Niederscheyern
Lieber Gemüse auf dem Grab

Martina Schwarzmann bietet drei Stunden Pointen und kluge Gedanken

29.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:42 Uhr

Ein wahres Pointen-Feuerwerk brannte Martina Schwarzmann in der voll besetzten Niederscheyerer Halle ab. Fast drei Stunden lang erlebten die Besucher eine Ausnahmekabarettistin in Bestform - Foto: Vogl

Niederscheyern (SZ) Fast drei Stunden lang hat Martina Schwarzmann in der Niederscheyerer Halle einen ausverkauften Saal zum Toben gebracht. Mit Gitarre, scharfer Zunge und Gedichtband im Anschlag überzeugte sie mit originellen Pointen, Beobachtungsgabe und klugen Gedanken.

Martina Schwarzmann betritt die Bühne in der „roten Bluse vom Flohmarkt: da ist wohl gerade jemand in meiner Größe gestorben.“ Und sie hat das Publikum vom ersten Moment an mit dem Programm und Ziel des Abends „Gscheid gfreid“ im Griff, gewinnt durch ihre bodenständige Art und durch ihre durchwegs originellen Pointen sofort die Herzen der Zuhörer. Martina Schwarzmann singt einige Lieder, wie etwa das vom Siebzigsten der Tante Helga: „Weil jetzt bin ich aufs Erbe nicht mehr angewiesen.“ Man erfährt von der Schuhcreme, die aus alten Autoreifen im Thermomix hergestellt wird und sinniert mit ihren Verwandten, ob sich für „dreimal im Jahr die Pille noch lohnt.“ Und man erfährt von einem mehr schlecht als recht verheirateten Paar, wo der Mann von der Gattin nur eine „Halbe“ pro Tag zugebilligt bekommt: „Der bräuchte aber mehr, um das auszuhalten.“

Schwarzmanns Gagdichte ist enorm hoch. Das Publikum kommt kaum zum Luftholen, schon provoziert sie den nächsten Lacher. Beiläufig erzählt sie zwischen den Liedern und Gedichten, dass sie „über 20 Kilometer von dahoam weggheirat hat – no risk no fun.“ Und warum sie einmal auf der Reeperbahn aufgetreten ist: „Ich dachte, bevor die alle zu mir kommen, komm lieber ich.“

Sie ist durch und durch bayrisches Naturkind. Lebt zusammen mit Hennen, Mauerseglern, und Chamäleons in Altomünster. Berichtet vom Fuchs, der bei „40 000 Biberl im Hennastall an Burnout kriagt“, pflegt die Gräber der angeheirateten Verwandtschaft am Friedhof: „Wenn ein Geschwür blühen tat, tat’s ausschauen wie Eisbegonien“. Und will auf ihrem Grab überhaupt einmal lieber Gemüse haben: „Weil die Verwandten eher kommen, wenn’s noch was zu holen gibt.“

Sie hat derbe Momente, aber auch feinsinnige, verträumte Passagen. Zum Beispiel, wenn sie sich mit einem Regenwurm im Blumentopf auf eine philosophische Reise begibt: denn „zwischen Christbaum und Brennholz liegen oft nur vierzehn Tage“. Das richtig Schöne an ihrem Programm ist, dass es in jedem Augenblick überraschend und originell ist, eigenständigen Humor und eine eigene Poesie bietet. Und Martina Schwarzmann ist verdammt gut darin.

Eine Viertelstunde übernimmt ihr „Praktikant“ Christoph Weiherer das Publikum: „des kost aber nix extra. Des ist wie der Keks beim Cappuccino, der ist einfach dabei“, ergänzt Martina Schwarzmann. Auch Weiherer kommt bei den bestens gelaunten Pfaffenhofenern gut an. Fast drei Stunden und eine Pause später tobt der Saal und das Publikum erklatscht sich eine lange Zugabe von der Ausnahmekabarettistin, die diese Bezeichnung wirklich verdient hat.