Peutenhausen
Große Gewichte, große Namen

SZ-Schüler-Reporter Miran zu Besuch bei Sportgeräte Schnell

17.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Um gezielt trainieren zu können, gerade im Bereich der Rehabilitation nach Unfällen oder Verletzungen, bedarf es jeder Menge Know-how und technisch ausgefeilter Geräte. Miran durfte auch selbst ans Gerät. Im Bild oben links sieht ihm Annica Hansen, eines der Werbegesichter der Schnells, zu - Fotos: Petry

Peutenhausen (SZ) In einem Fitnessstudio war Miran schon, für ein Schulprojekt. Seither kennt er die Marke „Schnell“. Jetzt durfte der SZ-Schüler-Reporter einen Blick hinter die Kulissen des Unternehmens werfen, das 1957 gegründet wurde.

Seither konnte es seinen Ruf am Weltmarkt kontinuierlich ausbauen. Die heiligen Hallen stehen oben am Berg. Nachdem SZ-Schüler-Reporter Miran selbst Gachenbacher ist, weiß er natürlich Bescheid. Die Firma Schnell, die kennt man. Das Unternehmen exportiert in alle Welt, bis nach Australien, wie er später beim Besuch von Geschäftsführer Achim Schnell erfährt, der das Unternehmen seit vielen Jahren zusammen mit seinem Bruder Klaus leitet.

Über 30 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Sie sind die Denkfabrik, die Tüftelecke, die Technikfüchse, die es immer wieder schaffen, die Welt mit neuen Ideen für noch effizienteres Training zu verblüffen. Schon oft war es die Firma Schnell, die Trends setzte. In Deutschland ist das Unternehmen im Bereich der hochwertigen Trainingsgeräte Marktführer, in der Welt im Konzert mit einigen anderen ganz vorn dabei.

Achim Schnell, nicht der Hauch eines Bauchansatzes ist unter seinem Businesshemd zu erkennen, führt Miran durch das Unternehmen. Und zwar dahin, wo die ganz schweren Teile sind. Stahl. Die Basis für die Geräte, mit denen auch viele Spitzensportler trainieren. Maria Höfl-Riesch? Klar kennt er die, der Miran. Viktoria Rebensburg? Was, sie auch? Felix Neureuther, natürlich! Lauter Ski-Asse. Mehrere Bundesleistungszentren arbeiten mit Schnell-Geräten, setzen sie ein, um die Athleten auf den Punkt fit zu bekommen. Allzu viele Namen mag Schnell aber nicht nennen, eine Frage der Diskretion. Nur so viel: Es sind viele, viele Leute, die man kennt.

Achim Schnell zeigt Miran, wie die schweren Bauteile für die nächsten Produktionsschritte vorbereitet werden, nach den Plänen, die selbstverständlich auch im eigenen Haus gezeichnet werden. In der Lackiererei werden die Stahlteile dann mit Farbpulver beschichtet. Miran darf selber ran, nimmt das pistolenähnliche Gerät und legt los. Macht man ja auch nicht alle Tage.

Dann geht es auch schon in die Montage. Hier zeigt Achim Schnell, warum sich das Peutenhausener Unternehmen eine eigene Pulverbeschichtungsanlage leistet: Die Farbe ist enorm widerstandsfähig. Und das muss sie auch sein, wie er erklärt, denn in den Reha-Zentren und Fitnessstudios dieser Welt gibt es schon Belastungen für die Geräte. Eine unbedachte Bewegung mit einer Hantel in der Hand, und schon macht es „klonk“! Macht aber nichts. Achim Schnell greift zum Hammer, lässt ihn auf einen lackierten Geräteträger sausen – es macht zwar Lärm, aber keine Kratzer. Alles ist hier ausgereift, bei den Schnells, die jahrzehntelange Erfahrung lässt sich in allen Details erkennen.

