Pfaffenhofen
Für bürgerliche Werte

Freie Wähler küren Albert Gürtner und Rudi Koppold zu Direktkandidaten im Stimmkreis Pfaffenhofen

18.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Finanzexperte Rudi Koppold wird die Freien Wähler als Direktkandidat in den Bezirkstagswahlkampf führen.

Pfaffenhofen/Wolnzach (SZ) Die Freien Wähler im Stimmkreis Pfaffenhofen haben ihren Kreisvorsitzenden Albert Gürtner zum Direktkandidaten bei der Landtagswahl im Oktober nominiert. Zum Bezirkstagskandidaten wurde einmal mehr Rudi Koppold aus Schrobenhausen gekürt.

Das aktuelle Bürgerbegehren gegen die Straßenausbaubeitragssatzung ist die Standarte, unter der die Freien Wähler in den bevorstehenden Landtagswahlkampf ziehen. Und doch ist es nur das zweitwichtigste Diskussionsthema bei der Aufstellungsversammlung in Wolnzach: Thema Nummer eins bleibt die Stimmkreisreform vor sechs Jahren. Als "wahltaktische Überlegung Seehofers" geißelt die Eichstätter Landtagsabgeordnete Eva Gottstein in ihrem Vortrag den aus Freie-Wähler-Sicht verhängnisvollen Neuzuschnitt der bayerischen Stimmkreise im Jahr 2012: Aus den zwei großen Gebieten Pfaffenhofen-Schrobenhausen und Ingolstadt-Neuburg wurden damals ohne Rücksicht auf die Landkreiszugehörigkeit von Scheyern, Gerolsbach und Hohenwart drei deutlich kleinere Stimmkreise geformt.

Die Folgen für die Freien Wähler waren bekanntlich bitter. Bei der Landtagswahl 2008 hatten noch drei Freie Wähler über die Liste den Sprung ins Maximilianeum geschafft: Claudia Jung aus dem Landkreis Pfaffenhofen, Markus Reichhart aus Ingolstadt und Eva Gottstein aus Eichstätt. Nach dem Neuzuschnitt hat es nur noch für Gottstein gereicht. Jung und Reichhart wurden abgewählt.

Wie Gürtner vorrechnet, sei durch die unliebsame Reform die Zahl der Wähler im Stimmkreis Pfaffenhofen um fast ein Drittel von über 110 000 auf 80 000 gesunken. Das heißt, dass auch bei gleichem prozentualen Abschneiden weniger Zweitstimmen erzielt würden - und ein Einzug in den Landtag über die Liste somit deutlich unwahrscheinlich ist.

Die Stimmkreisreform erklärt übrigens auch, warum mit Rudi Koppold ein Schrobenhausener im Landkreis Pfaffenhofen antritt: 2008 zog der FW-Politiker für den damals noch gemeinsamen Stimmkreis Pfaffenhofen-Schrobenhausen über die Zweitstimmen in den Bezirkstag ein. Nach der Stimmkreisreform 2013 kandidierte er allerdings nicht im neuen Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen, sondern aus alter Verbundenheit in Pfaffenhofen. Um gerade einmal 350 Stimmen reichte es aber nicht mehr für den Wiedereinzug.

Das soll sich heuer ändern: "Unsere Region muss wieder stärker in Land- und Bezirkstag vertreten sein", schwört Koppold nach der Nominierung (siehe Kasten) auf den Wahlkampf ein. Möglich machen soll das auch ein strategischer Trick: Die FW-Direktkandidaten in der Region treten in Nachbarstimmkreisen als Zweitstimmenbewerber an - und können so auch dort Stimmen gewinnen, somit den Nachteil des kleinen Stimmkreises ausgleichen und die Chance auf ein Mandat verbessern. "Packen wir miteinander an, dann haben wir eine Chance", appelliert Koppold.

Auch Gürtner schlägt einen kämpferischen Ton an: "Wir freien Wähler stehen für bürgerliche Werte, sind stark in den Kommunen verwurzelt und kennen die wirklichen Probleme der Leute." Wichtige Themen sieht er in gleichen Lebensbedingungen in der Stadt und auf dem Land, im Umgang mit dem demografischen Wandel sowie der Förderung der regionalen, kleinbäuerlichen Lebensmittelerzeugung. Und vor allem auch in der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Das Thema habe zwar jüngst auch die CSU für sich entdeckt - "aber nur, um Schadensbegrenzung vor der Wahl zu betreiben", kritisiert Gürtner. Schließlich sei es der designierte CSU-Ministerpräsident Markus Söder gewesen, der 2013 über 30 000 Sozialwohnungen der Gemeinnützigen Bayerischen Wohnungsaktiengesellschaft an einen Privatinvestor "verscherbelt" habe. Gürtner unterstreicht die Rolle der Freien Wähler als die konservative Kraft in Bayern, die bei der CSU den Finger in die Wunde legt. Stichwort G 9. Oder aktuell die Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung. "Ohne unsere Initiativen hätte die CSU da auch in zehn Jahren nicht drangedacht."