Petersdorf
Ein letztes Mal zur WM

Crowdfunding für Stephan Mägele: Er leidet an Muskelschwund und braucht 18 000 Euro für einen neuen Sportrollstuhl

01.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:07 Uhr

Stephan Mägele sammelt Geld für einen extrem leistungsstarken Sportrollstuhl. - Foto: Marsal

Petersdorf (SZ) "Ich hätte nie gedacht, dass Stephan nochmal Hockey spielen kann", sagt Anita Mägele. Stephan ist ihr 26-jähriger Sohn, der seit seiner Kindheit an Muskelschwund leidet und im Rollstuhl sitzt. Seine Lebenserwartung liegt im frühen Erwachsenenalter.

Als er Mitte des Jahres fast zwei Monate im Krankenhaus verbrachte, sah es nicht gut aus. Doch Stephan Mägele erholte sich vom Pneumothorax, einer krankhaften Luftansammlung im Brustkorb. "Wider Erwarten", wie seine Mutter sagt. Nun hat er einen großen Traum: die Elektrorollstuhl-Hockey-Weltmeisterschaft 2018 in Italien.

Sein Sport gibt ihm Halt, das Training ist der Höhepunkt seiner Woche. Stephan Mägele spielt in der Bundesliga bei den Munich Animals und für die deutsche Nationalmannschaft. Um diesen Sport auszuüben, brauchen die Spieler einen speziellen Rollstuhl, der über 15 000 Euro kostet. Sein aktueller ist sechs Jahre alt. Mit ihm ist er auf einer WM nicht mehr konkurrenzfähig.

"Die beiden Motoren bringen nicht mehr genug Leistung, die Batterien sind schwach, die Rückenlehne passt nicht mehr", zählt Stephan Mägele auf. Außerdem ist die Ausstattung nicht mehr ausreichend, da sich sein körperlicher Zustand in den vergangenen Jahren verschlechtert hat.

Inzwischen muss er 24 Stunden am Tag beatmet werden, was gleichzeitig eine Betreuung rund um die Uhr bedeutet. Denn wenn das Gerät einmal ausfällt, bringt es Stephans Körper auf eine Eigenatmung von lediglich zwei Minuten. "Es nervt ihn, dass ihm ständig jemand hinterherdackelt, aber es geht nicht anders", sagt Anita Mägele.

Den letzten Sport-Rolli finanzierte die Familie selbst. "Einen neuen können wir uns einfach nicht leisten", muss sich die Mutter des Nationalspielers eingestehen. Da keiner weiß, wie schnell sich der Gesundheitszustand ihres Sohnes verschlechtert, will sie aber alles dafür tun, um ihm eine weitere - vermutlich die letzte - Teilnahme an einer WM zu ermöglichen.

Die Mägeles machten sich Gedanken, wie sie an einen neuen Rolli, der Stephans Bedürfnissen gerecht wird, kommen. Die Krankenkasse zahlt nichts, da es "nur" ein Hobby ist, obwohl es für den 26-Jährigen weit mehr als das bedeutet. Der Rollstuhl für den Alltag wird bezahlt.

Das Crowdfunding ist jetzt gestartet: Geld sammeln per Internet. Ein Mitspieler aus der Nationalmannschaft, Jörg Diehl, brachte Stephan Mägele auf die Idee, es mit Crowdfunding, also Gruppenfinanzierung, zu versuchen. Über die Plattform fairplaid.org will er nun Geld sammeln, um sich den Turbo Twist Sport 3 der Schweizer Firma Deogonda Rehab zu finanzieren. Die Aktion läuft 21 Tage. "Ein bisschen Bammel habe ich schon", gesteht Stephan Mägele, der die Kampagne gut vorbereitet hat: Es gibt einen Flyer, er hat Briefe an Stiftungen und Organisationen geschrieben und Produkte herausgesucht, die die Spender kaufen können. "Ich habe zum Beispiel Torwart-Handschuhe von Oliver Kahn", sagt der Bayern-Fan.

Unterstützer können aber auch spenden, ohne etwas zu kaufen. Ausschlaggebend ist, ob am Ende der festgesetzte Betrag zusammenkommt. Bei Stephan Mägele sind es exakt 18 770 Euro. Ist diese Summe nach der Laufzeit von genau 21 Tagen nicht erreicht, bekommen die Spender ihr Geld zurück. Einen Plan B hat Stephan Mägele übrigens nicht, er baut auf seine Unterstützer.