Schrobenhausen
Energiebündel zwischen Pädagogik und Betriebswirtschaft

SZ TRIFFT Jana Gerstmair, die neue Leiterin der Schrobenhausener Volkshochschule

22.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Ihre Energie reicht für zwei: Jana Gerstmair hat viele Ideen, die sie als neue Leiterin der vhs noch umsetzen möchte. −Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Das Büro der Chefin? Belegt; ein Kollege braucht es für ein Beratungsgespräch während der Handwerker die Räume der Schrobenhausener Volkshochschule fest im Griff haben.

Das Esszimmer im zweiten Obergeschoss scheint frei zu sein. Doch kaum steht der Kaffee auf dem Tisch lugt jemand rein, und merkt an, dass jetzt ein Kurs in dem Zimmer stattfinde. Also erneut umziehen. Es geht nach nebenan in die Lehrküche der vhs. Jana Gerstmair, die neue Leiterin des Weiterbildungsinstitutes, improvisiert und macht aus einem offiziellen Gesprächstermin kurzentschlossen so eine Art Ministehparty zwischen drei Kochzeilen.

Die 52-jährige Wahl-Aresingerin ist ein Energiebündel. Das wird schon bei der ersten Begegnung klar. Gerstmair hat viele Ideen für das Haus, das sie zum Jahresbeginn von Benno Bickel übernommen hat. Und eine der Ideen hat definitiv auch mit dieser Küche zu tun. Miteinander kochen, gemeinsam etwas auf die Teller bringen und dann miteinander essen und reden - das könnte doch ein idealer Teambildungsprozess sein, sagt Jana Gerstmair. Und sie hat auch schon vor Augen, wer sich dafür interessieren könnte: So ein Kurs doch eine ideale Ergänzung für Firmen sein.

"Ich möchte die Menschen für dievhs begeistern."

Jana Gerstmair

 

Die Mutter von drei Kindern ist Chefin von etwa 250 Dozenten, die verschiedenste Kurse in der Volkshochschule anbieten. Etliche von den Dozenten sind bereits seit 25 Jahren und mehr bei der Schrobenhausener vhs. Ohne sie, das weiß Gerstmair, könnte sie noch so viele Ideen haben, es würde einfach an der Umsetzung hapern. Damit die Dozenten nicht weniger werden, ist sie immer auf der Suche nach neuen Menschen, die ihr Wissen auch gerne ehrenamtlich oder gegen ein kleines Honorar an andere weitergeben wollen. "Wir lassen unsere Dozenten nicht alleine", sagt Gerstmair. Sie werden vor ihrem ersten Einsatz pädagogisch geschult. Besonders freuen würde sich Jana Gerstmair auch, wenn jüngere Dozenten - also ab 16 Jahren - zur vhs stoßen würden und neue Ideen mitbrächten. "Kommen sie einfach auf uns zu", ist Gerstmairs einfache Devise.

Auf jemanden zukommen gehört auch zu einer ihrer Zukunftsideen für die vhs. Jana Gerstmair kann sich gut vorstellen, dass die vhs mit ihren Kursen "auch vor Ort geht". Ins Altenheim, in Kindergärten, in Schulen oder auch Firmen. Sprachkurse könnten doch auch in Kleingruppen stattfinden, meint Gerstmair. Und dank der ständig wachsenden Digitalisierung könnte die vhs über sogenannte Webinare die Kursinhalte in Zukunft via Internet direkt in jeden Haushalt tragen. So könnte die vhs Menschen Bildung ermöglichen, die nicht einfach zu festen Zeiten aus dem Haus gehen könnten, sei es, weil sie als Alleinerziehende oder durch Krankheit an ihre Wohnungen gebunden seien.

Für das aktuelle Semester hat die vhs derzeit rund 1900 Anmeldungen für etwa 300 Kurse zu verzeichnen. Fast 70 Personen stehen noch auf Wartelisten, weil manche Kurse ausgebucht sind. Andere Angebote sind noch frei. Darum rät Gerstmair auch, sich trotzdem anzumelden. Zwar sei die vhs weiblich, wie Gerstmair sagt, weil der Frauenanteil der Kursbesucher bei rund 80 Prozent liege. Doch die Männer seien im Aufwind. Der Renner unter den Kursen haben viel mit Bewegung und Gesundheit zu tun, wie Gerstmair erklärt. Tanzen, Pilates, Zumba und ähnlich Schweißtreibendes zieht die Menschen in den Spiegelsaal der vhs.

Das sind für Jana Gerstmair, die ihre berufliche Heimat bei der Sparkasse und später der Sparkassenakademie hatte, die Kurse, die Geld in die Kasse der vhs bringen. Viele andere Kurse seien nur möglich, weil es von der öffentlichen Hand Zuschüsse gebe. Da ist die Stadt Schrobenhausen ganz vorne dabei, wie Gerstmair sagt. Einerseits müsse die vhs wirtschaftlich arbeiten, anderseits müsse sie trotzdem ein breites Bildungsangebot für viele Zielgruppen machen. "Das wird wohl auch in Zukunft der Spagat sein, den ich schaffen muss", so Gerstmair. "Es muss möglich sein, dass wir auch Menschen aller Altersgruppen und Nationalitäten, aber auch aus sozial schwachen Verhältnissen den Zugang zu Bildung ermöglichen." Und darum sagt sie: "Ich möchte die Menschen für die vhs begeistern." Dazu zählen für sie auch die zahlreichen Kochkurse. Schließlich kommen in vielen Familien auch alle in der Küche zusammen, um sich über die Ergebnisse des Tages oder, was sie sonst bewegt hat, auszutauschen, weiß Gerstmair aus ihrer eigenen Mehrgenerationen-WG daheim.