Schrobenhausen
Vorankommen mit viel Energie und klaren Zielen

SZ TRIFFT Tanja Jenter, die seit mehr als einem Jahr den Klimaschutz in Schrobenhausen weiterentwickelt

14.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr
Sie packt an: Neben zu vielen Plastiktüten im Leben der Schrobenhausener möchte die städtische Klimaschutzbeauftragte Tanja Jenter auch andere Themen wie mehr Elektromobilität und Fahrradfreundlichkeit in den Köpfen der Menschen verankern. −Foto: Burgstaller

Schrobenhausen (SZ) Sie liebt es, klare Ziele zu formulieren: Tanja Jenter. Die 27-Jährige ist seit mehr als einem Jahr die Klimaschutzbeauftragte der Stadt Schrobenhausen.

Und das nicht nur, weil damals ihre Vorgängerin Doris Rottler den Job gewechselt hat. Nein; so gibt Jenter zu, das Thema Klimaschutz begleite sie bereits seit ihren Jugendtagen. Was lag da also näher, als an der Universität einen Masterabschluss in Energietechnik hinzulegen?

Und seit ihren ersten Arbeitstagen geht Jenter mit viel Energie daran, den Klimaschutz in Schrobenhausen nach vorne zu bringen. „Wir sind in Sachen Klimaschutz schon sehr weit“, stellt Jenter mit einem gewissen Grad an Zufriedenheit fest, wenn sie auf ihre bisherige Arbeit schaut. Dazu gehört auch das Projekt „Kindermeilen“. Damit sollen vor allem junge Menschen zum Radfahren animiert werden. Es gebe aber auch Initiativen, die die Schulen von sich aus setzen würden. Dazu zählen für Jenter Kleidertauschbörsen wie sie die Maria-Ward-Realschule anbietet. „Das war ein Vorschlag, den ich nur mal am Rande erwähnt habe, der dann aber sofort von der Schule aufgegriffen wurde“, erzählt Jenter. Auch das Reparaturcafé des Seniorenbeirates hat sie nun unter ihre Fittiche genommen, schließlich habe Reparieren statt Wegwerfen von Geräten etwas mit Nachhaltigkeit und damit auch mit Klimaschutz zu tun.

Die bayerische Klimawoche, eine Ausstellung unter dem Titel „Klimazeugen“ und das Stadtradeln sind Aktionen, die Jenter in Schrobenhausen unterstützt. Und beim Stadtradeln zeige sich, dass die Zeit auch Erfolge mit sich bringe. Denn die jährliche Aktion, bei der die Bürger innerhalb von drei Wochen so viele Kilometer wie möglich mit dem Rad zurücklegen sollen, hat heuer einen Kilometerrekord gebracht. Und damit auch einen Rekord bei der Einsparung von klimaschädlichem Kohlendioxid (wir berichteten).

Die Fahrradmobilität liegt Jenter ganz besonders am Herzen. In Schrobenhausen solle der Verkehrsanteil der Fahrradfahrer bis 2025 auf 20 Prozent kommen. So lautet eines der klaren Ziele, die sich Jenter gestellt hat. Seit fünf Jahren gehört die Stadt der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Deutschland an. In zwei Jahren, so wünscht es sich Jenter, solle Schrobenhausen mit dem Titel „Fahrradfreundliche Kommune“ zertifiziert werden: „Das ist ein Ziel, auf das ich ganz fest hinarbeite.“ Darum setzt sich Jenter auch dafür ein, dass Ladestationen für Elektroräder errichtet werden. „Der Bund übernimmt durch gezielte Fördergelder zirka 40 Prozent der Kosten“, sagt Jenter. Apropos Mobilität und Strom. Auch da hat Jenter ein klares Ziel: „Wir hoffen ja, dass in zehn Jahren nur noch Elektroautos durch die Stadt fahren.“ Der Elektromobilität gehöre die Zukunft.

Eine Grundlage für Jenters Arbeit ist das 2013 verabschiedete integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Schrobenhausen, das konkrete Ziele enthält, die bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollen. Neben der Mobilität, den kommunalen Liegenschaften und der Industrie haben die Väter des Papiers auch den Energieverbrauch der privaten Haushalte im Auge. Mit Abstand am meisten Energie verbrauchten demnach die Unternehmen in Schrobenhausen mit etwa 75 Prozent. „Das ist ein Punkt, wo wir unbedingt ansetzen müssen“, betont Jenter. In diesen Bereich fällt ein anderes Projekt der Stadt namens Energiekarawane. Dabei sollen in sanierungsbedürftigen Quartieren Bewohnern Energieberatungen angeboten werden. Experten sollen mit Hausbesitzern Kontakt aufnehmen und mit ihnen konkret besprechen, was verbessert werden könne. Perspektivisch wünscht sich Jenter, dass die Energiekarawane zur Dauereinrichtung werde. Und da ist wieder eines dieser klar formulierten Ziele: „In 20 Jahren will ich, dass die Karawane einmal durch jedes Wohngebiet gezogen ist“, sagt sie mit einem Lächeln.

Und, wie nehmen die Schrobenhausener das auf? „In den Umweltbildungsaktionen reagieren die Leute sehr gut“, stellt die Klimaschutzbeauftragte zufrieden fest. Bei anderen Veranstaltungen wie den Ausstellungen wäre aber noch mehr Resonanz wünschenswert, man treffe halt meistens die gleichen Leute. Immerhin: „Das Thema ist in den Köpfen“, freut sich Tanja Jenter. Das macht ihr Mut. Es soll ja schließlich weitergehen.