Neuburg
Tauschring in Not

Sinkende Mitgliederzahlen: Das Interesse ist bei Weitem nicht mehr so groß wie zu Beginn

01.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:08 Uhr

Neuburg (SZ) Dem Neuburger Tauschring gehen die Mitglieder verloren, jetzt wurde über eine mögliche Auflösung diskutiert - die allerdings abgewendet werden konnte.

Krisenstimmung im Gasthof Pfafflinger: Die Auflösung des Tauschringvereins stand im Raum. Grund dafür war, dass die Mitgliederzahlen stetig fallen und von den ehemals knapp 50 Leuten nun keine 18 Mitglieder mehr übriggeblieben sind. Es erfolgte eine Befragung jedes einzelnen Mitglieds, ob er oder sie aussteigen oder dabei bleiben möchte. Schließlich stimmte die Mehrheit mit "Ja, ich bleibe weiter dabei". Doch damit waren noch nicht alle Probleme beseitigt. Die bisherige Kassiererin stellte an diesem Abend ihr Amt zur Verfügung und verließ gleichzeitig den Tauschring. Daher musste ein anderes Mitglied gefunden werden, das die Tätigkeit in Zukunft übernehmen möchte. Diese Aufgabe ist damit verbunden, das Geld, das aus Mitgliedsbeiträgen oder Punktekauf zusammengekommen ist, zu verwalten und Rechnungen zu begleichen. Nach einigem Hin und Her meldete sich ein Freiwilliger, womit das weitere Bestehen des Tauschrings vorerst gesichert werden konnte.

Anschließend wurden einige Änderungen verkündet, wie die Abschaffung des Mitgliederbeitrags von zuvor zehn Euro pro Jahr. Hiervon wurde zum Beispiel das Porto für Briefe bezahlt, die an Mitglieder verschickt wurden, die kein Internet oder keine E-Mail-Adresse besitzen. Zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde Markus Schnepf, der bisher unter anderem für die Gestaltung der Internetseite zuständig war. Ihm fällt nun die schwere Aufgabe zu, den Verein wieder auf die Beine zu bringen.

Der Tauschring besteht bereits seit 16 Jahren und geht auf eine Idee der Agenda 21 zurück. Die Mitglieder treffen sich offiziell alle zwei Monate, abwechselnd am Dienstag und am Mittwoch, sodass auch die Beteiligten, die dienstags keine Zeit haben, die Möglichkeit haben, zu den Treffen zu erscheinen.

Das Prinzip ist, Dienstleistungen untereinander zu tauschen, dafür aber kein Geld verlangen oder bezahlen zu müssen. "Zeit ist praktisch Geld", erklärt ein Mitglied. Für jede Stunde, in der man einem anderen Mitglied beispielsweise beim Umzug geholfen hat, bekommt man zwölf Punkte gutgeschrieben. Diese kann man wiederum bei einem beliebigen Mitglied einlösen und eine Dienstleistung in Anspruch nehmen. Kosten für Anfahrt oder Material werden allerdings privat bezahlt. Das Punktesystem gilt lediglich für die erbrachte Dienstleistung, also die geleistete Arbeit. Die Dienstleistungen reichen von Garten- und Näharbeiten oder Hilfe im Haushalt über das Ver- und Ausleihen von Anhängern bis hin zur Hilfe bei Problemen mit dem Computer. Wer etwas gut kann oder gerne macht, bietet es an und nimmt umgekehrt Hilfe bei Arbeiten an, die er alleine nicht bewältigen kann. Die Angebote sind in einem Heft vermerkt. Schwierigkeiten mit Personen, die Angebote annehmen, dann jedoch ihrerseits keine Leistung erbringen, gibt es laut Auskunft der Mitglieder eher selten.

Fazit: Der Tauschring bleibt vorerst bestehen. Hält der Trend der sinkenden Mitgliederzahlen allerdings an, wird die Zukunft zeigen, wie es mit dem gut gemeinten, bargeldlosen Helfen weitergeht.