Robert
Ein Papst als Vorbild

11.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:09 Uhr
Seit 16 Jahren ist Robert Skrzypek Pfarrer von Heilig Geist in Mühlried. Der nüchterne Betonbau täuscht. Das Leben in Kirche und Pfarrei ist ausgesprochen abwechslungsreich. Zahlreiche Ehrenamtliche setzen sich in 40 Gruppierungen für kirchliche Belange ein. −Foto: Wöhrle

Robert Skrzypek wollte schon als Kind Pfarrer werden. Der 50-Jährige wuchs in der Nähe von Krakau auf und war schon als Jugendlicher fasziniert von Karol Wojtyla, der als Papst Johannes Paul II. Weltgeschichte schreiben sollte.

Wenn man von der besonderen Bedeutung weiß, die Johannes Paul II. für Robert Skrzypeks Leben und Werdegang hatte und hat, dann kann man nur staunen, wenn man den Mühlrieder Pfarrer in seinem Büro im Pfarrzentrum Heilig Geist erzählen hört. Am Todestag dieses großen Papstes, am 2. April 2005, war er zusammen mit einer Besuchergruppe aus seiner Pfarrei in Rom auf dem Petersplatz, am Vortag hatte er gemeinsam mit anderen Geistlichen in der Peterskirche die Heilige Messe gefeiert. "Das war ein großes Erlebnis", erinnert er sich.

Der Pole auf dem Petrusstuhl wurde und wird von vielen Menschen verehrt, von seinen polnischen Landsleuten aber ganz besonders. "Er war für uns schon zu Lebzeiten ein Heiliger", erklärt Robert Skrzypek. Für ihn persönlich sei Johannes Paul II. ein großes Vorbild gewesen. Viele Male hat er ihn bereits zu seinen Zeiten als Bischof und später Kardinal von Krakau erlebt. An die erste persönliche Begegnung im Jahr 1997 bei einem eucharistischen Kongress in Breslau kann er sich noch genau erinnern. "Das war das schönste und größte Ereignis meines Lebens", versichert er.

Pfarrer Robert, wie er in seiner Pfarreiengemeinschaft genannt wird, ist in Bochnia bei Krakau aufgewachsen. Bis zum Abitur blieb er in der Stadt, die bekannt ist für ihre Salzbergwerke. Nach der Schule studierte er an der Päpstlich Theologischen Fakultät in Breslau katholische Theologie und wurde 1993 in Breslau zum Priester geweiht. "Ich wollte schon immer Pfarrer werden", erzählt er. Schon als kleiner Bub in der ersten Klasse durfte er mit besonderer Erlaubnis des örtlichen Priesters als Ministrant den Dienst am Altar mit verrichten. Seine Familie hat seine Berufung mit Stolz unterstützt. Sein früh verstorbener Vater hat seine Priesterweihe leider nicht mehr erlebt. Mit seiner Mutter und seinem Bruder steht er aber in regelmäßigem Kontakt. Bei seinem 50. Geburtstag, den er vor wenigen Wochen in Mühlried gefeiert hat (wir berichteten), waren beide mit dabei. Und auch Pfarrer Robert selbst fährt in regelmäßigen Abständen in die alte Heimat, meist zweimal im Jahr. Neun Stunden ist er im Schnitt unterwegs, um die 1000 Kilometer von Mühlried nach Bochnia zu bewältigen.

Nach seiner Priesterweihe war Pfarrer Robert drei Jahre Kaplan in Lodz, ehe er für drei Jahre zurück nach Breslau ging. "Ich war Betreuungsseelsorger in unserem Priesterseminar", berichtet er. Damals gab es in Polen noch sehr viele Jugendliche, die einen geistlichen Beruf ergreifen wollten. Das hat sich seither etwas geändert. "Es gibt immer noch viel Nachwuchs, aber nicht mehr so viel wie früher", weiß Pfarrer Robert. Doch einen Pfarrermangel wie in Deutschland gebe es nicht: "Wir haben immer noch viele Priester." Im Schnitt komme in Polen auf 1000 Katholiken ein Pfarrer.

Im Jahr 1999 kam Pfarrer Robert "durch Zufall" nach Deutschland, wie er erzählt. In der Katholischen Mission für Polen in Frankfurt gab es einen Krankheitsfall und Robert Skrzypek sprang ein. Damals hat er auch angefangen Deutsch zu lernen. "Ich habe vorher kein Wort gekonnt", erinnert er sich. Nach seiner Zeit in Frankfurt nahm er in Friedberg ein pastorales Zusatzstudium auf. Danach war er zehn Monate in St. Martin in Augsburg tätig, ehe er für ein Jahr zurück nach Frankfurt - diesmal als Kaplan - ging. Als die Pfarrerstelle in Mühlried ausgeschrieben war, bewarb er sich und wurde genommen. Seither betreut er die Katholiken in dem Schrobenhausener Stadtteil sowie, seit der Pfarreienreform, zusätzlich die katholischen Gläubigen in Edelshausen. "Ich fühle mich sehr wohl hier, aber ich weiß auch, dass meine Zeit hier langsam zu Ende geht", sagt er und fügt hinzu, dass er persönlich dies schade finde. Denn die Pfarreiengemeinschaft ist äußerst aktiv, nicht zuletzt dank Pfarrer Roberts verdienstvollen Wirkens. "Wir haben einen großen Schatz in der Pfarrei", betont er. "Das sind viele engagierte Menschen. Sie setzen sich in verschiedenen Gruppierungen ein und machen die Pfarrei lebendig." Insgesamt 40 Gruppierungen existieren in der Pfarreiengemeinschaft Mühlried und Edelshausen, darunter sind sechs verschiedene Musikgruppen. Auch die Jugendarbeit, die von 26 Gruppenleitern betreut wird, ist äußerst lebendig. Und auch um den Ministrantennachwuchs muss sich Pfarrer Robert keine Sorgen machen. Rund 40 Ministranten verrichten regelmäßig den Dienst am Altar.

Wer sich über die Pfarreiengemeinschaft Mühlried und Edelshausen genauer informieren möchte, kann übrigens einen Blick auf die Homepage (www.pfarrei-hlgeist.de) werfen, die von Pfarrer Robert selbst gestaltet wird. "Das ist mein Hobby", verrät er.