Oberlauterbach
Ein Fest der Eigenständigkeit

Die Oberlauterbacher feiern das 150-jährige Bestehen ihrer Pfarrei – Erster Priester war Joseph Jemiller

24.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:04 Uhr

 

Oberlauterbach (SZ) Es war ein besonderes Jubiläum für die Oberlauterbacher: Die Mitglieder der dortigen Pfarrgemeinde feierten 150 Jahre Pfarreierhebung. Am 14. Oktober 1864 wurde der Aresinger Ortsteil eine eigenständige Pfarrei – auch dank des Geistlichen Joseph Jemiller.

Strenge liegt in seinem Blick, und Entschlossenheit. Mit wachen Augen schaut er auf die Gläubigen seiner Pfarrei, auch noch 145 Jahre nach seinem Tod. Joseph Jemiller war der erste Priester in Oberlauterbach. Der Ort wurde am 14. Oktober 1864 zur eigenständigen Pfarrei erhoben. Die Loslösung von Schrobenhausen war dem Geistlichen ein großes Anliegen und er trieb die Entwicklung energisch voran. Nach der Unterzeichnung des Loslösungsvertrags wirkte er aber nur rund viereinhalb Jahre als Oberlauterbacher Pfarrer, bevor er im Alter von 64 Jahren starb. Ein Jahr vor seinem Tod wurde Jemiller von dem Aresinger Kunstmaler Johann Baptist Hofner porträtiert. Das Gemälde hängt nun in der Sakristei der Oberlauterbacher Kirche. Dieser Platz ist der sichtbare Ausdruck der Bedeutung, welche die Gläubigen Pfarrer Jemiller zugestehen.

Für den Ort war die Erhebung ein einschneidendes Ereignis, wie Pfarrer Roland Schwarz in seiner Predigt beim Festgottesdienst am vergangenen Sonntag betonte. Darum haben die Oberlauterbacher das 150-jährige Bestehen ihrer eigenen Pfarrei auch zurecht ausgiebig gefeiert. „Sie wollten unbedingt eine eigene Pfarrei sein, die von keiner anderen Pfarrei abhängig ist“, sagte Schwarz. Der Geistliche wirkte zwölf Jahre lang in Oberlauterbach. Zum 1. September legte er die Seelsorge in die Hände von Pfarrer Michael Menzinger, der seit diesem Tag verantwortlich für die neugegründete Pfarreiengemeinschaft Aresing-Weilach ist, zu der auch Oberlauterbach gehört. Schwarz hat sich als Ruhestandsgeistlicher in Bad Wörishofen niedergelassen. Anlässlich des Jubiläums ließ er es sich aber nicht nehmen, die Messe zu zelebrieren.

Schwarz ist Doktor der Kirchengeschichte und hat bereits für den Oberlauterbacher Kirchenführer viele Informationen über die Pfarrei zusammengetragen. In seiner Festpredigt ging er vor allem auf die massiven Bestrebungen der Gläubigen ein, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. So liegen die Anfänge der Eigenständigkeit im Jahr 1835. Mit Joseph Jemiller, der 1843 als Benefiziat nach Oberlauterbach kam, trugen die Bemühungen nach und nach Früchte. „Eine Pfarrei konnte damals nicht so ohne weiteres errichtet werden“, erklärte Schwarz. „Denn es war nicht so sehr die Sache des Bischofs, als vielmehr die Sache des Königs von Bayern.“ Aufgrund der Säkularisation sei dieser auch der Patronatsherr in Oberlauterbach gewesen. Schloss Hohenschwangau bei Füssen war letztlich der Schauplatz der großen Entscheidung. Dort unterzeichnete König Ludwig II. von Bayern am 14. Oktober 1864 den Loslösungsvertrag. Auch der Stadtpfarrer von Schrobenhausen musste zustimmen. „Wahrscheinlich war er froh, dass er die Oberlauterbacher los hatte“, resümierte Schwarz in seiner Predigt.

Seitdem ist viel passiert, wie der Ruhestandsgeistliche weiter ausführte: Schon 1890 wurde die Pfarrkirche St. Wenzeslaus von dem Kunstmaler Balthasar Lacher ausgemalt, 1957 entstand ein neuer Friedhof, eine neue Orgel gab es 1994. Von 1998 bis 2000 wurde das Gotteshaus renoviert, der Wenzeslausbrunnen 2006 saniert. Die letzte Bauaktion bisher war die Wegsanierung im Friedhof 2012. „Das alles konnte nur geschehen, weil die Pfarrangehörigen etwas für ihre Pfarrei übrig haben.“

Daran hat sich auch nach 150 Jahren nichts geändert. Obwohl die Oberlauterbacher Teil einer größeren Pfarreiengemeinschaft sind, sind sie nach wie vor eigenständig, wie die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Andrea Weinbauer und die Kirchenpflegerin Zenta Schmaus betonen. „Wie alle anderen Parteien der Gemeinschaft auch“, sagt Schmaus.

Schon Wochen vor dem Kirchweihsonntag, den die Oberlauterbacher für ihr 150-Jahr-Fest auserkoren hatten, stiegen Pfarrgemeinderat, Kirchenverwaltung und viele weitere Helfer in die Vorbereitungen ein. Vor allem das Konzert am Nachmittag, bei dem der Männergesangverein Aresing, die Kirchenchöre von Aresing und Oberlauterbach sowie einige Solisten die Zuhörer begeisterten, verlangte intensive Probenarbeit. Organist Martin Felber hatte alle Hände voll zu tun, die Mühe hat sich gelohnt. „Es war ein tolles Bild, die voll besetzte Kirche zu sehen. Und die Resonanz war durchweg positiv“, schwärmt Weinbauer. Zum Ausklang der Feierlichkeiten gab es ein meterlanges Kuchenbuffet bestehend aus 26 Backwerken der Oberlauterbacher Frauen. „Und keine Torte gab es doppelt.“