eikam dann von "72 Jahren Frieden in Europa" spricht, da brandet erneut Beifall auf. Auch der frühere Bridgnorther Bürgermeister Norman Greaves ergreift das Wort: "Es lebe die Partnerschaft! Danke sehr, meine Freunde - das habe ich auch für meinen Freund Hans Stichlmair gesagt."

Im Mittelpunkt dieser Feier steht neben dem Partnerschaftsjubiläum mit Bridgnorth noch ein weiteres Jubiläum: das 40-jährige des Verkehrsvereins. Dessen Chefin Manuela Kreitmair blickt auf die Anfänge des Vereins zurück, dessen Gründung mit der Gebietsreform 1972 "nicht ohne Grund" geschehen sei. Mit unzähligen Veranstaltungen sei es gelungen, "das gesellschaftliche Leben in Schrobenhausen zu bereichern und zu verschönern", ist Kreitmair überzeugt.

Rund um die offiziellen Feierlichkeiten gibt es am Schrannenfestwochenende noch mehr Städtepartnerschaftliches zu entdecken: Unter anderem eine Ausstellung beim Kunstverein mit Bildern aus Thiers. Darunter: "L' èglise du Moutier", die Kirchen von Moutier.

In einer ganz anderen Kirche, nämlich der von Schrobenhausen, findet am Abend vor dem Festakt ein absolutes musikalisches Highlight statt. Wie hatte Rita Brunner vom Städtepartnerschaftsverein Gerhard Abe-Graf so schön angekündigt? "Dieser Mann rockt das Cembalo beim Schrannenfestkonzert." Das tut er freilich nicht allein. Mit ihm stehen das Arsatius Consort unter Leitung von Georg Brunner sowie, geleitet von Markus Barholomé, die Sopranistinnen Susanne Breu und Roswitha Schmelzl, Altistin Carolin Cervino und Blockflötistin Mina Voet auf dem Altar. Und nicht zuletzt der Lenbach-Chor zusammen mit Sängern aus Bridgnorth. Mit Musik aus dem Oratorium "Jauchze, jubilier und singe" von Georg Philipp Telemann sowie Werken von Giuseppe Sammartini und Antonio Vivaldi setzt auch dieses Konzert Akzente. Ebenso der tosende Applaus, den die Musiker dafür im komplett gefüllten Hauptschiff der Stadtpfarrkirche einheimsen.

Ein Wunsch eint an diesem Wochenende im Zeichen der Städtepartnerschaften alle. Ron Whittle formuliert ihn so: "Mögen die Freundschaften viele Jahre bestehen bleiben."