Scheyern
Keine Angst vor der eigenen Courage

Trotz Bedenken der WGS-Räte geht Umgestaltung der Scheyerer Ortsmitte nach Plan weiter

11.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Scheyern (hsg) Auf die Bremse sind einige Scheyerer Gemeinderäte getreten, als es in der Sitzung um die Neugestaltung der Ortsmitte ging - und das auf der Zielgeraden. Drei Wochen hatte der Rat Zeit, das 60-seitige Konzept der Dömges Architekten zu studieren. Bislang waren die Sanierung der Waldbauernschule und der Neubau des Rathauses nie umstritten. Trotzdem wurden nun Bedenken geäußert.

 So sprach Hans-Herbert Mooser, Fraktionssprecher der Wählergruppe Gemeinde Scheyern, von einem "Prinzip der Hoffnung", was die wirtschaftliche Nutzung des im Erdgeschoss der Waldbauernschule geplanten Stadtcafés angeht. "Sanierung Waldbauernschule ja, Rathausneubau nein" lautete sein Fazit. Auch Markus Fiederer (WGS) äußerte Bedenken. "Wir werden unsere konstruktive Mitarbeit nicht verweigern", betonte er, "wollen aber verdeutlichen, dass uns das Konzept zu teuer ist, dass der Rathausneubau keinen Mehrwert darstellt und uns der Außenbereich Sorgen bereitet." Dessen Gestaltung lade ein zu nächtlichem Feiern - und das in der Nähe von Wohnhäusern und Seniorenheim. Nicht geteilt werden die Bedenken von Bürgermeister Manfred Sterz (FW). Ein Tagescafé würden viele begrüßen, von Senioren und auch von Schülern. Außerdem werde so geplant, dass es in einen Gastronomiebetrieb umgewandelt werden könnte. Das betreffe auch die Büroflächen, die allen Anforderungen angepasst werden könnten. Walter Häring (CSU) erinnerte daran, dass vor 20 Jahren eine ähnliche Entscheidung besprochen wurde. Damals sei die Waldbauernschule noch voll in Betrieb gewesen. "Jetzt aber sind wir an einem Punkt, wo wir unter geänderten Verhältnissen erneut die Möglichkeit zur Gestaltung einer Ortsmitte haben."

Sterz stimmte zu. Er sprach von einer historisch einmaligen Chance, mit Geldern der Städtebauförderung eine Verbesserung zu erwirken, die von den Bürgern gewünscht werde. In der folgenden Abstimmung ging es darum, inwieweit die vorgelegte Machbarkeitsstudie abzusegnen - und das geschah mit 10:5 Stimmen.

Doch damit nicht genug. Im nächsten Schritt äußerte Johann Schmid (FW) weitere Bedenken. Nicht alles auf einmal zu machen, sondern erst einmal mit der Waldbauernschule zu beginnen, forderte er. "Zumindest solange wir nicht genau wissen, was wir eigentlich wollen", sagte er in Bezug auf die vorangegangene Diskussion. "Dann geht uns die Städtebauförderung verloren", erwiderte Sterz. Denn diese verlangt eine Planung für das ganze Paket. Eine längere Debatte ergab sich zu einer Vergaberichtlinie, deren Konsequenz in der Sitzung nicht eindeutig geklärt werden konnte. Sterz betonte die Vorgehensweise: Im ersten Schritt muss unter drei Angeboten ein begleitendes Planungsbüro ermittelt werden. Dann erfolgt die Rücksprache mit der Regierung - und letztlich die Abstimmung mit dem ausgewählten Büro über die Ziele. An diesem Punkt kann die Öffentlichkeit einbezogen werden. Dann startet das Planungsbüro die Ausschreibung unter infrage kommenden Architekturbüros.

Nach einigen Nachfragen zur Zusammensetzung der Jury verlor sich die Debatte in Details. Fiederer plädierte dafür, noch mehr Informationen einzuholen. Euernbachs Ortssprecher Xaver Ostermeier wies darauf hin, dass sich der zu fassende Beschluss rein auf den Ideenwettbewerb beziehe. "Und der ist noch lange keine Planungsleistung für ein Rathaus". Das bestätigte Geschäftsleiter Walter Seefried, der die Räte an den Beschluss erinnerte, in der die Verwaltung mit der Einholung von Angeboten für das begleitende Planungsbüro beauftragt wurde. "Die Fragen, die wir heute noch haben, beantwortet uns künftig das begleitende Büro", bilanzierte Sterz. "Deshalb müssen wir diesen Schritt machen, sonst bekommen wir Angst vor der eigenen Courage", mutmaßte er. Schließlich stimmten die Räte mit 11:4 Stimmen für die angedachte Vorgehensweise, nun Angebote für ein Planungsbüro einzuholen, das den Wettbewerb der Architekturbüros steuern soll.