Sandizell
Zeitreise ins Mittelalter

Söldner, Ritter und Burgdamen bevölkern noch bis Sonntag Schloss Sandizell

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Foto: Gerlinde Drexler

Sandizell (SZ) Edle Ritter, Söldner und Fußvolk haben am Donnerstag in Schloss Sandizell Einzug gehalten. Für vier Tage ist beim Mittelalterspektakel das Heute vergessen, und die Besucher tauchen ein in eine Zeit, die schon ein paar Hundert Jahre zurückliegt.

Ein Zeitsprung, der sowohl Teilnehmer als auch Besucher fasziniert, die teilweise sogar bis aus München angereist sind. Es ist nur ein kleiner Schritt durch das Schlosstor, der in eine andere Realität führt. Leinen und Samt dominieren bei den Kleiderstoffen, zu essen gibt es Stockbrot oder am offenen Feuer Gegrilltes. Mit Schwertern bewaffnete Ritter schlendern durch die Menge, edle Damen schreiten in ihren Roben den Weg rund um das Schloss ab, Gaukler und Musiker sind unterwegs.

Familie Redenz aus München ist zum ersten Mal zum Mittelalterspektakel nach Sandizell gekommen. Vor allem wegen der Kinder wollen sie in diese Zeit eintauchen, erzählen sie. Die Familie will sich überraschen lassen, was sie alles zu sehen bekommt. Dazu gehört der Trupp des Fränkischen Fußvolks, einer von insgesamt 22 Gruppen, die auf dem Gelände um das Schloss ihr Lager aufgeschlagen haben. Uwe Rohmer, der Hauptmann der Söldnertruppe, erklärt den Besuchern den Einsatz der Waffen. Sven Marschall-Krause zeigt, wie er von Hand Schuhe anfertigt.

 
Christian und Maria Pfarr aus Mantelberg, einem Ortsteil von Schrobenhausen, sind beide Mittelalterfans und kommen als solche natürlich entsprechend gekleidet nach Sandizell. "Ich wollte etwas anderes machen als einen Ritter", sagt Christian Pfarr. Für seinen Gürtel, an dem mehrere Fläschchen mit farbigen Flüssigkeiten befestigt sind, hat er sich von dem Gedanken inspirieren lassen, dass Mantelberg früher ein Klosterlieferant war. Einziges "Relikt" aus dem 21. Jahrhundert, das das Ehepaar dabei hat, ist der Kinderwagen. "Weil Mittelalterkinderwagen rar gesät sind", sagen die beiden schmunzelnd.

Noch bis Sonntagabend dreht sich in Sandizell alles um das Leben der Ritter und Landsknechte. Handwerker zeigen ihre Kunst, Tanzgruppen treten auf, es gibt täglich einen Mittelalterumzug mit allen Teilnehmern, und Besucher können beim Bogenturnier, einem Schwertkampf oder einem Bruchenballturnier ihre Kräfte messen.

Zum ersten Mal ist heuer der Salzbader beim Mittelalterspektakel dabei. Zwei große Zuber hat "Bader" Franco Needham aufgestellt. Das Wasser dafür erhitzt er in einem Topf über dem offenen Feuer. Auch wenn es für die Besucher so aussieht: Ganz ohne Technik geht es auch beim Bader nicht. Gasthermen sorgen für eine gewisse Grundwärme in den Zubern, die 1500 und 2000 Liter fassen. Er würde sonst Stunden brauchen, um das Wasser zu erhitzen, sagt Needham. Wer ein Bad nehmen will, muss sich trotzdem rechtzeitig anmelden. Vor allem ab den Abendstunden hat er reichlich Badegäste, die das feuchte Vergnügen - innen wie außen - schätzen.