Miran darf auch einen Blick ins Innenleben der Geräte werfen: Es sind etliche kleine Stellmotoren, Getriebeteile, Platinen mit Mikrochips, jede Menge Kabel, die sich hinter der so scheinbar unscheinbaren Außenhaut verbergen. Und Speicherkarten. „Wie groß sind die“, will Miran wissen. „Wir brauchen keine übergroßen Datenmengen“, erklärt ihm Achim Schnell. Die meisten Geräte des Unternehmens sind aber schon eine ganze Weile darauf ausgerichtet, dass Trainierende ihre Daten abspeichern können. Wenn sie dann auf ihrer Runde zu einer Maschine kommen, können die via Speicherkarte die Sitze und die Hantelwinkel so einstellen, wie sie beim letzten Mal abgespeichert wurden. Mit der Zeit, als damals Firmengründer Josef „Bubi“ Schnell Deutscher Meister im Gewichtheben wurde, hat das alles nicht mehr viel zu tun. Anstrengen muss man sich bei der Arbeit mit Gewichten heute aber auch noch.

Das darf Miran auch gleich selbst ausprobieren. Es geht in den schicken Showroom, in dem die Schnell-Geräte, die es aktuell gibt, ausgestellt sind. Miran staunt nicht schlecht, als er sich im Raum umsieht. Allerdings nicht nur wegen der Trainingsgeräte. Denn an der Wand hängt – überlebensgroß – einer seiner Lehrer. „Was macht denn der Herr Kehrer da“, fragt Miran. Achim Schnell muss lachen. Ja, der Herr Kehrer, den hatte er ja selbst auch einst in der Schule. Der frühere Bundesligatischtennisspieler ist eines der Werbegesichter von Schnell.

„Wir haben einen fitten Herrn in den besten Jahren gesucht“, erzählt Achim Schnell, „dann sind wir auf ihn gekommen.“ Und Hans Kehrer hat nicht lange überlegt. Heute ist er in etlichen Firmenprospekten zu sehen, unter anderem auch mit einer jungen, blonden Dame, die Miran auch irgendwie bekannt vorkommt. „Die hab ich doch schon mal im Fernsehen gesehen“, überlegt er. Und tatsächlich: Annica Hansen, Pro7-Moderatorin und Model – die kennt man doch. Neulich hat sie bei Stefan Raabs „Schlag den Star“ die Dschungel-Queen Larissa Marolt klar besiegt. Kein Wunder, sie trainiert seit Jahren mit Schnell-Geräten. „Sie ist schon eine ganze Weile eines unserer Werbegesichter“, sagt Achim Schnell.

Dann aber geht es an die Geräte, und Miran erfährt, welche Rolle das Hebelgesetz spielt. „Das hattest du noch nicht in Physik, oder“, fragt Schnell, und Miran schüttelt den Kopf. „Je weiter das Gewicht vom Drehpunkt entfernt ist, umso schwerer wird es“, erklärt Miran. Und fühlt es dann auch. Oh ja. Angewandte Physik kann zu Muskelkater führen.

„Für welche Körperteile bauen Sie eigentlich Geräte“, will Miran wissen. „Für alle!“, erwidert Achim Schnell. „Auch für die Zehen“, hakt Miran da nach und grinst. „Okay, für die Zehen nicht“, sagt Schnell und lacht. „Aber für fast alles andere schon!“ Zum Beispiel für den Rücken, und da hört Miran ganz genau zu. Er war nämlich einmal beim Brettspringen in einem Hallenbad unsanft auf dem Beckenrand gelandet, das hat ganz schön wehgetan. „Mhm, tut gut“, sagt Miran, nach einigen Wiederholungen in der Rückenmaschine. „Trainieren Sie eigentlich selbst“, fragt er. „Zu wenig“, sagt Schnell, wobei er so gar nicht den Eindruck macht, untrainiert zu sein. „Ich schau halt, dass ich mittags dazu komme“, sagt er noch.

So perfekt, wie die Geräte wirken, fragt sich Miran dann doch dies: „Wie kann man denn eigentlich immer noch etwas besser machen“ Achim Schnell grinst wissend, wahrscheinlich hat er die nächsten Trümpfe längst im Ärmel. „Es gibt immer etwas, das man noch verbessern kann, denn es gibt immer wieder neue Erkenntnisse“, sagt er. Hinter den Kulissen werden die Peutenhausener Tüftler schon wieder dabei sein, neue medizinische Studien auszuwerten und umzusetzen.