Neuburg
Keimzelle eines jeden Bieres

80 000 Tonnen Getreide durchlaufen jedes Jahr die Donau-Malz-Fabrik in Neuburg

25.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

In den heiligen Hallen der Mälzerei: Geschäftsführer Markus Burteisen (links) und der Neuburger Betriebsleiter Martin Schubert im 53 Meter hohen Rundturm, wo das Malz mehrere Ebenen von oben nach unten durchläuft und behutsam zum Keimen gebracht wird. - Fotos: Schanz

Neuburg (SZ) Malz ist die sprichwörtliche Keimzelle eines jeden Bieres. Knapp 60 000 Tonnen des im Reinheitsgebot verankerten Grundstoffs verlassen jedes Jahr die Donau-Malz in Neuburg. Das Getreide stammt ausschließlich aus Deutschland, der Großteil aus Bayern.

Dem Bierliebhaber läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn er in die malzig-süße Duftglocke eintritt, die das Unternehmen in der Spreestraße umgibt. Lastwagen voller Korn steuern die große Entladegosse an. In riesigen Silos lagern 38 000 Tonnen Getreide, gerade werden noch drei neue Behälter für weitere 8000 Tonnen gebaut. Im Inneren der riesigen Hallen entsteht daraus Malz - ein natürlicher Prozess, der kurioserweise fast vollständig automatisiert abläuft.

Unter der Kontrolle von gerade mal 18 Mitarbeitern durchlaufen täglich 270 Tonnen Getreide, Braugerste und Brauweizen, die drei Verfahrensschritte weichen, keimen und darren. Nur Wasser und die richtige Temperatur bringen die kleinen Körner in Schwung, lösen ein kleines Wunder der Natur aus, lassen filigrane Keime sprießen. "Wir brauchen keine Chemie, kein gar nix. So viel zum Thema Reinheitsgebot", sagt Geschäftsführer Markus Burteisen. Für die insgesamt 42 Beschäftigten in den beiden Mälzereien in Neuburg und Bamberg bedeutet das aber auch: keine Kompromisse bei der Sauberkeit. Besonders im Sommer können sich sonst schnell Schimmelpilze heranbilden. Maschinenarme wenden die feuchten Kornmassen immer wieder. Innerhalb weniger Tage bilden sich auf der Tenne die Keimlinge - und im Korn werden die Enzyme aktiviert, die später beim Brauen so elementar wichtig sind.

In der dritten Produktionsstufe wird es heiß. In der Darre wird das Malz getrocknet, je nach Art bei Temperaturen zwischen 70 und 120 Grad - die Öfen heizen an 365 Tagen im Jahr. "Unsere Trocknungsanlage läuft im Winter und im Sommer, und im Sommer haben wir sogar den höchsten Energiebedarf", sagt Betriebsleiter Martin Schubert. Hier kommt die Neuburger Nahwärme ins Spiel. Die Energie aus den benachbarten Glaswerken, die ebenfalls rund um die Uhr produzieren, wird in der Donau-Malz ein zweites Mal genutzt und beheizt anschließend noch Büroräume. "Die Infrastruktur ist vor Ort, und vom Naturschutz- und Nachhaltigkeitsgedanken her haben wir uns dazu entschieden", sagt Burteisen und lobt die Neuburger Stadtwerke, die Initiatoren des Projekts. Der Glaswerke-Mälzerei-Anschluss bildet das Herzstück des Nahwärmenetzes und einen Eckpfeiler des Energiebedarfs des Neuburger Donau-Malz-Werkes. Gegründet wurde der Mutterbetrieb, die Bamberger Mälzerei, schon 1888. Einige der markanten Backsteingebäude sind bis heute in Betrieb. 1972 gründete man dann das oberbayerische Werk an der Donau. Als nach der Wende die Mälzereien im Osten verschwanden, stieg die Nachfrage. Donau-Malz reagierte 1991 mit einer zusätzlichen Turmmälzerei. 2012 startete eine umfangreiche Renovierung, die Produktionsanlagen von 1973 wurden abgerissen und neu gebaut. Diese große Investitionsphase ist nun abgeschlossen.

Mit rund 50 Millionen Euro Jahresumsatz versteht sich die Mälzerei-Gruppe als mittelständisches Unternehmen. Burteisen betont die Eigentümerstruktur, die zu 100 Prozent in Händen der einstigen Gründerfamilien liegt. Das kommt auch bei den Kunden an, die beim Neuburger Malz zu 75 Prozent in Süddeutschland sitzen und weiterhin in Österreich, der Schweiz und in Italien zu finden sind.

Wie ist die Marktsituation? "Die nachgelagerte Produktionsstufe, die Brauereien, stehen in einem Verdrängungswettbewerb, es bestehen teilweise Überkapazitäten, denn der Bierkonsum sinkt", sagt Burteisen, sieht sich mit den geleisteten Investitionen aber gut aufgestellt. Grundsätzlich entscheide der Verbraucher. "Ich bin ein großer Verfechter des Reinheitsgebotes, weil ich weiß, dass wir in einer Branche arbeiten, in der sehr viel mit natürlichen Stoffen gemacht wird, und ich da weiß, was drin ist und wie das funktioniert", sagt der Geschäftsführer. Persönliche Lieblingsbiere der Beiden? "Ich bin Weißbiertrinker", antwortet Burteisen. "Ein reines Helles, mit einer guten Hopfennote", sagt Schubert.