Scheyern
Adelshochzeit in Scheyern

Graf heiratet Bürgerliche was heute kein Problem mehr ist

25.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr

Ihr schönster Tag im Leben: Cornelia und Constantin Alexander Graf von Salm-Hoogstraeten im Klosterhof. - Foto: Herchenbach

Scheyern (SZ) Eine glanzvolle Adelshochzeit hat das Kloster Scheyern erlebt: Constantin Alexander Graf von Salm-Hoogstraeten (31) vermählte sich am Wochenende mit einer Bürgerlichen: der jungen Augsburger Ärztin Cornelia (29), die gerade ihr Staatsexamen abgelegt hat.

Constantin von Salm, Anwalt in einer großen Münchener Kanzlei, stammt aus einer Fürstenfamilie, die ihren Hauptsitz in den Vogesen hat. Das Schloss Anholt, umgeben von einem hochherrschaftlichen Park, ist heute ein Hotel. Die Fürstenwürde, erzählt der Graf, habe sein vierfacher Großvater verloren, weil er eine Bürgerliche geheiratet hatte. Die Familie verstieß und enterbte ihn.

Erst durch ein Gesuch an Kaiser Wilhelm I. erwirkten seine Nachkommen, zumindest wieder in den Grafenstand erhoben zu werden. Hätte der Ur-Ur-Ur-Ur-Opa dieser Liebe entsagt, dürfte Constantin heute den Titel "Prinz" tragen. Schnee von gestern.

Das Problem seines Urahnen hat Constantin jedenfalls nicht. Er läuft bei der Partnerwahl nicht Gefahr, enterbt zu werden. Und die Verwandtschaft sucht auch schon lange nicht mehr nach blaublütigen Gemahlinnen. Er hat Cornelia über eine Dating-Website kennengelernt ("Darf man das verraten? Das klingt doch sehr rational").

Sie war ihm vom ersten Moment an "unfassbar sympathisch", erzählt der Graf. Das erste Mal getroffen haben sie sich dann in Augsburg auf den Stufen des Theaters, erzählt das frisch vermählte Paar. Und es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen: Als sie ihm entgegenkam, da war er "sehr begeistert von ihrer Erscheinung", erzählt der Bräutigam. Und umgekehrt: "Da ist ja der schöne Mann", sprach sie ihn, gar nicht schüchtern, an.

In die Hochzeitsvorbereitungen, erzählt das Paar, haben sie viel Zeit und Herzblut gesteckt. Das glaubt man sofort: Die Trauung umrahmten Chor und Orchester der Scheyrer Basilika mit Mozarts fröhlich-beschwingter Spatzenmesse, die Zwischengesänge, Arien von Bach, Händel und Mendelssohn, übernahm eine Freundin von Cornelia, die Sopranistin Irina Sokolovsky aus Mainz. Auch den Zelebranten hatte das Paar mitgebracht: den Stadtpfarrer Daniel Ertl aus Höchstädt, gebürtig in Altomünster, ebenfalls ein Freund von Cornelia.

Warum dann in Scheyern, einem Stammsitz der Wittelsbacher? Gibt es da Verbindungen? Ja, zwar keine Blutsverbindung, aber eine Schwägerschaft zwischen dem Haus Salm und den Habsburgern, beginnt Constantin zu erzählen - aber das soll jetzt, auch aus Platzgründen, nicht vertieft werden. Erwähnenswert noch das anschließende Programm: Nach dem Champagner-Empfang im Klosterhof - die Treppe zur Kirche war mit üppigen Blumenkübeln dekoriert - zog die Hochzeitsgesellschaft (Dresscode: Black Tie light, also nach Möglichkeit Smoking und elegantes Abendkleid) in den Festsaal der Klostergaststätte, der in "Golden Amber" erstrahlte, einem bernsteinfarbenen Licht.

Die Pianistin Helene Klötzel sorgte dafür, dass der Gesellschaft zwischen den Gängen - rosa gebratene Rinderlende, in der Haut gebratener Zander, Brezenknödel-Carpaccio - die Zeit nicht lang wurde. Spätestens um 23 Uhr durften dann Krawatten und Fliegen abgelegt werden: Ein DJ legte lateinamerikanische Rhythmen auf; nur für den Fall, dass es den Gästen in dieser Sommernacht noch nicht warm genug war.